Warum laufen hier immer noch Rentner herum? Ein kleines Update zu der derzeitigen Corona-Situation in Mecklenburg-Vorpommern

Wenn ich morgens meine WG verlasse, um mich auf den Weg in die Arbeit zu machen, begrüßt mich gleich einmal mein ca. 70-Jähriger Nachbar im Treppenhaus. Ja, ich gehe noch arbeiten, trotz der Pandemie, und ja, auch der ältere Herr geht noch aus dem Haus, trotz der für ihn lebensbedrohlichen Krankheit. Ich setze meinen Weg in die Arbeit fort und komme mit meinem Fahrrad zur 1. Ampel. Hier sehe ich zwei gut gelaunte zirka 60-jährige Omas tratschen. Weiter und weiter durchquere ich die Stadt und sehe Großmütter und Großväter, Rentnerinnen und Rentner durch die Stadt spazieren.

Hier in Mecklenburg-Vorpommern, ganz im Norden von Deutschland, nimmt das tägliche Leben noch relativ „normal“ seinen Lauf. Im Deutschland-Vergleich ist das Bundesland mit rund 100 Corona-Infektionen (Stand 19.03.2020) an letzter Stelle, und das scheint alle zu beruhigen und zu beschwichtigen. Die Rentner flaniert noch pfeifend durch die Straßen. Die Sorgen werden verdrängt Die Situation wollen alle nicht wahrhaben.

Wenn man sich Deutschland im europäischen Vergleich ansieht, sind die Maßnahmen wenig streng. Ausgangssperren gibt es beispielsweise schon in Spanien, natürlich dem „europäischen Coronazentrum“ Italien, Belgien oder Frankreich. Auch mein Herkunftsland Österreich hat eine sogenannte Ausgangsbeschränkung eingeführt. Alle Bekannte, Freunde und auch meine Familie gehen schon seit über einer Woche beinahe gar nicht mehr auf die Straße. Nur noch Einkäufe und Arztbesuche sind erlaubt. Wenn man dies dann mit den zahlreichen Spaziergängern vergleicht, die durch die Straßen bummeln, stellt sich die Frage, ob Deutschland hart genug durchgreift und genügend Maßnahmen setzt.

Sicherlich wurden auch hier schon Maßnahmen getroffen, doch anscheinend ist deren Sinn bei einigen noch nicht angekommen. Schulen, Kindergärten und Universitäten sind zu, ebenso viele Geschäfte. Die Spielplätze sind gesperrt und Museen, Theaters, Kinos und ähnliches sind geschlossen. Außerdem wird von sozialen Kontakten abgeraten. Das dieses „abraten“ nicht wirklich viel bringt ist zu sehen. Zwar sind schon weniger Menschen auf den Straßen unterwegs, aber trotzdem noch lange nicht genug. An manchen Plätzen der Stadt sitzen tratschende Jugendliche in Kaffeehäusern, oder spielen Kinder im Park.

Aber nun zum für mich eigentlich so erschreckenden Punkt. Während meines morgendlichen Weges in die Arbeit sehe ich keine Studenten, von denen es eigentlich zu dieser Zeit immer wimmelt. Ich sehe beinahe keine Eltern, die ihre Sprösslinge in die Kita bringen. Nein, wenn ich mit dem Rad durch die Stadt fahre kommt es mir vor, als würden nur noch Rentner in der Gegend herumlaufen. Und da frage ich mich dann: Haben die nicht begriffen, dass sie zur Risikogruppe gehören? Haben die nicht begriffen, dass der Virus gefährlich für sie sein kann? Mir kommt es wirklich so vor, als wäre der Gedanke der „Selbstisolation“, beziehungsweise einfach die Einschränkung der sozialen Kontakte eher bei jüngeren Leuten angekommen. Erschreckend.

Natürlich gibt es hierbei Ausnahmen, Jugendliche die sich im Park treffen, oder Muttis die ihre Kinder gemeinsam spielen lassen. Und sicherlich nehmen auch viele Leute der älteren Generation die Situation ernst.

Wir können alle nur gespannt sein, wie die Sache weitergeht, und ob es auch im Norden Deutschland zu einer Ausgangsbeschränkung oder ähnlichem kommt. Verkehrt wäre es meiner Meinung nach nicht, denn dann müssen wir alle das Coronavirus als das nehmen was er ist: der Verursacher einer weltweiten Pandemie.

Quellen:

https://www.ostsee-zeitung.de/Nachrichten/MV-aktuell/Jetzt-100-Corona-Infizierte-in-MV-Das-passierte-am-Mittwoch-im-Land  

https://www.regierung-mv.de/Landesregierung/wm/Aktuelles--Blickpunkte/Wichtige-Informationen-zum-Corona%E2%80%93Virus

https://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/18-neue-corona-faelle-in-mv-1738757303.html