Über das Entrümpeln
Vor drei Jahren kam CorneliaDelor von ihrem Freiwilligendienst aus Schottland zurück. "Mit vielen Eindrücken, einem ziegelsteinschweren Adressbuch und neugewonnenen Erkenntnissen über Schottenröcke im Gepäck."
Es ist stockduster um mich herum und alles, was ich in all dieser frei gewählten Dunkelheit (ich habe das Licht allein und aus freier Entscheidung ausgeknipst) erkennen kann, ist das Leuchten des Laptops auf meinem Schoß...
Es ist nun schon eine geraume Zeit her, dass ich in den karierten Gefilden dieser Welt unterwegs war – vor drei Jahren nämlich kam ich im Sommer von meinem EVS aus Edinburgh / Schottland zurück, mit vielen Eindrücken, einem ziegelsteinschweren Adressbuch und neugewonnenen Erkenntnissen über Schottenröcke im Gepäck.
Das Gepäck hatte ich auch nach einiger Zeit (und man darf mit Recht vermuten, dass es sich hier keinesfalls um eine kurze Zeitspanne handelt) auf Waschmaschine, Kleiderschrank und Erinnerungstruhe aufgeteilt, nur kam ich mit meinen Erinnerungen nicht so wirklich klar. Wo sollte ich die denn auch bitte hinverstauen? Mein Kopf war bereits voll mit Alltagskonflikten bezüglich Studium und Umzug, mein Bauch endlich wieder voll mit deutschem Essen... (was ich seit der Schottland-Zeit zu zelebrieren gelernt habe)
Ich hatte mich dann dazu entschlossen, meine Erinnerungen vorerst in meinem Tagebuch zu verstauen, bei Freunden unterzustellen und in kleineren Kreisen immer mal wieder ein paar Stücke zwischenzulagern. Viele wussten gar nicht so recht, was sie denn mit meinen Erinnerungen anstellen sollten, gerade diejenigen, die die großen und wichtigen Stücke von mir bekamen. Ich glaube, sie hatten damit auch die schwerste Last zu tragen.
Irgendwann wusste nicht einmal ich selbst mehr, was ich wo abgestellt hatte und suchte auch gar nicht mehr danach, weil mein Kopf mich erfolgreich unter seine Kontrolle bringen konnte und ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, mein Bauch habe dies nicht geschafft! Für eine Weile also war ich fast frei von all den sicher verstauten Erinnerungen, aber natürlich entrümpeln wir alle hier und da einmal unsere gedanklichen Kleiderschränke und verkleiden uns mit den Sachen, die wir selbst dort hineingetan haben oder die von Freunden und Bekannten dort vergessen wurden.
So bin ich manchmal heute noch überrascht, wenn ich in meinen Gesprächen ein paar längst vergessene Erinnerungen wieder finde, die ich zwischengelagert hatte und die ich nun voller Freude wiederentdecke.
Denn das ist das Schöne an einem solchen Jahr: es kommt immer stückweise wieder und lässt mich in Momenten lächeln, in denen ich ohne diese Erfahrung kein richtiges Kleidungsstück parat gehabt hätte.
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