„ Wie kannst du Spaghetti mit einem Löffel essen?“ oder der 1. Akt
Halbzeit. 3 Monate in Griechenland und in einer internationalen WG. Ein Resümee in 4 Akten über das Zusammenleben mit anderen Kulturen. Es folgt Akt 1: Essen.
Mittagszeit in Griechenland. Meine neue Mitbewohnerin Laura, Jorge und ich essen unsere erste gemeinsame Mahlzeit zusammen. Traditionell italienisch gibt es Pasta. Fröhlich beginnen wir zu essen und ich, mir nichts weiter dabei denkend, hole mir einen Löffel zur Gabel, weil ich es eben immer so mache. Mamma Mia! Da weiten sich die Augen von Laura. „Neiiiiiiin. Du kannst doch Pasta nicht mit einem Löffel essen. Das tut meinen Augen weh. Wenn du zurück nach Deutschland fährst musst du auf jeden Fall ohne Löffel Pasta essen können. “ Ich lege etwas beschämt meinen Löffel beiseite und brauche ungefähr doppelt so lange um die Spaghetti irgendwie auf die Gabel zu rollen.
Man sollte meinen, dass es beim Essen innerhalb von Europa doch recht ähnlich zugeht, schaut man doch was bspw. die Japaner verrücktes essen, doch beim Zusammenleben mit einem Spanier und einer Italienerin bemerkte ich recht schnell einige Unterschiede. Das geht schon beim Frühstück los, was ich sehr gern ausdehne und am liebsten stundenlang mit Freunden, Brötchen, Marmelade, Obst, Käse und frisch gepresstem Orangensaft zu mir nehme. Völlig unverständlich für Südländer. Kaffee, eine Scheibe Toastbrot und das alles innerhalb von wenigen Minuten. Besonders merkwürdig für Laura aus Italien ist die Vorstellung früh etwas Herzhaftes zu sich zu nehmen. Jedes Mal wieder schüttelt sie den Kopf, wenn ich genüsslich in mein Käsebrot beiße. Der Vormittag geht herum und es ist Mittagszeit. Wir sind uns einig jetzt soll es was warmes sein. Doch ganz verdutzt schaut mich Jorge an, wenn ich dankend ablehne zum Wein, der für ihn zu jeder Mahlzeit dazu gehört. Mal ein Glas Wein zum Essen okay. Aber jeden Tag? „Ist gut fürs Herz und ein langes Leben.“ Naja. Ich hoffe auf ein langes Leben auch ohne das tägliche spanische Glas Wein. Beim Abendbrot scheiden sich die Geister dann völlig in unserer WG. Erst einmal die Zeit. Die Spanier und Italiener essen unglaublich spät. Abendbrot kann schon mal erst halb 11 auf den Tisch kommen. An sich hätte ich damit ja kein Problem damit, aber erstens sterbe ich davor vor Hunger und zweitens kann ich danach nicht schlafen mit so viel Essen im Bauch. Äußerst ungerecht, dass das sie alle so unglaublich schlank sind und offenbar 2 mal am Tag warm essen können ohne zuzunehmen wohingegen ich aufgehe wie ein Hefekloß. Am Anfang genoss ich es noch bekocht zu werden doch als ich aussah wie schwanger vom vielen Weißbrot und dem in Öl schwimmenden Essen beschloss ich dann doch wieder zu meinen alten Essensgewohnheiten zurückzukehren und abends einfach eine Scheibe Schwarzbrot und einen Salat zu essen.
Trotz der vielen Unterschiede genießen ich es zusammen mit meinen Mitbewohnern zu essen, zu kochen und ob es nun spanische Tortilla oder italienisches Tiramisu ist- die jeweils landestypische Küche auszuprobieren.
Voller Stolz kann ich jetzt sagen, dass ich mittlerweile mindestens genauso gut bin wie jeder Italiener im Pasta ohne Löffel essen. Danke Laura für die gute Schule ;-)