Zweiter Advent einmal anders
Adventsstimmung bei Kerbchen in Bulgarien - anders als gewohnt, aber auch das hat seinen Reiz. Wenn dann erst mal die Fenster abgedichtet sind, kann auch die Gemütlichkeit mit Tee und Plätzchen kommen.
So, da es nun schon wieder eine ganze Weile her ist, dass ich mich gemeldet hab, gibt’s jetzt hier mal ein paar kleine Anekdoten und Neuigkeiten aus dem Leben als Freiwillige in Bulgarien.
Wie verbringt man sonst so seinen zweiten Advent? Man zündet gemütlich die zweite Kerze des Adventkranzes an, isst vielleicht ein paar Plätzchen und sinnt bei einer Tasse Tee über das Leben nach... So oder ähnlich könnte es auch bei mir aussehen, wenn das Land nicht Bulgarien hieße und es momentan draußen nicht so kalt wäre.
Tja, Plätzchen hatte ich mir schon aus Deutschland mitgenommen (dort auch extra selbst gebacken) und Tee hätte ich eigentlich auch hier, wenn da nicht die Sache mit den Fenstern wäre... Danscho, mein Mentor, brachte mir nämlich ausgerechnet heute mein schon längst bestelltes Silikon mit und da auch hier inzwischen der Winter (so mehr oder minder) eingekehrt ist, beschloss ich also, heute meinen Tag nicht mit Tee oder sonstigen Leckereien zu gestalten, sondern mich um die Isolation meiner Fenster zu kümmern. Gott sei Dank hatte ich ein paar Wochen zuvor erst die Fenster in einem Waisenhaus isolieren und reparieren dürfen, sodass ich heute zumindest ein bisschen Übung hatte. :-)
So nebenbei - einen Adventskranz hab ich natürlich hier auch nicht und da Tannenzweige auch eher Mangelware sind, werde ich nun ganz improvisiert auf Hagebuttenzweige mit Strohanhängern umsteigen. Das sieht zwar wenig weihnachtlich aus – passend zum fehlenden Schnee- aber zumindest schmückt nun die Weihnachtsdekoration aus Deutschland mein Zimmer und lässt auch hier im Süden einen Hauch von Weihnachtsgefühl aufkommen.
Insgesamt hat sich in den letzen Wochen einiges getan. Meine neue spanische Mitbewohnerin Eva ist inzwischen hier eingekehrt und auch sonst gab es einige Entwicklungen in Sachen Freiwilligenarbeit.
Da meine Arbeit ja nun nicht so viel Zeit in Anspruch nahm, hatte ich beschlossen, mich selbst mal umzuhören und alle anderen Leute zu nerven, ob es denn nicht irgendwo etwas zu tun gäbe. Schließlich brachte mich meine Sprachlehrerin Zlatina auf die Idee, etwas mit den Kids aus dem Jugendzentrum zu gestalten und so bastelte ich mit den Kindern kurzerhand Weihnachtskarten, die als Geschenke an die Bewohner eines Altersheims und eines Waisenhauses gehen. Dort werden wir auch in Kürze zwei Nachmittage unter dem Motto „Weihnachten“ gestalten, an denen die Kinder singen und tanzen werden.
Apropos singen: da ja in Deutschland Weihnachtsbräuche nicht ganz vergessen sind und auch Bulgaren etwas davon mitbekommen sollen, fing ich ebenfalls damit an, mit den Kindern des Jugendzentrums das Lied „Oh Tannenbaum“ einzustudieren. Dieses Meisterwerk übrigens (was allerdings momentan noch etwas Übung braucht) wird auch an Weihnachten im Konzertsaal des Zentrums zu hören sein.
Weil die Bastelaktionen offenbar so großen Zuspruch bei den Kindern fanden, wird meine nächste Aufgabe nun ebenfalls sein, einen Bastelklub namens „Witch“ zu leiten, in den dann hoffentlich auch spanische Ideen von Eva einfließen werden.
Und noch etwas ist für die nächsten Wochen geplant: Durch die Hilfe der Leiterin des Jugendzentrums kam ich ins Gespräch mit einer Lehrerin der ersten Sprachschule in Varna, die mir das Angebot machte, zweimal die Woche in ihrem Deutschunterricht Nachhilfe in Sachen Aussprache zu geben. Ihr seht also, ich bin momentan gut beschäftigt!
Vor knapp zwei Wochen wagte ich auch den Schritt, mich für kurze Zeit wieder in meine Heimat zu begeben, um wenigstens meinen Freunden und Verwandten leibhaftig zu beweisen, dass ich nicht von bulgarischen Unterhändlern verkauft worden war. Diese zehn Tage habe ich sehr genossen und trotzdem musste ich doch feststellen, dass es mich wieder zurück nach Bulgarien zieht, vielleicht einfach, weil man hier unbekümmerter leben kann. Der Hauptgrund ist aber wahrscheinlich, dass ich einfach merke, dass meine Aufgabe hier noch nicht beendet ist und noch sehr viel Arbeit auf mich wartet, bis ich mit ruhigem Gewissen wieder zurückkehren kann.
Mit diesen Gedanken, einer Menge Optimismus und der Vorfreude darauf, dass ich Weihnachten mit meinen Eltern und meiner spanischen Mitbewohnerin in der bulgarischen Gastfamilie meiner Lehrerin verbringen kann, verabschiedet sich Eure Annika und wünscht allen anderen Freiwilligen weiterhin viel Mut und Hoffnung, sowie eine ungewöhnliche aber doch wunderschöne Adventszeit in weiter Ferne!