Über Ana, Anna, Anaelle(?) und das Alphabet
Hallo, barev und gamardschoba!
Hey, wie geht´s euch, ihr Lieben?
Läuft alles rund bei euch wie die Beine von Fußballern? Mann!, ich vermisse Sport hier, aber scheiß drauf!, wie unsere Straßenhunde auf die Wege, oder wie Armenien in Zukunft vielleicht auf seine ohnehin einzige Profifußballliga. Ich brauche hier nicht mehr unbedingt Sport, weder als Zuschauer von Profis, noch für mich selbst.
Ich finde cool hier im Winter gemütlich Gedichte im warmen Zimmer zu schreiben, wenn die Heizung funktioniert. Im Winter? "Ticken Sebastian und seine Uhr noch richtig?", denkt ihr euch vielleicht. Ja, denn am 21. März lag in Gyumri Schnee. Der Schnee hat mich überrascht, als er wie dieser stürmische Wind kam, kurz zuvor, im allerdings warmen Misaksieli. Naja, meine Freundin Susan meinte ohnehin einst: "Es ist Herbst, und auch Frühling, und auch Sommer!" Mensch, ist das lange her, Susan jan. Fast so lange Zeit wie meine Zeit in der 5.Klasse, damals in Hann.Münden, mit so Mensch-en wie einem Jan Mensch. Naja, aber auch das war eine korrekte Zeit damals, in der alles mit rechten Dingen zuging, mit so Mitschülern wie einem A. Höttler. Kleiner Scherz, so ganz cool fand ich die damalige Zeit nicht, und das nicht nur, weil die Winter in Münden keine -20 Grad erreichten, aber das ist alles lage her, Mensch. Jetzt im Zug kann man zwar wieder in die 3.Klasse gesetzt werden, aber über die dieses Mal "grenzwertige" Kontrolle im Zug an der georgisch-armenischen Grenze kann ich euch, wenn ihr Bock habt, später berichten.
Nun gut, im EVS ist das Lustige immer wieder an die Vergangenheit und Zukunft erinnert zu werden und doch dazwischen zu stehen, wie beim Mid-Term-Training, wo sich alle EVS-Freiwilligen aus Armenien und Georgien in einem Ort namens Misaksieli trafen, wo es nicht mehr als die Buchstaben des Dorfnamens zu lesen und zu sehen gab. Eigentlich könnte man das Lesen auch gleich vergessen, weil die Georgier ein anderes Alphabet als die Armenier haben, auch wenn es irgenwie ein armenisches Alphabet ist. Was sich dieser Mesrop wohl gedacht haben mag, als er diese zwei Schriftsysteme entwickelte? Wollte er, dass wir alle überall Analphabeten werden? Überhaupt Analphabet kann man ja sogar in Europa sein. Wie hießen die anderen Freiwilligen beim Training und und unsere Mid-Term-Trainerin nochmal? Ana, Anna und Anaelle? Punkt. Ganz einfach zu merken, außer ich habe beim letzten Namen wieder irgendwo zwei Punkte vergessen.
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Viele Punkte bekam auch Jemma, meine Schülerin in Gyumri, die es geschafft hat sich für das Landesfinale der Deutscholympiade in Yerevan zu qualifizieren. Eigentlich ist das kein Wunder, denn ihre Mutter ist eine Lehrerin an meiner Schule. Natürlich hatte ich etwas Mitleid mit meiner besser als Jemma sprechenden Schülerin Stella, aber vielleicht lag es auch an ihrer EinSTELLung, immer etwas weniger als Jemma zu sagen, dass sie sich nicht qualifizieren konnte. Leider kann nun keine Schülerin meiner Schule mehr am Finale teilnehmen, weil Jemma die Windpocken bekommen hat, obwohl sie den Sturm in Misaksieli gar nicht erlebt hat. Trotzdem gibt es immer ein paar kranke Geschichten aus dem Deutschunterricht zu erzählen. Mit meinen Anfängern im YIC gibt es oft lustige Missverständnisse, und sicherlich geht es den Armeniern, wenn ich versuche armenisch zu sprechen, oft genauso. Warum musste dieser Mesrop bloß ein 39-Buchstaben-Alphabet entwickeln, von denen jeder zweite Buchstabe einen Klang hat, den ich nicht von anderen Buchstaben unterscheiden kann? Irgendwie weckt es die Lust in mir mehr armenisch zu lernen.
Es gibt für mich noch immer viel zu lernen und viel in Armenien zu entdecken, nicht nur weil meine beste Freundin Touristenführerin ist, und mir das sagt. Probiert es doch einfach auch aus, wenn sich auch für euch die Chance bietet.