Warum Niederländer 1-Cent-Münzen hassen.
Ein Bericht über Supermarktbesuche in den Niederlanden, warum sich diese von denen in Deutschland unterscheiden und die Gründe dafür.
In ein anderes Land zu ziehen, bedeutet nicht nur, eine neue Sprache zu lernen, sondern auch, sich den jeweiligen Gewohnheiten und Normen des Landes anzupassen. Zwar sind diese Unterschiede, die einem im Alltag begegnen, bei einem Umzug von Deutschland in die Niederlande zugegebenermaßen wohl etwas geringer als beispielsweise bei einem Aufenthalt in Mittelamerika, dennoch existieren sie.
Selbst normale Erledigungen wie ein Supermarktbesuch können einen da vor unerwartete Herausforderungen stellen. Zuerst einmal gilt es, die richtige Kasse zu finden (je nach Bezahlungsart, also entweder Bargeld oder mit Karte). Je nach Supermarkt muss man hier jedoch auch darauf achten, die richtige Karte zu besitzen. (Meine Erkenntnis nach einem Monat in den Niederlanden: Karte ist nicht gleich Karte.) Hat man diese Hindernisse überwunden, sollte man folgendes Fettnäpfchen vermeiden. Der Verkäuferin das Geld für die 1,06€-teure Limonade passend geben? Nicht in den Niederlanden. Während sich jede deutsche Verkäuferin über dieses Detail wohl eher freut, sind die niederländischen Kollegen eher verwirrt. Nicht nur das, in meinem Fall wurde mir meine 1-Cent-Münze mit dem Satz „we don't like 1 cent coins here“ zurückgegeben.
Doch was hat es damit auf sich?
Seit September 2004 gibt es in den Niederlanden keine 1- und 2-Cent-Münzen mehr, weshalb die Geschäfte seitdem entweder auf- oder abrunden. Bei 1,57€ wird beispielsweise auf 1,55€ abgerundet, bei 4,98€ auf 5€ aufgerundet. Insgesamt mittelt sich dieses Vorgehen, sodass weder der Kunde noch das Geschäft Angst haben müssen, mehr zu bezahlen bzw. Verluste zu machen. Auch in Finnland wird das so gehandhabt; dort gibt es ein ähnliches Gesetz, welches diese Praxis schon seit der Einführung des Euros vorschreibt. Grund dafür ist, wie könnte es anders sein, das Geld. Die Herstellung von 1- und 2-Cent-Münzen hat in Deutschland seit dem Jahr 2002 zu einem Verlust von 1,4 Milliarden Euro geführt, da die Produktionskosten einer 1-Cent-Münze bei 1,65 Cent liegen. Die Niederlande sparen deshalb, so schätzt man, jährlich bis zu 30 Millionen Euro an Kosten ein. Ein lohnbares „Verbot“ also. Doch nicht nur finanziell lohnt sich das Ganze, meiner Meinung nach hat es auch für den Konsumenten positive Auswirkungen. Es sammelt sich deutlich weniger Kleingeld im Portemonnaie an und man spart – dank fehlendem Gesuche nach den passenden roten Münzen – auch noch etwas Zeit an der Kasse.
Auch in Deutschland wurde vor allem aufgrund der Einsparung von Kosten schon darüber nachgedacht, es unseren Nachbarn gleich zu tun. Doch der Wille der Bevölkerung war zumindest damals noch nicht da, 54% sprachen sich Ende 2004 gegen eine solche Abschaffung aus. In Zukunft wird diese Praxis aber wohl auch in Deutschland nicht zu vermeiden sein, da die Bundesbank ihre Bargeldversorgung schon seit Jahren effizienter gestalten möchte. Und gerade auch hier in den Niederlanden merkt man, dass Bargeld nicht mehr unbedingt notwendig ist in der heutigen Gesellschaft. Das „pinnen“ (so die niederländische Bezeichnung für den Vorgang des mit Karte Bezahlens) ist weitaus gängiger als Bargeld bei sich zu haben und wie oben bereits beschrieben gibt es in jedem Supermarkt mehrere Kassen, an denen man auf diese Art und Weise bezahlen kann. Es ist also meiner Meinung nach nur eine Frage der Zeit, bis es auch in Deutschland so weit ist.
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