Weil die Zeit sich so beeilt...
Die zweite Arbeitswoche hat bei DoroL begonnen. Trotz der langen Arbeitszeiten fühlt sie sich wohl. Das Projekt gefällt ihr gut, aber mit der Sprache gibt’s Probleme.
...ist morgen schon meine zweite Arbeitswoche in Litauen rum und ich hab soooooo eine Menge zu erzählen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Leider ist das mit dem Internet hier nicht so optimal, weil es in meinem Projekt ewig dauert und ich bis jetzt noch nix anderes gefunden hatte. Obwohl Vilnius angeblich ne Großstadt ist... Aber jetzt sitz ich hier in der Uni in der Bibliothek. Eine echte Odyssee, hier hinzukommen, man sollte annehmen, an einer Uni können einige Menschen Englisch oder Französisch, aber nix da! Aber jetzt hab ich’s geschafft und mittlerweile hab ich auch den Machtkampf mit dieser russischen Tastatur gewonnen, ha. Es hat etwas gedauert, bis ich mir erschlossen habe, wie ich Ausrufezeichen und vor allem das @-Zeichen machen kann, aber am Ende habe ich gesiegt. Jedenfalls habe ich nun endlich mal die Gelegenheit, aus meinem neuen Leben zu berichten.
Neues Zuhause
Also, ich wohne in Antakalnis, einem sehr schönen Stadtteil von Vilnius. Unsere Wohnung ist ziemlich zentral gelegen, nur zehn Minuten ins Zentrum und ganz viel grün drum herum, sogar einen Wald haben wir direkt hinterm Haus. Und es ist auch nicht so ein typisch sozialistischer Plattenbau, wie ich vorurteilsbelastet befürchtet hatte ;). Die anderen Freiwilligen wohnen in so einem Ding, hihi... Ich wohne hier mit vier anderen Freiwilligen, Babette aus Deutschland, Marianne aus Frankreich, Florian aus Österreich (aus Graz!) und Fausto (genialer Name, nicht wahr) aus Bella Italia - also richtig international. Außerdem sind hier noch Freiwillige aus Finnland, Armenien, Portugal und ganz viele andere aus Deutschland und Österreich, also werde ich meine Muttersprache wohl doch nicht so schnell verlernen...
Die Sprache
A propos Sprache, oioioi. In meinem Kopf herrscht ein extremes Sprachwirrwarr. In meinem Projekt rede ich mit der Gruppenleiterin Französisch, mit den anderen Freiwilligen meist Englisch oder Deutsch und mit den Behinderten, nun ja, Litauisch kann man das wohl noch nicht nennen. Ein, sagen wir mal, sehr interessantes Gemisch aus Wortbrocken, ausladenden Gesten und einer überaus aufschlussreichen Gesichtsmimik. Aber es funktioniert. Einigermassen. Taip, gerai, gerai. Einen languagecourse ist bis jetzt noch nicht in Sicht. Immer wenn ich meine Koordinatorin danach frage, heißt es.: „Sorry, I don’t know yet.“ Great. Aber das wird schon...
Mein Projekt
Das Projekt in dem ich arbeite, ist jedenfalls super. Ich bin im Matulaito Socialinis Centras. Hier gibt es zwei Gruppen mit jeweils sechs bis sieben Behinderten, die täglich von neun bis sechzehn Uhr von einer Hauptverantwortlichen und einem Freiwilligen betreut werden. Das heißt, ich muss jeden Morgen um neun Uhr anfangen und um zehn nach acht aus dem Haus, um dann mit Trolleybussus 19 zur Arbeit zu fahren. Ich bin im Übrigen immer die erste, irgendwie ist das mit der Pünktlichkeit hier anders... Vormittags machen wir immer irgendwelche Aktivitäten, also zum Beispiel Holzarbeiten (Holz schleifen, mit irgendwas anpinseln und anschließend Marienbilder draufkleben), mit Ton arbeiten, Musika, wir spielen Krepšinis (Basketball, echt DER Volkssport hier, genau der richtige Sport für mich...) und all solche Sachen. So gegen zwölf wird dann Tee getrunken und Brot und Kekse gegessen. Das muss ich immer mit zwei Behinderten, die Küchendienst haben, vorbereiten und nachher abwaschen, dann gehen wir fürs Mittagessen einkaufen, was ich dann auch mit den beiden zusammen kochen muss. Auf ganzen zwei Elektrokochplatten für acht Leute. Ich muss zugeben, ich bin noch nicht perfekt... Nach dem Abwasch ist es dann auch schon meist vier, halb fünf und dann darf ich nach Hause. Es ist anstrengend, macht aber auch wirklich Spaß, auch wenn ich mit meinen minimalen Litauischkenntnissen nicht soo die Durchsetzungskraft habe ;).
Ich bin im Übrigen die arme Sau von den Freiwilligen hier, die anderen fangen alle erst um elf, zwölf oder nachmittags an zu arbeiten, und dann höchstens vier Stunden... Da bin ich mit meinem Siebenstundentag echt gut dabei! Ausflüge machen wir auch. Letzte Woche waren wir für Equal Opportunities für Behinderte demonstrieren. Das war super und gestern oder vorgestern (ohje, mein Gehirn ist echt überfordert) waren wir auf dem Land in einem Sommerhaus einer Behinderten und haben gegrillt und sind spazieren gegangen und haben, wie immer, krepškinis gespielt. Das war echt schön, wir haben nämlich noch bobo vasara, Altweibersommer und seitdem ich hier bin, hat’s noch nicht einmal geregnet! Die Landschaft ist großartig...
Ich glaube, hiermit müsst ihr euch fürs erste begnügen. Es gäbe zwar noch einiges an Erlebnissen zu berichten, aber das verschiebe ich lieber auf ein andermal, denn jetzt ist es schon spät und ich möchte noch mit den anderen zu einem Mittelalterfestival hier im Park gehen. Aber bald bin ich wieder da, mit neuen Geschichten aus dem fernen Litauen... Das mit dem Fotos hoch laden funktioniert hier leider nicht, da ich die Karte nirgendwo reinschieben kann :(.