Von Flamenco, Schwarzbrot und europäischer Hymne
In dieser Woche sind ganz entscheidende Dinge passiert. Ich erzähle erstmal von dem Seminar, das leicht an meine Ankunft erinnert. Eine ganz witzige Geschichte war mal wieder das Packen. Es war ein sonniger Montagmorgen, ich hatte die Schule hinter mir gelassen und saß mit Anabel im Büro, als plötzlich..... (Wow, was ’ne Einleitung :-))
In dieser Woche sind ganz entscheidende Dinge passiert. Ich erzähle erstmal von dem Seminar, das leicht an meine Ankunft erinnert. Eine ganz witzige Geschichte war mal wieder das Packen. Es war ein sonniger Montagmorgen, ich hatte die Schule hinter mir gelassen und saß mit Anabel im Büro, als plötzlich..... (Wow, was ’ne Einleitung :-))
Beba war ziemlich aufgeregt. Ich habe natürlich nichts verstanden. Aufgeregte Venezuelerinnen zu verstehen, scheint mir wie gefesselt Fußball zu spielen.
Allerdings wurde ich doch schon ein wenig neugierig, als Anabel mich eine kurze Zusammenfassung gab: "Du musst gehen!" "Ich muss gehen?" "Ja, du musst gehen, ich weiß nicht warum." Und als Pili dann auf Deutsch sagte: "Marius, du muss sofort deine Sachen packen und weg", da dachte ich erst, ich würde ausgewiesen!
Aber alles halb so schlimm! Es war ja erst halb eins und ich musste ja auch erst um 2 Uhr auf einem einwöchigen Einreiseseminar sein, wovon keiner etwas wusste :-) MC Fehlerteufel hatte nämlich eine Benachrichtigung verhindert.
Also hatte ich satte anderthalb Stunden für den Weg nach Hause, Koffer packen und die Wohnung zu säubern. Das habe ich natürlich nicht geschafft, denn anstatt meine Wäsche am Samstag zu waschen, war sie jetzt noch Klitschnass in der Waschmaschine :-) Aber mit meinen Hochleistungsmobilheizern hatte ich die Wäsche in Rekordzeit getrocknet.
Zu meiner Enttäuschung stand ich jetzt nicht kurz vor einer Reise in den Norden Spaniens oder in eine neue Region. Meine Fahrt bestand aus zehn Minuten Stadtbus und sieben Haltestationen. Dann war ich in der Jugendherberge von Malaga, in der wir vier Nächte schlafen sollten :-) Aber was soll’s, so war ich wenigstens nicht all zu spät.
Ich würde euch gerne jeden Tag erzählen, alles berichten, was passiert ist, aber ich glaube es liegt nicht in meiner Macht, so viel zu schreiben. Es ist so viel passiert und es war wirklich eine sehr, sehr schöne Woche. Ich habe das interkulturelle Treffen sehr genossen. Mit anderen zu sprechen, die den gleichen Weg gehen, Erfahrungen und Probleme auszutauschen, das hat schon sehr gut getan.
Insgesamt waren wir eine Gruppe aus 23 Personen. Italiener, Franzosen, Österreicher, Dänen, Polen, Tschechen, Engländer, Schweden, Belgiern und ein Montón Deutscher. Montón bedeutet ein Haufen :-)
Nach dieser Woche ist mir klar geworden, dass ich viel mehr aus diesem Jahr ziehen kann, als ich bisher gemacht habe. Auch ein Resultat aus den Berichten von Stefan Pullmann, den ich hiermit ganz lieb Grüsse.
Nun will ich aber die Woche kurz zusammenfassen. Die Nächte waren kurz und die Tage lang :-)
Das Zimmer habe ich mit einem Belgier, einem Franzosen und einem Italiener geteilt. Ich kann nur sagen, alles Personen, die ihr Land im Ausland würdig und ehrenvoll vertreten. Ich habe das Gefühl, dass sich mittlerweile sämtliche Vorurteile bei mir gegenüber fremden Ländern abgebaut haben.
