Von Reisen, Corona und Plätzchen
Es ist viel passiert seit meinem letzten Update: Wir waren in drei Ländern innerhalb einer Woche, waren Corona Kontaktpersonen und haben die Adventszeit in Ungarn miterlebt.
Unser erster Urlaub
Nach nicht einmal zwei Monaten, die wir bereits in Pécs waren, näherten sich bereits die ersten Schulferien. Schnell stand der Plan, dass wir, also drei meiner Mitbewohnerinnen, zwei Spanierinnen, die wir seit dem Anfang kennen, und ich, in dieser Woche verreisen wollen und so haben wir uns gemeinsam an den Tisch gesetzt und angefangen zu planen. Es sollte erst nach Wien und dann noch für zwei Tage nach Bratislava gehen. Gemeinsam haben wir Zugverbindungen und Unterkünfte herausgesucht, und tatsächlich haben wir sehr schöne gefunden, nicht zu teuer und trotzdem ganz gut gelegen. Mit Vorfreude auf diese Reise sind auch die letzten Wochen arbeiten noch schnell vergangen. Kurz vor der Abreise dann doch noch eine schlechte Nachricht: Eine der beiden Spanierinnen hatte sich den Fuß verletzt, kann also doch nicht mitkommen. Leider führte diese Info erst einmal zu einer etwas angespannteren Stimmung, da es Unstimmigkeiten bezüglich des Geldes gab, dennoch war die Laune allgemein sehr gut als es dann erstmal richtig los ging. Mit dem Zug sind wir erst nach Budapest und dann nach Wien gefahren. Ein merkwürdiges Gefühl wieder unterwegs zu sein, vor allem auch wieder in deutschsprachigem Gebiet. Auch ist interessant, dass die Fahrt von Pécs nach Budapest etwa genauso lang ist wie die von Budapest nach Wien. (Wien wird im Ungarischen übrigen Bécs genannt, was zu manchen Verwirrungen geführt hat, als andere gefragt haben wohin wir fahren.)
In Wien angekommen scheint die Sonne bei strahlend blauem Himmel. Für mich war es das zweite Mal dort, nachdem ich bereits einmal bei einem Schüleraustausch mit meiner Klasse dort war. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deswegen war es sehr schön diese Stadt nochmal ganz neu zu entdecken. Die Tage waren voll mit Programm, meistens mit mindestens einer von meinen Mitreisenden aber in seltenen Fällen auch alleine. Wir sind in Museen unterschiedlichster Art, wie das Sissi Museum in der Hofburg oder ein Museum über optische Täuschungen, gegangen, sind die 343 Stufen des Stephansdoms hoch gegangen, mit Masken (!), hatten Spaß im Prater, haben leckeren Kuchen oder Topfenstrudel in netten Cafés genossen, haben die Staatsbibliothek besucht, haben den schönen Garten des Schloss Schönbrunns bewundert und noch vieles mehr. Das ganze Programm und der Fakt, dass wir sehr viel gelaufen sind, um Kosten bei öffentlichen Verkehrsmitteln zu sparen, haben dazu geführt, dass wir, als wir uns mit dem Bus auf in Richtung Bratislava machten, schon relativ müde waren. Wir waren uns eigentlich alle einig, dass wir die zwei Tage dort eher ruhig angehen lassen wollten. Und genau das haben wir getan, wir sind durch die Stadt geschlendert, haben uns die Burg Bratislava und die Slavín Statur ganz in Ruhe und mit viel Zeit angeschaut. Die Stadt selber ist deutlich kleiner als Wien, was aber nach den zwar schönen aber eben auch anstrengenden Tagen, echt angenehm war. Nachdem wir uns mehr oder weniger alles angeschaut hatten was wir uns anschauen wollten, und auch die letzten Postkarten losgeschickt waren, haben wir uns wieder auf den Rückweg gemacht, mit schönen Erinnerungen und eindeutig viel zu vielen Fotos im Gepäck.
Das Willkommensseminar
Schon drei Wochen nach unserem Urlaub war es dann soweit. Wir hatten unser erstes Seminar in Budapest. Auf dem Hinweg gab es jedoch erst einmal Komplikationen. Unser Zug fuhr erst eine ganze Weile lang gar nicht, dann in die falsche Richtung, dann wieder zurück, um wieder stehenzubleiben, etwas weiterzufahren und wieder anzuhalten. Natürlich waren alle Ansagen auch nur auf Ungarisch, diese also zu verstehen eine Sache der Unmöglichkeit. Glücklicherweise konnte eine nette Dame neben uns etwas Englisch, viel mehr als dass es technische Schwierigkeiten gäbe und niemand wüsste wie lange das noch dauert, konnte sie uns allerdings, mangels Informationen, auch nicht sagen.
