Zirkusfestival - der krönende Abschluss
neuer Teamgeist, erste Abschiede, letzte Aufführungen, - Reflektion
Der letzte Festivaltag ist rum und somit meine Mission für dieses Jahr abgeschlossen. Alle Gruppen haben erfolgreich gezeigt was sie dieses Jahr gelernt haben und auch ich habe mit ein paar kleinen Nummern in der Gruppe und vor allem (was mich besonders viel Überwindung gekostet hat) mit einer Solonummer für die Openstage meinen Beitrag zum Festival geleistet. Das Zirkusfestival fand dieses Jahr in der Turnhalle direkt an der Baustelle statt, in der in einem Jahr ein riesiges Zirkuszelt stehen soll. Ich hatte so meine Zweifel an der Idee das Thema einfach „Baustelle“ zu nennen und die Halle mit Absperrband und Warnhütchen zu dekorieren. Letztendlich hat es aber genauso funktioniert und die Halle mit kreativster Baustellendekoration und der passenden Beleuchtung sah plötzlich erstaunlich nach einer richtigen Bühne aus.
Die Eröffnungsfeier am Freitag vor einer Woche, war dementsprechend verrückt. Ein Kinderchor empfing den Bürgermeister und die Menschenmasse mit Baustellengeräuschen, danach wurde der erste Holzbogen mit Vertikaltuch für das zukünftige Zelt aufgestellt und dir erste Nummer vorgeführt. Anschließend ging es in die Halle in der wir von 8 Sängern und Sängerinnen in Mülltonnen stehend empfangen wurden während auf der Bühne bereits die ersten Tänze gezeigt wurden.
Mehrere Gruppen professioneller Artisten aus Madagascar, Mozambique, Frankreich und Guadeloupe hatten sich schon eine Woche vorher zusammengetan um gemeinsam eine Show für das bevorstehende Festival zu entwickeln. Akrobatik und Tanz auf höchstem Niveau, rhythmische Jonglage begleitet von Gesang und Luftartisik sorgten 10 Tage lang für gute Laune. Jeden Abend wurde dann zusammen gegessen, gesungen, gelacht und trainiert. Nach unserer Aufführung bei der Eröffnung waren Tjark und ich plötzlich keine Trainer mehr, sondern Artisten. Ein schönes Gefühl. Die Woche verging wie im Flug, die Kinder zeigten was sie konnten, die Erwachsenen räumten, schoben und kommandierten und abends war es das Maximum an möglicher zusätzlicher Anstrengung noch ein Fußballspiel zu schauen.
Der so langersehnte Teamgeist, der Trainer und Koordinatoren trat spätestens bei der Abschlussfeier gestern Abend ein. Es gab viele Entschuldigungen, viele Abschiede, viele Tränen und das wichtigste: eine Menge Wertschätzung! Alle Hierachien schienen sich mit einem Schlag aufzulösen und selbst der Direktor tanzte mit den Jugendlichen aus dem Vorort ausgelassen zum neusten Ghetto Hip Hop. Die Stimmung war bombastisch, nur ich war ziemlich erschöpft und auch ein wenig traurig, weil es für mich das Ende eines wunderschönen Jahres in Paris bedeutet.
3 Wochen bleiben mir noch und das Herz tut mir weh, wenn ich an den bevorstehenden Abschied denke. Ich habe hier so viele tolle Menschen kennengelernt und so viele wichtige Erfahrungen gemacht. Mein selbstgesetztes Ziel die 5 Keulen zu lernen, habe ich zwar leider nicht erreicht, es fehlt aber nicht mehr viel und wenn ich so darüber nachdenke, dann wird mir bewusst wie viele andere Dinge ich dafür gelernt habe. Selbstvertrauen steht dabei ganz oben.
Wo ich nächstes Jahr bin weiß ich noch nicht, aber ich weiß, dass ich jetzt anfangen will zu studieren und auch Lust habe wieder zu lernen. Paris wird es wohl eher nicht, aber vielleicht ja Berlin und vielleicht auch irgendeine kleine, für mich noch völlig unbedeutende Stadt in Deutschland. Zu entdecken gibt es immer irgendwas.