Über viele Erlebnisse, Momente und Abende und das Gefühl zu Hause zu sein
Ich wiederhole mich, aber gleichzeitig kann ich wirklich nicht fassen, wie schnell die Zeit vergeht. Ich erlebe wahnsinnig viel, versuche jeden Moment zu genießen und schätze so unendlich, wer und was mich hier umgeben. Während die Augenblicke zu immer mehr Erinnerungen werden, ich mich in Redon nicht nur eingelebt habe, sondern wirklich zu Hause und integriert fühle, ist es mir doch absolut unbegreiflich, wo ganze 4 Monate geblieben sind.
Ich wiederhole mich, aber gleichzeitig kann ich wirklich nicht fassen, wie schnell die Zeit vergeht. Ich erlebe wahnsinnig viel, versuche jeden Moment zu genießen und schätze so unendlich, wer und was mich hier umgeben. Während die Augenblicke zu immer mehr Erinnerungen werden, ich mich in Redon nicht nur eingelebt habe, sondern wirklich zu Hause und integriert fühle, ist es mir doch absolut unbegreiflich, wo ganze 4 Monate geblieben sind.
Bis auf die Berichte zur Bogue, Brest und Marcel Callo ist es hier seit den Herbstferien leider auch ruhiger geblieben als mir lieb ist. Daher versuche ich es hier mal mit einem kleinen Schlagwort-Sturm um die kleineren und größeren Momente, Emotionen und Erlebnisse festzuhalten.
Achtung, nehmt euch Zeit…! ;)
Zurück zu den Herbstferien – da war ich endlich in einer der drei größeren Städte um Redon, Rennes. Auch wenn ich immer noch keine „Beziehung“ zu Städten aufgebaut habe - ich bin immer erstmal neugierig und motiviert, kann danach aber trotzdem nicht sagen, wie eine Stadt ist, welche aus mehreren Städten ich schöner finde; es sind eben doch nur Gebäude und Flächen; habe nach einer gewissen Zeit genug gesehen, fand ich die Zeit in Rennes doch ganz nett. Einfach mal wieder in Geschäften stöbern, Neues entdecken und sehen, Menschen begegnen.
Freitagabends aus Rennes heimkommen, endlich mal wieder einen Rock anziehen und los geht’s zum soirée danse. Ein Tanzabend mit Walzer, Swing und Polka, organisiert von Elise und Rado, im Centre Social, vor allem mit Leuten von dort, der Adapei und uns Freiwilligen. Lachen, tanzen, durch die Gegend hüpfen, Spaß haben und Kuchen essen. Den Abend mit Stefania, Nicolo und Sarah bei Wein ausklingen lassen, weil wir zu unentschlossen sind, etwas Anderes zu unternehmen.
Einen Tag später – schöner Waldspaziergang alleine – was mir immer wieder so sehr gut tut! Gemeinsames Abendessen mit allen Freiwilligen und Nicola, anschließend „Nachtwanderung“ zu einem afrikanischen Musikfestival mit Rado, Sarah, Stef, Sera, Tiina und einigen Bekannten, was anders, aber absolut toll, herzlich, voll guter Laune und Bewegung war J Und nicht zu vergessen eine Nachmitternachtsrunde, die an eine Pyjamaparty erinnert, da wir - in zwei Küchen den Schlaf anderer störend – bei Wein und mit Sarah, Tiina, Nicola, Stef & Rado in einem der Zimmer bei Kerzenschein und mit in Natron gekochten Spaghetti zusammensaßen.