Aber irgendwann kamen dann auch wir in Budapest an. Untergebracht waren wir in einer Unterkunft direkt an der Donau, eigentlich sehr schön gelegen, nur leider auch relativ weit weg vom Zentrum, sodass spontane Ausflüge nach dem Programm eher schwierig waren. Besagtes Programm bestand zum großen Teil aus Spielen zum Teambuilding, persönlich fand ich die ganz spaßig, ich mochte die Challenges zum Beispiel gemeinsam eine Geschichte zu bilden, aus vielen Fotos, von denen man selber aber nur eins oder zwei gesehen hat. Was jedoch schnell mühsam wurde, war die Auswertung danach. In verschiedenen Zusammenstellungen mussten wir immer wieder unsere Rolle im Team analysieren, was zwar am Anfang interessant sein kann, aber nach dem dritten Mal doch anstrengend wird, gerade wenn alle ihre Rolle im großen Kreis erklären sollen. Abgesehen davon war es aber sehr schön, wir haben viele sehr verschiedene Freiwillige aus ganz Europa kennengelernt, viel gelacht und Spaß bei zum Beispiel einer Karaoke-Nacht gehabt, aber konnten uns auch über ernstere Themen unterhalten. So habe ich mich zum Beispiel an einem Morgen beim Frühstück mit anderen darüber unterhalten, wie krass es eigentlich ist, dass wir so frei innerhalb Europas reisen können, während Freiwillige aus Russland, der Türkei oder anderen Ländern die nicht Teil der EU sind ewig auf ein Visum warten müssen und mit deutlich mehr Papierkram zu kämpfen haben. Auch wurde mir während des Seminars wieder einmal bewusst, was für ein Glück ich mit meinem Projekt habe, als ich mit Freiwilligen geredet habe, die in ihrem Projekt nichts zu tun haben und wo auch die Betreuung nur mäßig ist. Da bin ich wirklich froh in einem Projekt zu sein, welches mir Spaß macht und top Betreuung bietet.
Corona
Corona wird in Ungarn interessant behandelt. Wir haben bisher nicht viel „Offizielles“ mitbekommen können, aufgrund der Sprachbarriere, dennoch ist selbst uns schnell aufgefallen wie viel Skepsis es gegenüber dem Thema gibt und wie wenig Maßnahmen. Maskenpflicht in Innenräumen ist erst seit ein paar Wochen wieder eingeführt worden, Schulen, bzw. Schulische Institute können selber entscheiden, ob sie eine einführen, und das soziale Leben, also Bars, Clubs und ähnliches, läuft uneingeschränkt weiter. Diese „Leichtigkeit“ mit Corona umzugehen ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits muss ich echt zugeben, dass es zwischendurch echt gut getan hat Corona mal für kurze Zeit zu „vergessen“, andererseits verschwindet Corona dadurch ja leider nicht. Die Zahlen sind in Ungarn sehr hoch und so kam es dann auch, dass sich eine der Spanierinnen mit Corona infizierte und ein Schnelltest positiv war. Dadurch kamen wir dann zum ersten Mal in Kontakt mit dem Vorgehen bei einem solchen Fall, und es gibt durchaus Sachen die etwas, sagen wir, kurios waren: Der Schnelltest von besagter Person wurde nicht mit einem PCR Test verifiziert, das wird wohl zumindest in Pécs einfach nicht gemacht, der Schnelltest reicht aus. Da wir kurz davor Kontakt mit ihr hatten, wurden wir während der Arbeit zur Seite genommen, in einen anderen Raum gebracht und sollten ebenfalls einen Schnelltest machen. Das dies viel zu früh war und der Test deshalb gar nicht positiv sein könnte (zumindest nicht, falls wir uns bei unserer Mitfreiwilligen angesteckt haben sollten) wurde hierbei nicht in Betracht gezogen. Auch interessant: Unsere Mentorin und unser Chef haben bei dieser Gelegenheit ihren ersten Schnelltest überhaupt gemacht. Wie sie zwei Jahre Pandemie, ohne jemals einen Schnelltest zu machen, überstanden haben, ist mir bis heute schleierhaft. Naja, unsere Tests waren jedenfalls, wie erwartet, negativ (zum Glück). Dennoch haben wir uns selbständig dazu entschlossen, uns in Quarantäne zu begeben und uns nochmal nach ein paar Tagen zu testen. Zum Glück waren auch diese Tests alle negativ, unserer Mitfreiwilligen ging es auch gut und so sind wir nochmal glimpflich davongekommen. Spannend war es jedenfalls, und es ist sicherlich nicht das letzte Mal, dass wir mit Corona in Kontakt kommen werden. Glücklicherweise sind wir alle geimpft und holen uns jetzt auch alle noch unsere Booster Impfung, was zumindest die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs einigermaßen gering hält (wenn auch natürlich nicht eliminiert).
