Vacances und Heimreise
Schwungvolles Jahresende: Nach allerlei kulinarischen Erlebnissen konnten Bianca selbst 20 nackte Franzosen nicht mehr umhauen. Und auf dem Pariser Flughafen zeigte sich wieder, wie klein die Welt doch ist!
Salut mes amis!
Es gibt wieder einiges zu erzählen! Fangen wir mal vorne an, und zwar mit der Woche, die unseren Betriebsferien vorausging: es lockten wieder mal verschiedene kulinarische Köstlichkeiten.
Mittwoch zum Beispiel…
…haben unsere Stammgäste ein kleines „Jahresabschlussessen“ organisiert, wie sie hier vor Weihnachten zu Tausenden stattfinden. Jedenfalls habe ich meinen Horizont erweitern können, denn es gab lauter Dinge, die ich vorher noch nie gegessen hatte: Austern, Schnecken und Magret. Um mal mit einem Vorurteil aufzuräumen: Schnecken sind nicht schleimig! Im Gegenteil. Waren sehr lecker, auch wenn ich mich zunächst mal überwinden musste.
Am Wochenende dann sollte ein Gruppe Deutsche ankommen, ein Orchester aus der Partnerstadt von Brive: Lauf in Mittelfranken. Sie sollten den Weihnachtsmarkt eröffnen. Vorgesehen war ihre Ankunft gegen Mittag, so dass ich gegen 9.30 Uhr in aller Seelenruhe zum Büro schlenderte, auf halben Weg jedoch einen Bus vor unserem Tor gewahrte und mich beeilte, den Empfang zu erreichen. Pascale war froh mich zu sehen und erklärte mir, dass sie früher angekommen seien, die Zimmer aber noch nicht alle fertig waren. Es war das reinste Chaos, überall standen Leute und Taschen, es wurde sich auf Deutsch unterhalten… Mich hielt man jedenfalls erstmal für eine Französin, da ich mich wie gesagt zunächst mit Pascale auf Französisch unterhalten habe… Als ich dann jemanden den Weg zu den Zimmern mit den Worten „zur Tür raus, links die Treppe zwischen den Gebäuden hoch und dann wieder links“ erklärte, wurde ich jedenfalls ziemlich erstaunt angeguckt. Das Missverständnis war schnell geklärt und wie so oft habe ich mich schnell unentbehrlich gemacht ^^. Das führte dazu, dass ich am Abend kurzerhand in das Restaurant miteingeladen wurde, das die Stadt reserviert hatte. Und das war absolut unglaublich… Zunächst einmal hatten wir echtes Silberbesteck, was mich ahnen ließ, das dies ein teureres Restaurant sein muss. Einer Fischvorspeise folgte eine weitere Neuheit für mich: Cailles, Wachteln im Blätterteigmantel. Spätestens da war mir bewusst, dass dies wirklich ein edleres Restaurant war. Habe ich schonmal erwähnt, dass ich hier echt verwöhnt werde?
Samstag der 17. Dezember.
Meine Abreise nahte und dies war für mich die letzte Möglichkeit auf dem Markt einzukaufen. Ich wollte meiner Familie nämlich ein paar regionale Spezialitäten mitbringen: Foie gras, Ricard und einen passenden Wein. Ich hatte Paul gebeten, mich zu begleiten, denn als blutiger Anfänger wäre es doch schwer gewesen, die Qualität zu beurteilen. Letztlich habe ich ein kleines Einmachglas Foie gras erstanden… für 30 Euro! Man sieht, es handelt sich um eine Delikatesse, die ihren Preis hat. Bei Ricard handelt es sich um einen Anisschnaps, der hier unten in Südfrankreich hergestellt und oft als Aperitif getrunken wird. Na ja, und Wein ist ja schon fast obligatorisch gewesen. Auch da habe ich mich beraten lassen, was denn am besten zu Foie gras passt.
Sonntag…
…habe ich endlich mal eine komplette Tour über den Weihnachtsmarkt gemacht, zusammen mit Sonia, die ich anschließend in die JH zum Essen eingeladen habe. Es war der letzte Abend für die Deutschen, mit denen sie sich trotz Sprachproblemen gut verstand (sie spricht kaum Englisch und kein Wort Deutsch). Ich habe mal wieder meine Gitarre ausgepackt und ein bisschen gesungen… inzwischen habe ich mein Repertoire immerhin um zwei Stücke erweitert: Listen to your heart von DHT und Zoé von Luke. Letzteres ist eine echt schöne Ballade.
Montag. Ferien!
