Von Lichtschaltern und Flugzeitenänderungen

Meine letzte Arbeitswoche fing am Dienstag gleich mal mit einer Begebenheit an, die mich ein bisschen an mir selbst zweifeln ließ. Dienstags wird traditioneller Tanz für Kinder unterrichtet, weil es so um die 60 Kinder sind in 5 Gruppen nach Alter gestaffelt und weil das Zentrum alleine nicht genug Platz bietet werden 3 der 5 Gruppen in Räumen der nahen Grundschule unterrichtet. Ich war eingeteilt bei der Betreuung von 2 Gruppen in den Klassenräumen zu helfen. "Helfen" bedeutet erst mal nur vor dem Unterricht den CD-Player mitbringen, die Tische und Stühle zur Seite schieben und nachher wieder alles so herrichten wie es vorher war, die Räume abschließen und den CD-Player wieder mitnehmen. Gut, das ist machbar. Nach einer Stunde den Kinder zugucken, wie sie sich mehr oder weniger motiviert die Schritte beibringen lassen, oder eben auch nicht, dann schnell die Tische und Stühle zurück stellen und... Moment. Wo ist der Schlüssel? Da alle Schlüssel für die 3 verschiedenen Räume in einem gewaltigen Schlüsselbund hängen, der dann in verschiedene Hände und Räume wandert, konnte es passieren, dass der Schlüsselbund, und damit die Schlüssel für den einen Raum, der noch nicht abgeschlossen war, bereits zurück ins Zentrum transportiert wurde, ohne alle Türen geschlossen zu haben. Kein Problem, Nina, du wartest hier und ich sage jemandem, dass er dir den Schlüssel herbringen soll, dann schließt du ab und nimmst die Schlüssel wieder mit ins Zentrum. Okay. Der Schlüsselbund ist nach 5 Minuten wieder da, ich drücke dem Überbringer den CD-Player schon mal in die Hand und gehe zum unverschlossenen Klassenraum. Mittlerweile sind alle anderen ins Zentrum, denn dort findet immer noch der Unterricht für die Größeren statt. Und dann: erst Verwirrung, dann Ratlosigkeit, dann Ungläubigkeit. Dieser Raum hat keinen Lichtschalter. Das Licht brennt, aber wo wurde es angemacht und wo macht es wieder aus? Ich bin bestimmt eine Viertelstunde wie ne Blöde immer wieder im Kreis an den Wänden langgelaufen und habe sie nach einem Schalter abgesucht, alle möglichen und unmöglichen Orte, an denen ein Schalter sein könnte, mindestens 10 mal habe ich die Wandabschnitte links und rechts von der Tür abgesucht. Nichts. Dann die ersten absurden Gedanken über irgendeine mir unbekannte Technik das Licht an- und auszuschalten, die es vielleicht nur auf Zypern gibt. Aber warum sind überall anders dann ganz normale Lichtschalter und nur hier nicht? So wirklich modern sind die Räume hier nun aber auch nicht. In einer Ecke entdecke ich ein Ding, das wie eine Art Bewegungsmelder aussieht. Aha! Das Licht geht bestimmt irgendwann von alleine aus! Aber wenn nicht, dann brennt es nachher noch die ganze Nacht... Vielleicht sollte ich mich einfach vor den Klassenraum setzen und warten?! Aber nicht, dass die anderen nachher anfangen sich Sorgen zu machen, weil ich nicht mehr zurück komme. Durch das Fenster sehe ich zwei Mädchen mit alkoholischen Getränken auf das Schulgelände kommen. Ich laufe ihnen hinterher und bitte sie mal kurz mit mir in den Raum zu gehen um mir zu zeigen, wie man hier in einer zypriotischen Schule das Licht ausmacht. Sie sind sehr hilfsbereit und kommen mit. "Ja ja, kein Problem. Ich bin hier zur Schule gegangen." Aber nach 5 Minuten Suche brennt das Licht immer noch. Okay, jetzt reicht es. Ich bedanke mich und gehe zurück ins Zentrum, um Hilfe beim Lichtausmachen anzufordern. Auf meinen Bericht reagiert man erst mal nur mit ungläubigen Blicken und man weiß nicht wirklich, was man sagen soll. "Da ist ein kleiner weißer Knopf. Ganz, ganz klein. Da drückst du drauf und dann geht das Licht aus." Aha, ein Lichtschalter also. "Der muss irgendwo links vom Whiteboard sein." Ja, also wenn man rein kommt links, dort wo ich 10 mal geguckt habe. Ich gehe als wieder zurück zur Schule, in den Raum mit dem brennenden Licht, fest davon überzeugt, dass ich dort keinen Lichtschalter finden werde und entdecke, dass zwischen der Pinnwand und dem Whiteboard halb versteckt unter einem angepinnten Baltt Papier ein Stück des Holzrahmen des Whiteboards herausgeschnitten wurde, und unter diesem Blatt Papier: der Lichtschalter! Na toll, aber immerhin kann ich jetzt meine Aufgabe erfolgreich beenden.

Abgesehen von diesem kleinen Zwischenfall verläuft mein Arbeitsalltag jedoch schon ganz gut. Es ist alles noch ein bisschen ungeregelt, weil die Cafeteria, deren Bewirtschaftung ebenfalls zu unseren Aufgaben gehört, noch nicht wirklich geöffnet ist. Nach meiner zweiten Tanzstunde fühle ich mich auch nicht mehr ganz wie ein Anfänger.

Ärger gemacht hat mir diese Woche jedoch auch noch eine deutsche Fluggesellschaft, bei der ich meinen Heimflug über die Weihnachtstage gebucht habe, weil diese mir einen Monat nach Buchung eine Mail mit der Benachrichtigung zukommen ließ, dass mein Flug leider vom 23. auf den 26. Dezember verlegt wurde. Nicht ernsthaft, oder? Wer, der diesen Flug gebucht hat, wird ihn den jetzt noch antreten? Nach einem Tag Internetrecherche und einem Telefonat hat sich die Sache jedoch glücklicherweise geklärt und ich konnte kostenlos auf ein früheres Datum umbuchen. Ich habe sogar noch einen 50€-Gutschein für meinen nächsten Flug mit dieser Fluggesellschaft bekommen... falls es den mal geben sollte.

Gestern Abend war ich auf einem kleinen Markt, den ein Dorf aus der Nähe hier in Nikosia veranstaltet hat. Dort wurden die Herstellung von traditionellen Produkten vorgeführt, vor allem natürlich traditionelles Essen, aber auch Gefäße, Stoffe, Seide und Stühle. Da wir aber erst 2 Stunden nach Beginn dort waren, haben wir leider auch eine Menge verpasst, z.B. die Haloumni-Herstellung. Es gab aber eine Menge Sachen, die man umsonst probieren konnte.

Gleich werde ich zum ersten Mal die "besetzte Seite" Nikosias besuchen. Einige Zyprioten, darunter auch unser Koordinator Panayiotis, lehnen es strikt ab vom türkischen und griechischen Teil zu reden. Über die Ansicht, die die Zyprioten, die ich bis jetzt kennengelernt habe, von der Teilung Zyperns haben, werde ich bestimmt auch noch mal einen Beitrag schreiben.