viel getan und immer wieder live Musik
Vom Siegen und von Veränderungen... eine Zusammenfassung der letzten Tage
So, jetzt habe ich wieder einmal die Zeit gefunden etwas zu schreiben und dabei solltet ihr wissen, dass das Datum, das neben meinem Beitrag steht eigentlich nie richtig ist, da ich immer dann schreibe, wenn ich Zeit habe und nicht gerade am selben Tag, an dem etwas los war.
Also los gehts damit, wie ich (zusammen mit zwei anderen Freiwilligen) am Samstag den 10.09.11 die Wände bezwang:
Zwar war Samstag nicht mein offizieller erster Arbeitstag, trotzdem war ich fleißig. Wir wurden gefragt, ob nicht drei von uns sich bereit erklären würden einen Raum im EAS (also meinem Arbeitsplatz) zu streichen, da dort ein neuer Bewohner einziehen soll. Die beiden anderen standen schon fest und da ich nichts Besseres zu tun hatte, habe ich mich auch zum streichen gemeldet.
Uns wurde vorher erzählt, dass alles schon soweit vorbereitet worden sei und wir nur noch die Farbe an die Wände bringen müssten... die Tatsache war ein wenig geschönt. Zwar war schon der Großteil abgeklebt, aber die Wände waren weder vom Schmutz befreit, noch waren das Bett von der Wand und der Schrank aus dem kleinen Zimmer gerückt worden. Nachdem all diese Hürden beseitigt worden waren, konnte das Streichen beginnen. Man kann schon sagen, dass wir einen ziemlich guten Job gemacht haben (wenn man es nicht zu genau nimmt). Obwohl Kadie am Ende mehr Farbe im Gesicht und auf den Armen hatte, als Farbe an der Wand war.
Am Sonntag waren wir (alle Freiwilligen außer Andreea, die musste arbeiten) im Castle Inn, einem Pub in dem es super gute live Musik gab. Kadie wurde von einem angetrunkenen Iren sehr vehement zum tanzen aufgefordert. Es ging soweit, dass er sie versucht hat hochzuheben, bis sie schließlich nachgab und mit ihm getanzt hat. Angetrunkene Iren sind extrem zielstrebig und lassen sich anscheinend selten von ihrem Vorhaben abbringen, dabei sind sie aber selten wirklich unhöflich.
Auch haben Kathi und ich Michael (Australier) mitten in der Nacht zur Bushaltestelle gebracht, da er für eine Woche nach Paris geflogen ist.
Montag war die offizielle Einführung in die EAS (wie auch am Mittwoch). Wir wurden herumgeführt und haben schon ein paar Bewohner getroffen. Im Moment leben dort drei Männer und eine Frau und es sind noch zwei Betten frei. Wir sind durch einige Prozeduren durchgegangen und haben angefangen über den Hintergrund der Bewohner zu sprechen (mussten aber nach einem abbrechen, da wir spät dran waren und noch zur Bank mussten). Vor allem ist ihre Geschichte von starken Drogen- und Alkoholkonsum geprägt (manche nehmen immer noch geringe Mengen Drogen oder sind gerade im Methadon-Programm, um von Heroin runterzukommen). Es gab aber, laut eines Staff, keine gewalttätigen Übergriffe, von denen er jemals gehört hätte, da die Bewohner die Einrichtung sehr respektieren und froh sind Hilfe zu bekommen. Zwar ist die Einrichtung drauf ausgelegt, dass jemand nur drei Monate bleibt und dann in eine eigene Wohnung zieht, doch in der Regel bleiben die meisten bis zu 9 Monaten. Manche kommen auch mehrere Male über die Jahre in die Einrichtung, da sie aufgrund ihrer Sucht immer wieder scheitern und auf der Straße landen. Außerdem ist Athlone der zweitgrößte (nach Dublin) Umschlagplatz von Drogen in ganz Irland, da es sehr zentral gelegen ist.
Am Abend sind wir wieder alle zusammen in einem Pub gegangen, dieses Mal Seans Bar, welche für sich beansprucht die älteste Bar Irlands zu sein (aber wer hat schon Fotos von der Eröffnung in 900 n.Chr., um das zu beweisen). Der Anlass war, dass wir in Matthews (der Kanadier) 18. Geburtstag rein gefeiert haben und natürlich gab es auch dieses Mal live Musik (zwei ältere Männer, die Rock spielten und einer davon klang wie Phil Collins). Sie waren sogar so nett, um 00:00 Uhr „Happy Birthday“ zu spielen, nachdem wir sie früher am Abend danach gefragt haben. Danach sind wir zu uns nach Hause gegangen und haben das Geburtstagskind mit Kuchen überrascht.
13.09.11- oder auch wie ich die Dusche besiegt habe…
Unsere Dusche ist ein einziges Drecksloch gewesen. An dieser Stelle möchte ich nicht weiter auf den hygienischen Zustand der Dusche eingehen, außer dass sich an der Badezimmerdecke Schimmel ausgebreitet hat. Die Betonung liegt hierbei auf „ausgebreitet hat“, da ich heute dem Schmutz und Schimmel im Bad den Krieg erklärt habe. Bewaffnet mit Handschuhen, einem Lappen, einer Zahnbürste und sehr toxischen Reinigungsmitteln habe ich das Schlachtfeld gestürmt und mich gegen den Schmutz behauptet. Zum ersten Mal seit langer Zeit (eigentlich überhaupt), war ich froh, dass meine Mutter mich immer am Putztag dazu gedrängt hat das Bad zu putzen. Dieses Wissen war entscheidend für diese Schlacht, aus der ich als Sieger hervor ging. Es sah so aus, als hätten die Freiwilligen vor uns die Dusche nicht geputzt, doch nach einer Woche konnte ich diesen Zustand nicht mehr ertragen und habe erfolgreich etwas dagegen unternommen. Ich bin sehr stolz auf mich (und ich finde das darf ich auch). Um das Bad perfekt zu machen, müsste jetzt nur noch die Toilette wieder funktionieren, damit wir morgens nicht einmal durchs Haus rennen müssen.
Auch wird es meine Mama vielleicht wundern, wenn ich das jetzt schreibe, aber ich bekomme hier einem regelrechten Sinn für Ordnung. Mein Zimmer ist ziemlich klein, daher kann ich nicht allzu viel rumliegen lassen, da sonst meine Tür nicht mehr auf und zu geht. Ein anderer Grund ist, dass mein kanadischer Mitbewohner alles schmutzig macht und es liegen lässt, oder Sachen (also Müll) einfach in die Ecke schmeißt. Zuhause bin ich genau so, doch seltsamer Weise treibt es mich hier auf die Palme und ich bin dann richtig genervt. Wie manche Dinge sich doch innerhalb einer Woche ändern können…
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