Der Sonntag war ruhiger, gemeinsames Kochen, zweifelndes aber lustiges Kartenlegen und wieder gemeinsam essen. Aufkommende Abschiedsstimmung. Am Montag arbeiten, danach auf die beiden Kids aufpassen, wieder kochen und emotionaler, wortreicher Abschiedsabend für Radoslaw. Dienstags normales Programm – vormittags arbeiten (aber ziemlich chaotisch), nachmittags Französischkurs (mit herzlichem Verabschieden von Rado) und Treffen mit Lydia. Dazu kam allerdings noch eine Vorbesprechung für das Kurzfilmfestival in Brest, die Ankunft der neuen Freiwilligen fürs Kino, Anastasiya, strömender Regen und Kochen + gemeinsames Essen für sie. Nach dem langen, intensiven Tag und angesichts der herrschenden Abschiedsstimmung aber leider nicht ganz so willkommen heißend wie man es sich wünschen würde, sondern eher ruhig und müde. Mittwochabend dann wieder bei Stefania, wieder gemeinsam Essen, dazu gibt es Glühwein – mein Päckchen aus Deutschland ist gerade rechtzeitig angekommen, um die richtigen Gewürze dazuhaben. Abschiedsabend für Elise, weniger emotional als für Rado, aber trotzdem nicht so heiter wie es sonst üblich war. Schön, nochmal zusammen zu sein. Bei den folgenden gemeinsamen Abenden schienen ihre beiden Plätze förmlich zu fehlen. Donnerstagmittag schnell Essen kochen und damit rüber in B1 stapfen, um mit Tiina, Elise und Stef zu essen. Dann endgültig Tschüss sagen müssen, was mir dann zum Glück doch leichter fiel als erwartet. Vielleicht mit dem Wissen, dass es mehr als möglich ist, sich wieder zu sehen. Freitagabend Volleyballtraining – ich war noch nie so fertig, dass ich selbst beim Sport das Gefühl hatte, jede Sekunde einzuschlafen. Es war teils eine Katastrophe auf dem Feld zu stehen, auch wenn es sehr lockeres Spielen war. Das zeigt dann aber, WIE anstrengend die Woche doch war. Samstagmittag formation d’évacuation – Veranstaltung im Kino damit wir Ehrenamtlichen wissen, wie wir im Notfall die Säle evakuieren müssen. Um Mitternacht standen wir bei Nicolò vor der Tür um auf seinen runden Geburtstag anzustoßen. Sonntagnachmittag ein vorerst letztes Mal gemeinsam Essen, wieder bei Stefania, „internationaler“ als sonst da ein Deutscher und eine Französin zu Besuch da sind, zusätzlich zu Nicola der sowieso fast jedes Wochenende bei uns ist. Das war dann aber auch mal genug mit dem Zusammensein, auch wenn ich super gerne Zeit mit den anderen SVE verbringe und es immer lustig ist.
Über die nächsten Wochen verteilt war ich oft im Kino. Unser Ciné Manivel ist ein sehr gemütlicher Ort, ein mit 5 Sälen außergewöhnlich großes vereinsgetragenes Kino mit Bar, Büchertauschschrank, Bilderausstellung, Sesseln und natürlich vielen Freiwilligen. Wenn ich dort „arbeite“, Karten abreiße, Säle kontrolliere und seit neustem auch Süßigkeiten verkaufe, bleibt immer genug Zeit während der Vorstellungen wo für uns nichts zu tun ist, um sich mit den unterschiedlichsten Menschen auszutauschen, interessante Gespräche zu führen und Neues zu erfahren. Ansonsten bin ich, ganz im Gegenteil zu vorher, ein Kinofan geworden und schaue auch gerne Filme. Bis jetzt habe ich gut 15 Filme gesehen, und da war von James Bond, über schwarz-weiß-Kinokonzert, Komödien, Tragödien und Dokumentarfilmen bis hin zum „film inattendu“ – unerwarteter Film – alles dabei.
Endlich die Küche aufräumen, gemeinsam mit Tiina lachen, sich wundern, was wir alles finden und versuchen eine Ordnung zu finden. Das war zwar etwas anstrengend, aber hat sich gelohnt und vor allem Spaß gemacht zusammen. In dem Zuge haben wir es auch endlich geschafft, die Bilder von der Wand abzumachen und stattdessen ins Treppenhaus zu dekorieren und „unsere“ Postkarten an die Wand zu hängen. Was so belanglos klingt, war nicht nur eine lustige Aktion, sondern macht das ganze jetzt endlich zu UNSERER Küche, macht unsere Wohnung wirklich persönlich und ist nicht länger blasses Abbild des Lebens der letzten Freiwilligen.
A propos Küche… Wenn zu viele Leute kochen wollen, ist die erst recht zu klein. So hatte ich den Spaß, an einem Sonntag in gleich drei Küchen zu kochen. Manchmal frage ich mich ja, was die Nachbarn denken, wenn wir mit allem möglichen Kram durch den Innenhof laufen. Diesmal war ich gleich mehrfach mit Topf, Auflaufform, Besteck, Abendessen und Kuchenzutaten unterwegs. In B2 gab es dann mein Abendessen, bevor ich den Platz räumte um bei Stefania in B1 Kuchen zu backen. Als ich mit fertigem Kuchen schließlich wieder bei uns in B4 auftauchte, ging es fleißig weiter mit Kochen – soirée choucroute, Sauerkrautabend. Tiina hatte eine ordentliche Menge Weißkohl gekauft, die wir motiviert klein schnitten und in eine große Tonne packten und mit Salz vermengten. Irgendwas stimmte am Ende zwar mit dem Rezept nicht, sodass uns das Sauerkraut nicht gerade gelungen ist, aber lustig war es allemal. Und danach gab es gleich zwei Kuchen – Apfeltarte von Nicola und meinen veganen russischen Zupfkuchen – und eine gemütliche, spaßige Runde bei Kerzenflackern.
