Vier Wochen später...
Von meinen Mitbewohnern, Krishna-Mönchen und einem Kindergarten
Tja...oh man, wie schnell die Zeit vergeht. Ich kann kaum glauben, dass ich schon über einen Monat hier bin. Und obwohl ich oft das Gefühl hatte, dass nicht viel passiert ist, habe ich eigentlich doch eingies erlebt, wenn auch oft Kleinigkeiten. Aber die machen doch oft den Unterschied, oder?
Naja, um einen Anfang zu finden und vielleicht an den letzten Bericht anzuknüpfen, habe ich jetzt seit knapp einem Monat 5 mal die Woche Slowakisch-Unterricht(jeweils eine Stunde). Nun, die Fortschritte sind klein, aber ich hoffe, sichtbar. Unsere Lehrerin Sandra ist wirklich sehr nett und wir lachen alle viel. Allerdings muss ich sagen, dass die Sprache meine Zunge doch recht beansprucht. Ein kleines Beispiel: "Viertel nach vier" heißt auf Slowakisch "štvrť na štyri" . Einfach, oder? Wer es aussprechen kann, kriegt von mir einen Keks ;D So und davon gibt einiges in dieser Sprache. Aber mir macht es auch Spaß, vor allem, dass man das r so rollen muss ;)
Etwas, was sich hier seit meinem letzten Eintrag sehr geändert hat, ist das Wetter. Von einem Tag auf den anderen wurde es sehr herbstlich. Kaum mehr Sonne und richtig kalt...Ging mir echt ein bisschen schnell...Aber gut...muss ich jetzt mit leben.
Genauso wie mit den anderen Freiwilligen. Ich dachte, jetzt, da ich alle anderen 6 Freiwilligen ein bisschen besser kenne, kann sie hier ja mal kurz vorstellen und beschreiben, wie es hier so abläuft.
Also, mit mir in der Wohnung wohnen die beiden Mazedoniern, Marija und Martin, und der Este Anton, der sich mehr als Russe fühlt.
Eine ähnliche "Nationalitätskrise" hat auch der Franzose Stephan, da er schon seit dreieinhalb Jahren in Belfast lebt. Er lebt mit dem Spanier José und Pavel aus Tschechien in einem kleinen, alten, frisch renovierten Bergarbeiterhaus.
Aber eins nach dem anderen. Das Zimmer teile ich mir mit Marija. Sie ist ein Jahr jünger als ich und eigentlich komme ich ganz gut mit ihr klar, auch wenn sie ein sehr anstrengender Typ ist. Meiner Meinung nach ist sie ziemlich egozentrisch, rechthaberisch und bestimmend...und ein bisschen unreif, auch wenn sie sich für sehr erwachsen und eine Künstlerin hält. Aber wie gesagt, ich komme mit ihr klar, so lange ich meine Marija-freie Zeit zwischendurch habe ;)
Martin, der andere Mazedonier, ist begeisterter Hobbyfotograf und Wanderer. Meiner Meinung nach ist er voll in Ordnung, auch wenn es manchmal stört, dass er mit Marija dauernd Mazedonisch spricht. Und mir fällt gerade auf, dass ich gar nicht so viel über ihn erzählen kann...auffällig unauffällig. ;)
Ach ja, eine Sache fällt mir noch ein: Beide, Marija und Martin, lieben Bier. Also nicht so, wie ich das bisher kannte, mal abends eine Flasche oder so. Nein, oft wird schon beim Mittagsessen angefangen und dann über den restlichen Tag immer wieder mal ein kleines Glas getrunken. Und sie sind zusammen, auch, wenn es noch nicht so ganz öffentlich dafür aber offensichtlich ist…
Mein anderer Mitbewohner Anton, ist ebenfalls Fotograf und hat außerdem eine Schwäche für Korea. Woher er die hat, weiß ich nicht. Jedenfalls ist es er eher der stille Typ, der sich sehr wie ein Geist benimmt und verschwindet und erscheint, wie er grade lustig ist. Aber sonst ist auch er nett, auch, wenn er eher für sich bleibt.