Und alle Möglichkeiten, was zu unternehmen, mit Sonia, Julie und toute la petite bande, sprich dem Rest. Ausnahmsweise waren wir Montag mal in der Eishalle, wo nun auch Julie das erste Mal mitkonnte. Das war wirklich super! Abends dann haben wir zu acht die Vorpremiere von «Narnia» im Kino gesehen. Ich habe ihn genossen, wie die meisten Filme dieses Genres.
Mittwoch… uiuiui.
Ein Tag, der sich mir ins Gedächtnis gebrannt hat! Julie, die Tochter von Pascale, hat mich auf einen 18. Geburtstag eingeladen, eine klassisch französische Studentenfete mit hundert geladenen Gästen. Kein Scherz! Aber zunächst ging es zum Mittagessen zur Mutter ihres Freundes, wo wir im Anschluss 66 Crêpes für diesen Anlass herstellten. Jetzt kann ich das auch, war ein gutes Training. Gegen Abend habe ich mich dann in meinen Rock geschmissen (trotz winterlicher Temperaturen) und wir sind in einen Nachbarort (Noailles) gefahren, wo ein großer Saal angemietet worden war. Ich wurde zig Personen vorgestellt, deren Namen ich gar nicht versuchte, zu behalten. Bei der schieren Masse ein Ding der Unmöglichkeit. Zu Beginn fühlte ich mich nicht sehr wohl in meiner Haut, außer Julie kannte ich niemanden, und Kontakt zu finden in einer Gesellschaft, wo der Großteil sich schon kennt, ist schwer. Die ganze erste Zeit wurde nämlich zum Reden, zum Diskutieren genutzt, wo ich mir ein bisschen überflüssig vorkam. Bis ich doch noch jemanden fand, den ich zumindest vom Sehen kannte und mich ein bisschen ins Gespräch gebracht habe. Danach war alles leichter. Ich unterhielt mich mit diesem und jenem und irgendwann begann die Tanzphase. Juchu! Das war wirklich cool. Am allerschärfsten jedoch war die Überraschung, die man für das Geburtstagskind vorbereitet hatte: Seine Freundin hatte ihm zunächst die Augen verbunden und ihn auf einem Stuhl platziert, wo sie ihn ein bisschen anmachte, bis die Ablösung kam. In Form seines besten Freundes, der sich als Frau verkleidet hatte. Ich war von dem folgenden so überrascht, dass ich sogar vergessen habe, die Augen zu schließen: Striptease, aber bis auf die Knochen! Man konnte ALLES sehen! Und bei den beiden ist es nicht geblieben, im Laufe des Abends und im Eifer des Gefechts standen später bestimmt an die 20 nackte Männer auf der Bühne… Unglaublich, die Franzosen!
Freitag, früh morgens.
Nachdem ich am Vortag endlich meine Sachen zusammengepackt hatte, stand meiner Abreise nichts mehr im Wege. Vorfreude auf zu Hause machte sich breit, als Pascale mich zum Bahnhof brachte. Die Zugfahrt nach Paris schien nicht enden zu wollen! Dort angekommen sah ich mich mit einem neuen Problem konfrontiert: wie komme ich zum Flughafen? Ich wusste zwar, welche RER-Linie ich nehmen musste, aber im Gegensatz zum Metro-System ist die RER wesentlich schwerer nachzuvollziehen. Irgendwie habe ich es dann aber doch geschafft und ich bin sogar am richtigen Terminal ausgestiegen (es gibt zwei Haltestellen am Flughafen, der ist nämlich relativ groß). Na ja, es mag an meinen Erfahrung hier liegen oder einfach an meiner Person, jedenfalls: Als ich in der Schlange stand, um mein Gepäck aufzugeben, hörte ich hinter mir drei Mädchen meines Alters auf deutsch diskutieren… Ah, welch Wohltat für meine Ohren! Jedenfalls habe ich mich umgedreht und sie angesprochen, einfach so. Es traf sich, dass es sich auch um Freiwillige handelte, die allerdings direkt in Paris ihren Dienst ableisteten. Es wurden Erfahrungen und Anekdoten ausgetauscht und auch die Zeit in der Wartehalle verging sprichwörtlich wie im Fluge. Dabei gesellten sich noch andere Freiwillige aus Paris zu uns, die sich untereinander kannten. Darunter eine Kasslerin, die zufälligerweise auch noch die Nachbarin von Lisa Hinze ist, einer ehemaligen Klassenkameradin aus meinem Französisch-LK. Die Welt ist doch wirklich ein Dorf!
Jedenfalls bot sie mir an, mich im Auto von Dortmund nach Kassel mitzunehmen, was ich natürlich dankend annahm! Auf die Weise habe ich zwei Stunden gewonnen! Und außerdem musste ich nicht alleine reisen. Man sieht, es lohnt sich wirklich, den Mut zu haben, fremde Leute anzusprechen ^^.