Wer erklärt mir die Wirklichkeit?
Zwiegespräch mit einem Papierfrosch
Eine gelbe Kugel.
Eine blau-lila-violett-grün-gelbe Kugel.
Eine durchsichtige Glaskugel.
Eine Glaskugel.
Ein Frosch.
Tuoms, heißt er.
Sein Leben ist einfach und schön.
Er hängt da.
Hängt so rum.
Hängt ab.
Er liebt mich.
Geboren wurde er vor nicht all zu langer Zeit.
In einer Stadt, nicht all zu weit weg.
Geburtshelfer war ein Kassenzettel.
Maßgeblich beteiligt am Glück der Stunde.
Auf der Glaskugel – ja auf der durchsichtigen Glaskugel -
befindet sich getrocknetes Erdbeerjoghurt.
In verschiedenen Formen.
Ein langer Strich und drei Punkte.
Die Punkte sind so rechts, neben, unten.
Rechts, neben, unten, aus Perspektive des Strichs.
Obwohl die Kugel ja eigentlich
– abgesehen von dem getrockneten Erdbeerjoghurt –
durchsichtig ist,
- oder vielleicht gerade deshalb? -
scheint und schillert sie farbig.
Wenn ich sie anschaue, sehe ich mich selbst.
Zweimal.
Normal und auf dem Kopf.
Oder, auf dem Kopf und normal?
Seltsam verzerrt oder der Wirklichkeit entsprechend?
Wer erklärt mir die Wirklichkeit?
Vielleicht benutzt Tuoms die durchsichtige Glaskugel als Spiegel.
Guckt hinein, ab und an,
und ist nicht zufrieden mit seinem Aussehen.
Nicht grün, sondern weiß?
Ja aber, ich bin doch ein Frosch.
Wo ist denn meine Zunge?
Können Andere denn überhaupt sehen, dass ich ein Frosch bin?
Will doch wert geschätzt werden, will doch geliebt werden!
Andere sollen doch sehen, wer ich bin.
Aber nicht genau wer ich bin.
Sie sollen sehen, dass ich wie sie bin und gut bin
und es wert bin, geliebt zu werden.
Aber Tuoms!
Du liebst doch mich!
Ist das nicht genug?
Ist denn dein Leben nicht einfach?
Du hängst so rum.
Angenehm.
Du willst mehr?
Wo willst du hin?
Du weißt es nicht?
Wie kannst du denn jemals den Weg zu etwas finden,
von dem du nicht einmal weißt was es ist,
geschweige denn wo es ist.
Ach so, du weißt was es ist.
Du willst geliebt werden.
Ach Tuoms, das ist ein weites Feld.
Und was tätest du denn dann mit der Liebe?
Weitergeben?
Das klingt gut.
Doch wer sagt dir,
dass du nicht auch eines Tages der Liebe überdrüssig werden kannst?
Du wirst süchtig werden,
nach mehr und nach fragen, betteln,
bis du merkst,
dass du nicht mehr so fühlst,
wie damals, als Liebe noch rar war.
Wo bin ich?
Weit weg.
Zurück, zurück, zurück.
Bin wieder bei dir Tuoms, bin wieder bei dir.
Ganz ruhig. Relax.
Hände auf deinen Schultern.
Es gibt nichts zu fürchten.
Reg dich nicht auf.
Ich bin da.
Ach so?
Du bist nicht nervös?
Du fürchtest dich nicht?
Du regst dich nicht auf?
Du brauchst mich nicht?
Was soll das denn.
Und das ist das schlimmste.
Ich begreife mich selbst nicht, sagte Tuoms.
Wie aber kann ich erwarten, dass andere mich begreifen,
wenn ich das selbst nicht kann.
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