Wieder im (Un)Bekannten. Kapitel 2.
Wieso mein letzter Sommer irgendwie anders war.
Die letzten Monate brachten wieder viele Veränderungen mit sich. Von Shenyang nach Köln. Nach einem aufregenden Sommer bin ich nun in Müllekoven. Ich studiere in Bonn. Ich bin aus- und umgezogen. Vieles ist nun anders.
Da war ich wieder. Nach über 10 Monaten befand ich mich wieder auf deutschem Boden. Mit einem 20kg-Koffer voll chinesischem Tee, Erinnerungen und Reiseberichten. Mich begleiteten Sorgen und Freuden. Die Abschiede waren schwer, auch wenn es nicht meine ersten waren. In den letzten Wochen hatte ich wieder einmal verzweifelt versucht, mich auf das 'Unbekannte' vorzubereiten. Eine Stadt, ein Bett, Lieblingsmenschen und -orte warteten auf mich. Vertraut und eben doch fremd. Eben anders. Mich an mein Klavier zu sitzen und mir selbst beim Singen zuzuhören – war irgendwie anders. Ich ging wie vor einem Jahr am Rhein spazieren – etwas war anders. Ich traf mich mit alten Freunden, mit meiner Familie – ein anderes Gefühl. Ich genoss deutsches Brot und Mutters Käsekuchen – bewusster als vor einem Jahr. Ich saß an meinem Fenster und genoss die Aussicht – auf die Kölner Straße? Während meiner Abwesenheit hatte sich vieles verändert. Sehr vieles.
Nach einem spannenden Sommer kam ich dort an, wo ich heute sitze. In Müllekoven. „Was? Wo?“ Müllekoven, genau. Eine kleine, grüne Ortschaft, die zu Troisdorf gehört. Zwischen meinem geliebten Köln und dem hübschen Bonn, und direkt an der Siegaue. Hier leben knapp 2000 Menschen gemeinsam mit ihren Hunden, Kühen und Pferden. 20 min entfernt, in Bonn, ist meine Universität, in der ich in den nächsten Jahren wahrscheinlich viel Zeit verbringen werde. Psychologie soll es sein.
Nach meiner Zeit in der Großstadt Shenyang, die 8 Mio. Einwohner – diese Zahl lasse ich mir immer wieder auf der Zunge zergehen – umfasst, landete ich also hier. Zwischen Misthaufen und Apfelbäumen. Salopp gesagt. „Na, wie ist das so?“ - genauso, wie ihr euch das vorstellt: Anders. Natürlich ist es ungewohnt, 30 min auf den nächsten Bus warten zu müssen, anstatt mein 'mobike'(chinesisches Leihfahrrad) über mein Handy mit einem QR-Code zu entsperren. Anstatt im Park von chinesischen Senioren überholt zu werden, erschrecke ich jetzt die Kaninchen auf den Feldern, wenn ich joggen gehe. Meine Wohnsituation hat sich verändert. Es ist anders.
Wenn bei euch jetzt die Frage aufkommt, was denn besser sei - bitte ich euch einen Gang zurückzuschalten. „Deutschland oder China?“, diese Frage habe ich mir nie gestellt. Sie wurde mir gestellt. Ob „Köln oder Müllekoven?“, alles hat seine Vor- und Nachteile. Ich liebe Köln. In Müllekoven fühle ich mich wohl. Doch ganz egal, wo ich bin – das habe ich gelernt – es findet sich Potential für Glück. Wenn der Dom gerade keine Option ist, muss man manchmal eben auf zwei Toblerone zurückgreifen.
Komentarze