Veränderung
Kruenkernchen sehnt sich in Ghana nach Veränderung. In ihrem Projekt ist sie etwas unterfordert, deshalb denkt sie über einen Wechsel nach.
27. Oktober 2007
Ich bin echt verblüfft, wie lange Hannah und ich bei den „freenight calls“ durchhalten. Das ist das Angebot unseres gemeinsamen Telephonkartenanbieters „tigo“. Zwischen 0:30 Uhr und 4:00 Uhr kann man von „tigo“ zu „tigo“ kostenlos telefonieren. Fast zwei Stunden bleiben wir an der Leitung. Das gibt uns mal wieder die Möglichkeit über die Probleme in den Projekten zu reden. Und Hannah schlägt vor, am Freitag, wenn ich übers Wochenende nach Accra komme, ins Büro von Icye zu gehen, um erstens meinen visumverlängerten Pass abzuholen und zweitens mit William mal über die Schwierigkeiten zu reden, die jede von uns an ihrer Arbeitsstelle hat. Also bei mir die Unterbeschäftigung, weil ich hier jenseits des Medizinischen, für das ich nicht recht geeignet bin, nichts machen kann, als meine Zeit absitzen. Und bei Hannah die Vollbeschäftigung, sodass keine Freizeit mehr bleibt. Und die besten Erfahrungen in Ghana macht man ja wirklich eher jenseits der Projekte. Nur am Wochenende und meist mit den anderen Volunteers.
Eigentlich mag ich die Leute hier ja schon. Ante Theretha ist recht locker und die jüngeren Schwestern wie Sabine und Gifty, sind auch ganz nett, aber letztendlich erfüllt dieses Zeitabsitzen nicht recht den Zweck des Jahres in Ghana. Aber darüber können wir am Freitag mit William reden.
Morgens teile ich Ante erst mal mit, dass ich nach Swedru fahre, schließlich ist wieder mal Samstag und ich muss einkaufen und ins Internetcafe. Sie gibt mir auch den Freitag frei, damit ich schon früh nach Accra kann, damit wir die Geschäftszeiten des Büros einhalten können. Ich begebe mich also wieder in Trotro-Warteposition und schreibe mir die zwölf kleinen Dörfernamen auf, die sich auf dem Weg nach Swedru befinden um ein wenig was von der Umgebung zu dokumentieren.
Das Lionnet sieht zwar immer recht zu aus, aber diesmal ist die Tür wirklich verschlossen, sodass ich das Internetcafe suchen muss, dass ich bei der Hochzeit in der einen Seitenstraße gesehen habe. Auch hier ist es Zeit für Veränderung. Raus aus den Trott. Es lohnt sich, das Café ist zwar voll mit halbwüchsigen Jungs, die sich auf irgendwelchen Datingseiten rumtreiben, aber der Cafébetreiber hat coole Musik und bessere Preise (2000 cedi weniger, wenn das nichts ist).
Weil ich nach dem Internetcafé so in Entdeckerlaune bin, laufe ich noch ein wenig in der Gegend um den Markt rum und kann meine Swedrukarte im Kopf um einige Straßennamen ergänzen. Es lohnt sich also manchmal etwas zu verändern. Vielleicht gilt das auch mit dem Wechsel des Projektes, denke ich während ich im Tante-Emma laden nach Zucker und Thunfisch Ausschau halte, schlimmer kann's nicht werden. Wenn ich das Projekt wechsele, hab ich vielleicht auch die Möglichkeit auf etwas hochwertigere Unterhaltung. Der Gesprächsstoff mit Sabine wird anhand der ewig langen Wartezeiten um die Mittagshitze nämlich merklich dünner...
Ich sitz dann auch schon eins, zwei, drei wieder im Trotro nach Ajumako. Die Ticketverkäufer kennen mich ja auch schon und wissen, wo ich aussteigen muss. Als ich wieder mitten in der Provinz in Baa gelandet bin, entwische ich gerade noch so den letzten Regenwolken, vor denen Ante auch meine frischgewaschene Wäsche gerettet hat. Leider macht, wie bei jedem Regen, auch dieses mal der Strom nicht recht mit, sodass ich abends wieder im Dunklen sitze, aber mit der leuchtenden Vorstellung, dass sich vielleicht bald was ändert.