Vom Hier und Jetzt ins Übermorgen
Nein, JuliBi hat ihren Freiwilligendienst in Estland noch nicht beendet. Sie ist noch dort, hat allerdings beschlossen, ihrer Zukunft wegen ein wenig früher zurück zu kommen. Bis dahin hat sie aber noch Einiges vor.
Kaum zu glauben: Ich werde von einigen Leuten via Internet inzwischen tatsächlich gefragt, ob ich schon wieder zuhause sei. Da muss ich ja mal schnellstens wieder was aus meinem estnischen Leben erzählen. Wobei sich zugegebenermaßen viele Dinge, mit denen ich mich hier beschäftige, schon längst mit meinem "neuen" deutschen Leben befassen.
Seit meiner Rückkehr aus dem weihnachtlichen Deutschlandurlaub war das wohl "nennenswerteste" Erlebnis der Tod eines meiner Gruppenkinder, der vollkommen überraschend eintrat und erschreckend wenig Beachtung fand. Schon nach wenigen Tagen ging das Leben in der Gruppe unbeschwert und fröhlich weiter. Mit Erschütterung beobachtete ich die (ausbleibenden) Reaktionen und war auch von der Tatsache überrascht, dass ich selbst nur wenig mitgenommen war. Äußerst salopp ausgedrückt war es, als wäre dieses Ereignis nur ein weiteres der vielen Dinge, die man hier mit der Zeit zu akzeptieren lernt - "alle paar Jahre stirbt ein Kind".
Wie bereits erwähnt, kam der Alltag schnell zurück, so dass ich meine Zeit nach wie vor mit Spielen, Windeln wechseln, Knuddeln, Malen, Basteln und Schimpfen verbringe. Mein heutiges Tagewerk war die Fertigstellung eines Kartonhauses, das Igor und ich liebevoll und frei nach dem estnischen Vorbild "wackeliger Schrott mit schöner Fassade" eingerichtet haben. Dabei musste ich schmunzelnd daran denken, wie meine liebe Mutter (vermutlich vor einem knappen Jahrzehnt) mit dem Gedanken spielte, dass ich bestimmt eine gute Innenarchitektin werden könnte - weit gefehlt!
Womit wir auch bei meinem Tatendrang bezüglich meiner Zukunft angelangt wären: Um zu Hause ein, eventuell zwei Praktika zu absolvieren, habe ich schon vor einer ganzen Weile beschlossen, meinen Freiwilligendienst bereits nach acht (anstatt zwölf) Monaten zu beenden. Damit folge ich dann den schlauen Ratschlägen aller Unis, vor Beginn eines Medien-, beziehungsweise Kommunikationswissenschaftsstudiums dringend mal in die Arbeitswelt geschnuppert zu haben. Ist ja auch spannend!
So werde ich kurz nach meiner Rückkehr bereits wieder die Heimat, jedoch nicht das Heimatland verlassen und sechs Wochen lang am Redaktionsalltag von Radio ffn in Göttingen teilnehmen - oder Kaffee kochen und kopieren?!
Obwohl es bis zu meiner Rückkehr im Mai (juhu: Warmes T-Shirt-Wetter!) "noch" über zwei Monate sind, werden die wohl wie im Flug vergehen, da ich ein volles Programm habe: Mid-Term-Meeting in Lettland, Besuch von meinem Freund Sebastian sowie eine Russlandreise mit ihm und schließlich wird meine Familie zu Gast sein.
Zusammenfassung: Es geht mir im Moment gut und es steht dem, dass es mir in Zukunft auch gut gehen wird, bisher nichts im Wege!