Ende November war ich endlich mal wieder mit Tiina unterwegs, mit dem Fahrrad nach St.Nicolas-de-Redon, und das gleich zweimal. Das erinnerte mich an unser allererstes Wochenende in Redon, wo wir gemeinsam St.Nicolas durchquert haben um in den Feldern dahinter Brombeeren zu pflücken und einen Stall anzuschauen und sich ein bisschen kennenzulernen. Eigentlich wäre es schön, öfter gemeinsam raus zu gehen, einfach so oder mit Ziel… Zur Erklärung zweimal die gleiche Strecke, weil wir auf einen „vide grenier“ (Flohmarkt) wollten, uns aber samstags offensichtlichst im Datum geirrt hatten und daher sonntags erneut die hopplige Strecke entlang radelten – um festzustellen, dass der riesen Banner nur Werbung ist und gar nicht den Veranstaltungsort kennzeichnet. Mit ein bisschen Bauchgefühl und Nachfragen fanden wir allerdings die richtige Halle, natürlich mal wieder ganz auf dem Berg. Mit ersten Weihnachtsgeschenken, Biergläsern für den deutschen Abend, und Pflanzen für mein Zimmer war ich ausnahmsweise mal echt erfolgreich.
Und dann war auch schon Dezember, ein ganz schön bewegter Monat mit viel Arbeit aber auch vielen schönen Momenten!
Ein Abend in der MAPAR für SVE – die, die noch ausreisen werden, die Ideen suchen, die zurückgekommen sind, die nach ihrem Projekt in Frankreich „irgendwie“ immer noch da sind, und uns, die gerade ihr SVE machen. Warm UPs, sich austauschen und gemeinsam internationale Gerichte essen. Ein schöner und interessanter Abend für mich.
Beginn unseres projet collectif, gemeinsamen Projekts, wo wir Freiwilligen einzelne Aktionen, aber vor allem ein ganzes Wochenende im März gestalten sollen. In Redon, für alle zugänglich, auch mal andere Dinge machen als in unseren eigentlichen Einsatzstellen, mit einem internationalen, welt-öffnenden Charakter. Die ersten „réunions“ donnerstagnachmittags waren diskussionsreich; erstmal musste eine Gruppen-Organisation gefunden werden, was allerdings nicht alle so wichtig oder verständlich fanden. Letztendlich ist das aber doch enorm hilfreich, wenn man sinnvoll miteinander arbeiten will. Uns rennt zwar die Zeit weg, aber zum Schluss haben wir es doch geschafft, schon erste Ideen zu sammeln, Dinge zu organisieren. : ) Und trotz Missverständnissen und Meinungsverschiedenheiten haben wir uns immer noch lieb :D
Mein erstes Volleyballspiel mit der Mädelsrunde. 3:2 gewonnen, wie unsere deutschen Zitterpartien, aber ich bin nicht nur zufrieden mit dem Spiel, sondern vor allem sehr froh über die daraus entstandene Gemeinschaft. Unser „match“ hat mir trotz der freundlichen Stimmung im Training nun endlich das Gefühl gegeben, wirklich dazuzugehören, ein Team zu sein, auch wenn wir so viele sind.
Ein ganzer Sonntag daheim, zum Glück regnete es, das machte es weniger schlimm, nicht aus dem Haus zu kommen. Mit Sarah stand ich in der Küche, wir haben Plätzchen gebacken, ich will gar nicht wissen wie viele, aber es waren sehr viele. Wir hatten Spaß, aber irgendwann wurde es auch anstrengend. Als wir schließlich gemeinsam vor dem Ofen saßen, war das doch gemütlich und wir wussten, was wir geschafft hatten. Da stand dann aber immer noch die Vorbereitung der Präsentation für unseren Deutschen Abend an. Das nahm zwar nochmal viel Zeit in Anspruch, lief aber reibungslos und produktiv. So macht „arbeiten“ wirklich Spaß!