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt
Und irgendwie ging die Zeit so schnell herum, dass es bereits Adventszeit war. Eine meiner Flatties (Mitbewohnerin) hatte die sehr schöne Idee, einen Adventskalender für unser Haus zu machen. Jede von uns hat an drei Tagen den anderen vier Personen etwas Kleines geschenkt, ob Gutscheine oder kleine selbstgemachte Dekoartikel, es war alles dabei und hat viel Freude bereitet. Zusätzlich hat Sabeth auch noch einen Adventskranz selber gebastelt. Am ersten Adventssonntag haben wir dann alle gemeinsam (viele) Plätzchen gebacken und sehr kreativ dekoriert. Tatsächlich waren neben den klassischen Weihnachtsbäumen, Glocken oder Ähnlichem auch Weinflaschen, Süßkartoffeln und weitere kreative Plätzchen dabei. Natürlich wurde währenddessen auch Weihnachtsmusik gehört.
Auch im Kindergarten wurde fleißig Advent gefeiert, es wurde gebastelt, gesungen (auf Ungarisch und auf Deutsch) und mit einem Puppentheater Weihnachten nachgespielt. Übrigens: In Ungarn gibt es den Weihnachtsmann so nicht! Die Geschenke bringt entweder das Christkind oder die Engel; was Familien machen, die nicht christlich sind, aber trotzdem Weihnachten feiern wollen, weiß ich nicht. Den Nikolaus gibt es aber (Mikolas) und so haben wir ihm dieses Jahr etwas ausgeholfen und für alle Kinder in der Daycare Tassen bemalt und mit Süßigkeiten, Stiften und Obst gefüllt. Die Kinder haben sich, glaube ich, gefreut. Auch sind wir zwei Mal Schlittschuhlaufen gegangen, wobei ich dabei eher weniger elegant war. Spaß gemacht hat es trotzdem und lernen kann ich ja auch noch (vielleicht).
Am Wochenende des 3. Advents war ich dann mit Sabeth erneut in Budapest, um die Weihnachtsmärkte zu besichtigen. Gleichzeitig haben wir dort auch nochmal ein paar Freiwillige gesehen (draußen und meistens mit Maske) und haben gemeinsam Glühwein genossen. Übrigens: Falls ihr jemals auf die Idee kommt, euch einen elektrischen Roller in Budapest auszuleihen, um schneller von A nach B zu kommen, seid gewarnt; es macht zwar extrem viel Spaß, damit durch die Straßen zu kurven, dauert jedoch ewig, die Roller wieder zu parken. Wir hatten zumindest das Problem, dass uns die App immer wieder gesagt hat wir wären in einer „No-parking“ Zone, obwohl wir es nicht waren. Letztendlich haben wir den Roller dann inmitten des Heldenplatzes stehen gelassen; das war der einzige Ort wo dies möglich war. Naja es hat dann ja immerhin geklappt und insgesamt war es ein sehr schöner Tripp.
Und dann war es auch schon so weit: Die ersten von uns sind nach Hause gefahren. Da ich die letzte bin, die nach Deutschland zurück fährt, habe ich allen Tschüss sagen können. Gleichzeitig bedeutete das für mich aber auch etwas mehr Arbeit, da ich als letztes das Haus verlassen habe. Ich war so oder so mit Putzen dran (jede Woche wechseln wir), aber zusätzlich musste unsere Tiefkühltruhe abgefroren und dann eben geputzt werden, da diese komplett voll mit Eis war. Und natürlich macht man das, wenn diese und der mit angeschlossene Kühlschrank möglichst wenig gebraucht wird, also wenn möglichst wenige da sind. Außerdem wird es Bauarbeiten in unserem Haus geben, so dass große Teile der Küche mit Bettlaken und ähnlichem abgedeckt werden mussten. Das bedeutet natürlich mehr Arbeit, die ich auch gerne mache, es ergibt auch gar kein Sinn, dass das jemand anderes macht, aber als ich dann von einem Tag auf den anderen erfahren habe, dass schon bevor ich weg bin, Elektriker kommen, um sich alles anzuschauen und die Elektrizität aus zwei Wänden zu nehmen, wodurch ich dreiviertel des Tages nicht nutzen konnte, wurde es doch etwas stressiger, als ich gedacht hatte. Zudem musste ich ziemlich spontan noch einen PCR Test machen, um in Wien umsteigen zu dürfen. Das alles hat dazu geführt, dass die letzten Tage ein wenig anstrengender als geplant waren. Umso glücklicher bin ich jetzt im Zug zu sitzen, auf dem Weg zu meiner Familie, während ich Weihnachtslieder höre. Ich wünsche allen die feiern schöne und entspannte Weihnachten, allen anderen schöne (hoffentlich) freie Tage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
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