Town called Malice
Malice = Bosheit .
Ein Besuch im social welfare office, und wütende Farmer.
Ich sitze in meinem Zimmer und lausche den wohlklingenden Tönen eines Miles Davis Songs, während ich überlege, ob ich ein Glas aus der Küche holen und mir ein Gläschen irischen Whiskeys einschenken sollte.
Den habe ich gestern im off-license shop (quasi ein cornershop nur für alkohol, shane macgowans paradise) für 20!!!! Euro gekauft.
Um dem hier durchaus nicht ungewöhnlichen Alkoholismus zu entgehen gebe ich lieber ein paar Anekdoten zum Besten, landestypisch wie eh und je;-)
Dienstag war endlich der Tag gekommen, an dem ich mich tapfer genug fühlte eine Sozialversicherungsnummer zu beantragen, die ich für ein Bankkonto brauche. Eine schnelle Sache, Perso vorzeigen, Adresse mit einer Bestätigung meiner host-family angeben, vielleicht ein zwei Fragen beantworten. Ja. In Deutschland vielleicht. Wobei Behördengänge eigentlich immer ein pain in the ass sind.
Ich verließ mich dieses Mal aber auf die irische Freundlichkeit.
Ein Fehler.
Guten Mutes betrete ich das social welfare office, nur um festzustellen, dass der 5 mal 5 meter große Raum komplett überfüllt ist. Ich stelle mich ans Ende der Schlange, nur um von einem glatzköpfigen, 1,60m großen, aber trotzdem bedrohlich aussehendem Mann aufs wahre Ende der
Schlange hingewiesen zu werden.
Nach ca. 5 Minuten Wartezeit bin ich an der Reihe, aber die nette Dame auf der anderen Seite des Schalters scheint keinerlei Interesse zu haben mir mit meinen Problemen zu helfen. Sie erzählt mir von einem mysteriösen Zettel, den ich ausfüllen müsse. Meine diversen, stockenden Nachfragen nach eben diesem Zettel ignoriert sie gekonnt mit der jahrelangen Erfahrung des öffentlichen Dienstes und befiehlt mir, zu warten bis der Andrang vorüber ist, wie ich später erfahren sollte, war es der zweite Dienstag des Monats, dole day, an dem die Empfänger von Arbeitslosengeld anwesend sein müssen. Vielleicht eine Erklärung für die etwas angespannte Stimmung, die sich im Folgenden größtenteils an mir entladen sollte. Wenige Minuten später ruft mir die Dame des öffentlichen Dienst etwas zu. Ich verstehe sie nicht. Ungefähr 15 Köpfe drehen sich zu mir. Ich: "No, no, you´re in front of me. " Diese faire und wohlerzogene Aussage zugunsten meines Vordermanns wird mit allgemeinem Kopfschütteln registriert, und eine besonders nette Dame weist mich mit den Worten, "no, that´s your form, Jesus Christ!" und einem verachtendem Blick auf meinen Antrag hin.
Dankbar für ein paar Minuten Ruhe reiße ich ihn an mich und fülle ihn aus, der gesenkte Blick auf den Zettel ist in dieser Form zwar nicht zwingend notwendig, aber was ich nicht sehe sieht mich nicht.
Name, Nachname, Geburtsort, Adresse, Geburtsname der Mutter(was zur...), Sozialversicherungsnummer, Employer´s name, employer´s number, blablabla. Einen Höhepunkt meiner Gedächtnisleistung später gebe ich den ausgefüllten Antrag zurück. Ich muss meinen Perso vorzeigen, meinen Führerschein, den Bestätigungsbrief meiner host-family, nur um belehrt zu werden, dass ich doch auch eine Rechnung zu meiner Adresse bräuchte.
Ich bedanke mich, auch wenn das Lächeln sich mitten in mein verlogenes Gesicht brennt, und flüchte aus dem Büro.
Heute dann mein großer Tag. Ich gehe ins komplett leere social welfare office, in dem die nette Dame und eine zweite sitzen.
Ein freundliches Lächeln und ein kollegiales "Howyeh" wird gekonnt ignoriert. Als ich der netten Dame mein Anliegen vorbringe ignoriert sie mich so lange, bis ich mich verzweifelt der anderen zuwende, die offenbar nicht jegliche Form von Arbeit ablehnt. In zehn Tagen habe ich hoffentlich eine Versicherungsnummer. Wurde mir gesagt.
Ich habe gestern mein polizeiliches Führungszeugnis zurückerhalten. Wann ich es zur Überprüfung geschickt habe? Ende August.
Erinnert sich noch jemand an Declan? Meinen netten irischen Kollegen. Super Typ. Irgendwie hat das mit seiner Freundin und ihm nicht mehr richtig funktioniert, und so ist er seit ein paar Wochen wieder solo.
Er hat allerdings nicht lange gezögert und es scheint, als habe ihm sein kaputter Charme eine neue Beziehung beschert.
Diese steht allerdings von Anfang an unter keinem guten Stern.
Seine neue Bekanntschaft muss sich aus dem Haus schleichen, um ihn zu treffen. Warum? Ihr letzter Freund machte im Pub Bekanntschaft mit den Fäusten und Schuhsohlen ihres Vaters, und so ist Declan ziemlich besorgt was seine Gesundheit angeht. Gestern erzählt er mir dann auch noch die ganze Wahrheit. Der gute Mann ist Farmer, und wie es sich für einen guten Farmer gehört, hat er für Notfälle mit verletztem Vieh eine Schrotflinte im Schuppen. Armer Declan.
Liebe Grüße nach Deutschland ;-)
Komentarze