„Endlich“ der soirée allemande – deutsche Abend. Ich hatte mir vorgenommen, nicht unnötig nervös zu sein. Hatte am Vorabend fleißig Spundekäse gerührt und im Kino doch noch meine Notizen abgeschrieben. Als Sarah die Präsentation begann hatte ich zwar das Gefühl, nichts auf die Reihe zu kriegen, aber das war ein flüchtiger Moment. Beim Vorbereiten, Warten, aber auch beim Reden war ich tatsächlich erstaunlich ruhig und entspannt. Den Infos und Geschichten zu Deutschland im Allgemeinen und unseren Städten Eichstätt und Worms wurden zwar recht aufmerksam zugehört, aber beim Bierkrugstemmen und –rutschen, wurde die Stimmung aufgeweckter und wir haben viel gelacht. Die abschließende dégustation mit Plätzchen, Kartoffelsalat, Spundekäse, Glühwein und Apfelsaftpunsch kam auch super gut an – perfekt! Als alles aufgeräumt war, brachten wir die Schüsseln und all den anderen Kram schnell nach Hause und gingen noch mit ein paar Leuten von der Mapar ins O’Shannon. Zwei Deutsche und eine nette Runde Franzosen war da bei Bier, Cidre und Chouchen, bretonischem Honigschnaps, ein super Abschluss des Tages.
„Kurzurlaub“ in Nantes – einen Tag mit Sarah die Stadt entdecken und nachmittags mit Goretti, einer Freiwilligen des letzten Jahrgangs in Redon, die jetzt als Aupair in Nantes lebt, über den Weihnachtsmarkt, durch die Stadt und auf das höchste Gebäude der Stadt – interessant, entspannend und super schön!
Ein Abend im salon, wo wir im September auf dem Zwei-Bühnen-Open-Air-Konzert waren. Zu dieser Jahreszeit finden die Veranstaltungen in der alten Scheune des Hofs statt, eine super gemütliche Atmosphäre aus alten Dingen, gezimmerter Bar, Couchs und Musik. Allerdings war relativ wenig los, sodass Tiina, Nicola, Sarah und ich nicht all zu lange blieben.
Gemeinsam auf den Weihnachtsmarkt in Redon gehen. Mit Stefania, Nicolo und Sarah klapperten wir die verschiedenen Hüttchen ab, ich fand sogar halbwegs gut gewürzten Glühwein, nachdem jeder andere „vin chaud“ wirklich eher wörtlich genommen warmer Wein war und wir entdeckten in den Markthallen auch süße kreative Dinge. Den Abend machten wir zu unserer persönlichen Weihnachtsfeier mit Plätzchen, Teebeutel-Glühwein, original deutschen Lebkuchen, italienischem Pandoro und guter Laune.
Dienstagmorgens im tutorat: eine Lehrerin ist krank, Richard, der Lehrer mit dem ich normalerweise arbeite, muss in die Grundschulklasse zum Vertreten. Ich war schon seit morgens um halb 8 da, ganz komisch in dieser frühmorgendlichen, mir unbekannten Stimmung in der Clarté zu sein, und habe eine Hälfte Plätzchenteig vorbereitet. Was halb als meine Aktion „alleine“ mit gelegentlichem Vorbeischauen und Helfen von Richard geplant war, wurde nun ganz allein meine Aufgabe. Einige Stunden später, in etwa -- zwei Schülergruppen, Hauben und Schürzen anziehen, Teigpanschen, Rollstuhl einmehlen, „wenn du noch mehr Teig isst, kriegst du Bauchweh“, „du brauchst nicht so viel Mehl zum Teig ausrollen“, viele Plätzchen ausstechen, „Franziska, darf ich das Blech aus dem Ofen holen?“, lobende Kommentare von Kollegen, dass ich das gut alleine manage, hin-und herrennen zwischen Schülern und Aufgaben verteilen und erklären, in der Mittagspause alleine und mit Richard weiterbacken, die letzten Plätzchen ausstechen und später zählen – später, war ich zwar geschafft, aber auch stolz und glücklich, wie gut das alles gelaufen ist. Auch wenn gesalzene Butter im Teig war, typisch bretonisch eben.
