Verooonika, der Herbst ist da!
Man glaubt es kaum, aber auch in der Türkei gibt es ihn: Den Herbst!
Vor zwei Tagen habe ich meiner finnischen Gastmutter geschrieben, dass der Herbst hier wohl nicht so recht kommen mag. Hätte ich das mal nicht gemacht, denn jetzt ist es nachts plötzlich arschkalt und es regnet auch ab und zu mal. Zwar ist es tagsüber noch einigermaßen warm, aber nachts friere ich ein wenig unter meiner rosa Decke, deshalb werde ich mir heute noch eine nehmen. Aber das ist kein Problem, denn wie sich das für einen ordentlichen Kindergarten gehört, gibt es hier einen nie endenden Vorrat an Decken und Kissen und Laken und so weiter.
Leider ist beim letzten starken Regen hier irgendwas in der Decke eingebrochen, sodass es jetzt in den Salon rein tropft. Dort soll aber diesen Sonntag ein Spendenfrühstück stattfinden. Es wurden Eltern von ganz kleinen Kindern eingeladen, die umgerechnet 7 Euro zahlen und dann ein riesengroßes Frühstück mit musikalischer Untermalung bekommen werden. (Um diese Untermalung müssen Veronika und ich uns kümmern, mal sehn was daraus so wird. Vielleicht spiele ich ein oder zwei Stücke auf dem Keyboard hier und danach machen wir einfach Stevie Wonder an :D)
Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Türken das mit dem Loch in der Decke irgendwie hinbekommen, zur Not hängen wir einfach ein paar Rüschen dran. Kitschig ist das sowieso schon alles, aber wenn man sich dran gewöhnt hat, kann man das sogar für gemütlich halten.
Passend zu diesem Kitsch habe ich am Freitag eine Hauswand von außen angemalt (Bilder folgen vielleicht im nächsten Eintrag). Das heißt, eigentlich sollten die Kinder die Wand anmalen. Das lief dann so ab, dass meine Chefin den Kindern schöne pinke, grüne und blaue Farbe (die ordentlich nach Chemie stank) hinstellte und tatsächlich zu erwarten schien, dass dabei etwas schönes rauskommen würde. Ich bewundere ihren Optimismus, aber ich war auch nicht überrascht, dass die Wand am Ende braun-rosa wurde, was irgendwie abstoßend war. Mir wurde dann die tolle Aufgabe zuteil das Kunstwerk, was zwar unter impressionistischen Gesichtspunkten sicher sehr schön und emotional war, für alle anderen jedoch an Schleim erinnerte, irgendwie zu übermalen. Ich habe dann mit Pink, Gelb und Blau eine tolle kitschige Blumenlandschaft gemalt. Ich persönlich finde es nicht so schön, aber meiner Chefin scheint es zu gefallen. Es fügt sich auch wunderbar in den restlichen Kitsch ein.
Letztes Wochenende hier war sehr schön. Am Freitag waren wir bei einer Mitarbeiterin, die um die Ecke wohnt, zum Essen eingeladen. Man muss sagen, dass der Schwarzmeerfisch wirklich göttlich ist! Außerdem kamen wir in den Genuss türkisches Musikfernsehn zu schauen, das ist sehr interessant und jetzt nicht groß anders als bei uns. (Außer, dass hier alle Musik irgendwie traditionell angehaucht ist). Ich hätte gedacht, dass das ganze etwas keuscher ist, aber die haben genauso wenig an wie bei uns. Im Fernsehn kam auch die Vorschau für Magic Mike, diesen Film über das Leben eines Strippers. Den haben Veronika und ich uns später noch angeguckt und wir können uns beide nicht vorstellen, dass der hier unzensiert im Kino läuft. Aber die Türkei überrascht einen immer wieder.
Am Samstag haben wir uns mit Ela und Sila getroffen, zwei nette Mädchen in unserem Alter. Die haben uns die Stadt gezeigt, wir waren auf einer Kirmes und haben die weltbeste türkische Pizza gegessen :) Die haben uns auch ein schönes Cafe hier gezeigt, das eine total tolle Mischung aus westlicher und türkischer Kultur darstellt. Es läuft laut Musik und es sieht auch aus wie in einem normalen Cafe bei uns, aber immer wenn der Muezzin singt, wird die Musik ausgeschaltet und es gibt auch Wasserpfeifen zum Ausleihen. Dort habe ich auch meinen ersten türkischen Kaffe hier getrunken und mir wurde sogar die Zukunft aus dem Kaffesatz gelesen. Es sieht ganz gut aus, zu erkennen waren Weihnachtsbäume und das Symbol von Pegasus, der Airline.
Außerdem hat Veronika noch versucht eine Hose zu kaufen, was hier aber wegen der hilfsbereiten Verkäufer/innen etwas stressig ist. Man kann sich nämlich kaum in Ruhe umsehen, einem werden tausend Modelle vorgeschlagen und wenn da was zu lang oder zu weit ist, stehen die da praktisch schon mit Nadel und Faden in der Hand. Da ist es sehr schwer etwas abzulehnen. Aber ich glaube an uns, wir werden noch eine Hose finden! Ich halte euch darüber auf dem Laufenden!
Bis bald, eure Berit