Ein lustiges Vorurteil gegenüber den Deutschen wird allerdings wohl ewig bestehen. Ich wurde in den ersten Minuten, als Maschine bezeichnet, die 365 Tage im Jahr um Punkt 8 Uhr und nicht um zwei Minuten nach Acht aufstehen würde.
Na gut, meine Zimmerkollegen wollten es nicht anders: Und so war ich jeden Morgen der erste im Bad, habe immer die Rollladen hochgezogen und habe den Wecker, der jeden Morgen um Punkt 8.15 Uhr geklingelt hat, zu meiner "Freude" auch mal einfach ’nen bisschen länger klingeln lassen ;-)
Ich glaube, die anderen hatten gar keinen Wecker. Aber warum auch, wenn in Bett vier eine Wecker mit zwei Beinen und Armen lag, der auf Punkt 8.15 Uhr geeicht war ;-)
Nun zum mehr oder weniger freiwilligen Freizeitprogramm. Dienstagabend haben wir uns ein Reggaekonzert von Carlos de Nicaragua angeschaut. Wer Manu Chao kennt, dem sagt Carlos vielleicht etwas (Carlos und Manu haben 1994 die Band Mano Negra gegründet.) Das kleine Konzert fand in einer Halle mit Sitzen statt, doch nach ca. funf Minuten wurde jedem klar, dass die Sitze völlig überflüssig waren :-) Gut gerockt sage ich nur!
Am Mittwoch, als wir den Unterricht beendet hatten, ging’s dann nach Ronda. Ich kann nur sagen: Schaut euch Ronda an. Eine kleine typisch andalusische Stadt auf einem Berg gelegen mit weißen Häusern, kleinen Gassen und der ältesten Stierkampfarena der Welt. Ich sage extra Stierkampfarena, denn es gibt ältere Arenen, die aber nicht wie die in Ronda allein für den Stierkampf erbaut wurden. Dort fand (ich würde euch gerne das Jahr sagen) dem zu folge der erste Stierkampf statt.
Am Abend ging’s dann in ein Restaurant in Ronda. Aufgrund sprachlicher Differenzen habe ich erst nach dem Essen erfahren, dass mein saftiges Steak ein Stierschwanz war. Aber der Hintere nicht der untere :-) Hat auch lecker geschmeckt.
Am Donnerstag haben wir dann selber gekocht. Aus jedem Land sollte es etwas Typisches geben. Schade, dass es hier kein Schwarzbrot oder Saukraut gibt. So haben wir Deutschen einen Kartoffelsalat gemacht. Anschließend stand dann eine kleine Einführung in den Tanz Flamenco auf dem Programm. Und zwar der Flamenco aus Malaga, der sich Malagueña nennt.
Es war eine sehr schöne Woche und ich möchte mir hiermit noch einmal bei Javier und Ana bedanken, die sich wirklich sehr viel Mühe gegeben haben. Zum Abschluss haben wir alle zusammen die Europäische Hymne auf Spanisch gesungen und Javier hat auf seiner Gitarre noch ein kleines Konzert gegeben. Das war wirklich beeindruckend, aber Javier hat anscheinend die Gabe, einen alles rundherum vergessen zu lassen.
Gitarre spielen ist halt nicht einfach nur Gitarre spielen. Was ich eigentlich sagen will: Hier wird Flamenco oder Salsa der Lebenslust wegen getanzt und nicht um anderen zu zeigen wie viel verschiedene Tanzschritte man beherrscht. Genauso war es mit der Gitarre von Javier. Er hätte ein Lied 1000 Mal spielen können. Es hätte sich nie gleich angehört. Und es wäre trotzdem immer super gewesen. So damit beende ich meinen Seminarbericht. Ich hoffe er hat euch gefallen.