Vom Koch und Küchenteam bekam ich dann sogar noch eine Stunde verspätet mein Essen und sämtliche Obst-, Käse- und Beilagen-Reste um mich herum gestellt – super lieb! Viel Zeit ließ ich mir nicht, denn dann wollte ich wirklich los zum Französisch-Kurs, wo ich mit einer halben Stunde Verspätung, vollem Bauch und gerade pünktlich mit dem Ploppen des letzten Korkens zur Weinprobe auftauchte.
Weihnachten gab es natürlich auch in den verschiedenen „Gruppen“, nicht nur bei den Freiwilligen. Weihnachtsmenü in der Clarté, Sonntagvormittag Filme im Kino für alle bénévoles + Familien mit anschließendem apéro, Weihnachtsmenü im collège und schließlich eine Weihnachtsfeier der Clarté mit jeunes, Erziehern, Eltern, Lehrern. Was anfangs ziemlich steif wirkte und mich unwohl fühlen ließ, sodass ich mich in die Verkaufsecke der Coopé, unserer Schülervertretung zurückzog, wurde dann doch noch ein schöner Abend. Vom Weihnachtsessen blieb da für mich als Vegetarierin nur Salat, Brot, Chips und die Käseplatte übrig, aber das war nicht weiter schlimm. Ich unterhielt mich gut mit Kollegen, Schülern und einigen Eltern, und anschließend wurde noch getanzt und gefeiert! Später als geplant, aber absolut glücklich und jegliches Bedauern, dass ich mit den anderen nicht ins Theater „konnte“, vergessen, kam ich kurz vor den Mädels nach Hause.
So war es dann auch wahnsinnig schnell Freitag, 18. Dezember. Nach der Arbeit, wo es mir beim Verabschieden vor den Ferien unerwartet emotional erging, wollte ich unbedingt einen Film im Kino sehen. „Demain“, eine Doku über die Herausforderungen unserer Zeit und der Zukunft und kreative, außergewöhnliche, interessante, eben ANDERE Lösungsvorschläge kleinerer Gruppen oder Personen. Der Sprachmischmasch aus Englisch und Französisch machte es mir zwar teils schwer zu folgen, da ich mich zwischen hören und ständig Sprache umstellen oder rein Französisch und schnelle Untertitel mitlesen entscheiden musste. Auch spürte ich mal wieder die Anstrengungen der letzten Woche, aber dennoch bekam ich das Meiste mit (& verstand es) und finde den Film super!
Auf dem Heimweg wunderte ich mich über die leicht panischen Nachrichten und entgangenen Anruf von Sarah, kam zu Hause aber bald zur Erklärung. Sie hatte ihre zweite Fahrkarte für den falschen Tag gebucht gehabt, was ein Schreck. Das ließ sich dank deutscher BahnApp zum Glück aber schnell ändern und das Problem bestand schon nicht mehr, als ich dann bei ihr war und wir ein bisschen quatschen konnten. Dann zu mir, Rucksack packen. Ein bisschen später, keine Lust mehr habend und von den Gesprächen unten angezogen gesellte ich mich abends dann zu Tiina und Sarah nach unten. Wir kamen nochmal auf die Story mit der Fahrkarte. Und auf die Frage, ob Sarah alle alle Fahrkarten gedruckt hatte bekam wiederum ICH einen riesen Schrecken. Ich hatte vergessen, meine Fahrkarte von Strasbourg nach Hause zu drucken. Juhu, es ist halb 12, ich habe keinen Drucker und mein Ticket im Gegensatz zu Sarah nicht von einem festen Account gebucht. Leicht verzweifelt, ironisch lachend und gestresst saß ich dann auf dem Boden in der Küche, hängte meine Wäsche ab und bekam von Tiina ein Glas Wein… Fahrkarte an Lea in Strasbourg geschickt, auf den Stick und aufs Handy gezogen. Wird schon schief gehen. Tat es aber nicht.
