Versteckter Rassismus in Tschechien?! Ein kleiner Einblick aus der Sichtweise der Einwohner.
Zusammenfassung aus drei Gesprächen mit Personen im Alter zwischen 19 und 30 über die Flüchtlingsfrage und Rassismus.
Ein Thema, von welchem man derzeit in Europa immer mehr hört, ist die Flüchtlingsfrage bzw. die vielfältigen Diskussionen darüber. Hier in Tschechien ist man hauptsächlich vom politischen Geschehen in Deutschland isoliert und wenn man seinen Alltag bestreit, hört man kaum was von Flüchtlingen oder Diskussionen. Nur manchmal werde ich hier gefragt, ob in meinem Wohnort in Deutschland auch Flüchtlinge aufgenommen wurden. Man merkt aber im Allgemeinen, dass die Stimmung hier in Bezug auf Immigranten und Flüchtlinge eher negativ gefärbt ist. Durch Gespräche mit Personen von meiner Arbeit und anderen Jugendlichen bekam ich einen Eindruck, warum dies so ist.
Gespräch Nummer 1: Ich sprach mit einer Arbeitskollegin (ca. 30 Jahre alt) über die Flüchtlingsaufnahme und die möglichen Folgen für die Aufnahmeländer. Ich erkannte sehr schnell, dass man in der Hinsicht nur schlecht generalisieren kann und so war es auch diesmal. Sie sagte, dass sie in Sorge wäre um ihre Kinder, da die Immigranten (insbesondere Sinti und Roma) die Arbeitsplätze „wegnehmen“ könnten und vom Staat viel mehr Geld für Sachen bekommen würden, für welche sie kein Geld bekommen würde und andere Befürchtungen, die sich von Vorurteilen ernähren. Dazu erzählte sie von einer persönlichen Erfahrung, in welcher sie erkannt habe, dass sie vom Staat „benachteiligt“ werden. Sie formulierte das sogar noch härter, sie meinte, dass sie sich vom Staat gegenüber den Sinti und Roma „diskriminiert“ fühlte als tschechische Staatsbürgerin. Doch andererseits nähme sie es sehr mit, wenn sie die Videos sehe, wie kleine Kinder, Mütter und alte kranke Menschen, die auf der Flucht sind so viel Leid erfahren müssen und es schon einen gravierenden Grund haben muss, warum Personen alles zurücklassen und ohne irgendwelche Sicherheiten in ein anderes Land fliehen und womöglich auch ihr Leben riskieren. Vor allem wurde die Angst vor den von ihr geschlussfolgerten möglichen negativen Konsequenzen für die Zukunft ihrer Kinder deutlich. Als Grund, warum manche ihrer Freunde anderer Meinung wären, nannte sie, dass diese keine Kinder haben. Aber die meisten ihrer Freunde mit Kindern würden ihre Angst teilen. Hier ist zu bemerken, dass das Einkommen in Tschechien generell niedriger ist und der Lebensstandard auch, die Kaufkraft ist zurückgegangen. Viele Leute warten auf Sonderaktionen oder Preisnachlässe. Besonders gut erkennt man es, wenn man durch die Einkaufsstraßen der Städte läuft. Vor oder an jedem Laden hängt ein Schild, das mit Prozenten wirbt und Sonderaktionen über Sonderaktionen. Doch eine Verbesserung der Gehälter zeichnet sich in Zukunft ab z.B. laut dem Vergütungsreport 2016 werden die Gehälter in Tschechien werden um 3,2 Prozent wachsen im Vergleich zum Vorjahr als die geplanten Gehaltserhöhungen bei 2,5 % lagen.
Gespräch Nummer 2: Mit einer Jugendlichen (ca. 19 Jahre alt), die mir offen erzählte, dass die „Tschechen“ sehr Sinti und Roma feindlich sind und im Laufe der Jahre auch noch eine Angst vor Muslimen dazugekommen ist, sie aber nicht weiß, woher.
Gespräch Nummer 3: Die dritte Person (auch weiblich, ca. 21 Jahre alt) mit der ich darüber sprach, erzählte mir, dass die Flüchtlinge vom Staat eher Bezuschussung bekommen als die Tschechen und sie aufgrund ihrer anderen Kultur eher klauen und sie da aus eigener Erfahrung spricht. Sie erklärte sich das so: Sie leben eher in der Gegenwart und machen sich nicht allzu große Sorgen um die Zukunft. Als komplett negativ sah sie aber diese Lebensweise nicht, da wir zu sehr auf Leistung, Arbeit und den Weg der vom Staat für uns vorgesehen ist, fixiert sind. Als ich später mit einer anderen Mitfreiwilligen darüber redete, die an einigen Info-Veranstaltungen teilgenommen hatte, dessen Thema die Flüchtlingsfrage und Immigration war, meinte sie, dass die von den Tschechen erwähnte „Bevorzugung“ der Sinti und Roma nicht stimme, sondern man daran merke, wie sich der Rassismus unterschwellig dadurch zeigt. Natürlich antwortet niemand auf die Frage „Sind sie rassistisch?“ mit einem klaren Ja. Es wird immer versucht, persönliche Erfahrungen, Ängste und Gefühle auszudrücken und damit seinen Standpunkt deutlicher zu machen und an das Verständnis des Gegenüber zu appellieren. Ich habe festgestellt, dass es schwierig sein kann begründete Ängste von Vorurteilen zu unterscheiden und zu erkennen, ob Rassismus vorhanden ist. Ganz zu Anfang wurde uns bei einem Seminar mitgeteilt, dass dieser Rassismus vor allem gegen Sinti und Roma in Tschechien weit verbreitet ist und obwohl die meisten Leute, das nicht direkt zugeben, man aus deren Aussagen hören kann, dass diese Tendenz vorhanden ist.
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