Jetzt gibt es noch eine Mitbewohnerin, Libuse(gesprochen Libusche). Sie ist aus Tschechien und recht still, aber bisher sehr nett.
Zu Pavel, dem anderen Tschechen, kann ich leider nicht so viel sagen, da er zum einen in der anderen Wohnung wohnt und zum anderen kaum Englisch spricht. Aber er und sein Bruder, der vorige EVS-Freiwillige, sind eigentlich ganz nett. Allerdings haben sie wohl einen Ordnungsfimmel und geraten damit immer wieder mit Stephan und José an einander…
Stephan ist mit 29 der älteste von uns. Auch mit ihm komme ich sehr gut klar und es ist wirklich interessant mit ihm über Nordirland und Frankreich zu sprechen, auch, wenn sein Bild von Frankreich sehr negativ und sein Bild von Nordirland sehr positiv und somit nicht besonders objektiv ist. Dennoch bekomme ich einen Einblick in die Problemsituation in Nordirland, was nach dem ganzen theoretischen Kram in der Schule sehr interessant ist.
Schließlich ist da noch José, der trotz seiner 27 Jahre sich mehr wie ein 17 jähriger benimmt und hinter allem weiblichen hinterher ist, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Allerdings hatte er hier bisher wenig Erfolg und sorgt damit bei uns anderen immer für etwas zu lachen, da er seine Nichterfolgsgeschichten sehr lustig verpacken kann.
Zu meinem Leben hier muss man noch sagen, dass ich mich hier um zwei Ziegen kümmere und ich dadurch die Bezeichnung „dumme Ziege“ ab sofort in einem ganz anderen Licht sehe. Sie schaffen es immer wieder sich in prekäre Situationen zu bringen: Entweder stecken sie den Kopf durch den Zaun und bleiben stecken oder verheddern sich so mit ihren Leinen, dass eine auf dem Rücken landet und sich fast das Bein abschnürt…Wenn man dann noch in Betracht zieht, dass hier schon einige Ziegen einen tragischen Tod erlitten haben, mache ich mir langsam Sorgen, ob sie die Zeit hier überleben werden…
Ich möchte außerdem noch von einigen Erlebnissen hier erzählen. Als erstes mein Geburtstag. Der war besser, als ich erwartet hatte. Marija hatte einen Kuchen gebacken und abends sind wir zu den anderen rüber, haben Kuchen gegessen, Sekt getrunken und einen richtig netten Abend gehabt. Allerdings kann ich mich noch nicht so ganz daran gewöhnen, dass ich nun 20 bin…
Ein weiteres Erlebnis, war der Besuch von Krishna-Leuten. Die haben ihr Leben dem Hinduismus gewidmet und besonders dem Gott Krishna. Sie waren bei unserer Slowakisch-Lehrerin zu Besuch und haben da ein besonderes Essen gekocht, was sechs Stunden gedauert hat. Nebenbei haben sie Mantras gesungen und etwas über ihren Glauben erzählt. War anders, aber cool und das Essen war unglaublich lecker!
Das dritte größere Erlebnis war meine Woche im Kindergarten, wo ich Stephans Arbeit übernommen und den Kindern Englisch beigebracht habe. Oh man, ich werde NIEMALS Kindergärtnerin werden und ich bewundere alle, die es sind oder werden. Sie sind ziemlich anstrengend und wenn man mal zwei Sekunden nicht hinschaut, streiten sie sich und einer heult. Dann noch die Sprachbarriere und ihr könnt euch vorstellen, wie ich mich gefühlt habe. Aber ich habe die Woche überstanden ohne, dass eines gestorben ist und ohne, dass sie mich danach hassen. Da bin ich ziemlich froh drüber. :D
Freitag fahre ich übrigens nach Bratislava, zu einem Wochenendtreffen von slowakischen Freiwilligen und zu meinem On-Arrival-Training. Ich habe also demnächst viel vor! ;)
Komentarze