Nach viel zu wenig Schlaf, aber mit gepacktem Rucksack und pünktlich um halb 6 ging es am Samstagmorgen mit Sarah los zum Bahnhof. Dort traf ich jemanden aus meiner Volleyballmannschaft, der zufälligerweise auch übers Wochenende nach Strasbourg fuhr – allerdings mit dem Zug schon mittags dort ankam. Sarah und ich hatten zu diesem Zeitpunkt zweimal etwa 5 Stunden im Bus vor uns, von Rennes nach Paris, von Paris nach Strasbourg, und zwei Stunden Aufenthalt in Paris. Was so ungemütlich klingt war eigentlich eine total entspannte, recht angenehme „langsame“ Reise. Ich war lange nicht mehr Bus gefahren, sodass ich da erstaunlich motiviert war. Nachdem ich die große Beinfreiheit entdeckte, freute ich mich noch mehr (man erinnere sich an unseren Ausflug im September, zwei Stunden Fahrt waren da schon ätzend, weil der nächste Sitz etwa eine Handbreit VOR meinem Knie aufhörte…). Losfahren war dann doch gut, nachdem ich am Vorabend so gestresst-genervt war, dass ich am liebsten in Redon geblieben wäre. Ohne Probleme kamen wir um halb 10 in Strasbourg an, wo uns Lea, die ich vom Ausreiseseminar in Deutschland kannte, einsammelte und zu ihrer Wohnung brachte. Bei Tee machten wir es uns gemütlich und quatschten lange, ehe wir uns müde ins Bett bzw. den Schlafsack fallen ließen.
Ausschlafen – wann hab ich das das letzte Mal gemacht? Das war ein super (und später) Start in den Tag, den wir mit gemütlichem Frühstück gemeinsam begannen und auch Leas schwedischen Mitbewohner kennenlernten. Nachmittags brachen wir zu dritt auf, um die Weihnachtsmärkte und die Stadt zu entdecken. Der Abend wurde richtig schön international, nachdem mich die deutsche Sprache im Bus und in Strasbourg doch schon ein bisschen wahnsinnig gemacht hatte. Wir waren um die 12 Freiwilligen aus verschiedenen Ländern, ich traf eine andere SVE wieder, die ich ebenfalls vom ijgd-Seminar kannte, und wir hatten einen schönen, gesprächigen Abend mit leckerer Pizza. Montags musste Lea zwar wieder arbeiten, aber trotzdem blieben wir lang auf und hatten viel Spaß. So war ich dann am nächsten Tag mit Sarah in der Stadt unterwegs, wir schauten uns um, liefen gefühlte 5 mal in jede Ecke und hatten am Ende doch keinen Plan, wo wir was finden, waren aber mit Plan und Bauchgefühl doch gut ausgestattet. Die Weihnachtsmärkte fand ich teilweise zu eintönig, Essen, Glühwein, Christbaumschmuck, doch die Größe und Verstreutheit in der Stadt hat schon ihren Flair und wir entdeckten auch einige Stände mit schönen, besondereren Dingen. Über die quietschbunten Beleuchtungen und mit Teddybären und was-weiß-ich-welchem-Kitsch behangenen Fachwerkhäuser kann man streiten, ich mag sie nicht so sehr, aber der Stadtteil Petite France gefiel mir. Er erinnert an vielen Ecken an die deutsche Vergangenheit, ein Mainz05 Aufkleber ließ mich doch genervt aufstöhnen – so nah war zu Hause dann doch noch nicht –, war verwinkelt und vom Fluss durchzogen. Dazu kam ein tolles Licht vom Sonnenuntergang – richtig schön! Recht spät abends fanden wir tatsächlich zur Wohnung zurück und verbrachten einen schönen letzten Abend quatschend mit Lea, ehe wir am nächsten Morgen Richtung Bahnhof und nach Hause aufbrachen.
Etwas mehr als 3 Stunden nach der Abfahrt mit dem Bus in Strasbourg, war ich dann zu Hause, wo ich erstmal eine Frau nur anlächelte, weil mir nicht schnell genug die deutsche Übersetzung für „Bonjour“ einfiel… oh là là… So schlimm steht es dann doch nicht mit meinen deutschen Sprachkenntnissen. Über Weihnachten und Silvester war ich mehr oder weniger zu Hause, viel unterwegs, verbrachte schöne Stunden mit meiner Familie und Freunden. Es war sehr schön, so viele Menschen (und Tiere und Orte) wieder zu sehen, tolle Momente zu verbringen und ich genoss die Zeit absolut.
Im neuen Jahr wieder in Redon angekommen, fühlte ich mich aber doch sofort wieder zu Hause, ich war da angekommen, wo ich im Moment hingehöre, auch wenn Tschüss sagen nach 10 Tagen „Besuch“ zu Hause komisch und nicht überall einfach war. Es ist doch ein schönes Gefühl, sich auf der Stelle daheim zu fühlen, - das beweist mal wieder, wie wichtig mir die Zeit hier ist und dass es für mich das Richtige ist, das Beste was mir hätte passieren können.
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