Touristenführer, Mutti und gefeierte "Frau aus dem Norden"
Wer nach dem Tanzengehen noch Energie hat, kann ja zu Hause weiter tanzen! Chouchette legt kurzerhand Musik auf, rückt ein paar Möbel und weckt die ganze Familie zum mitfeiern!
Ist 'ne Weile her, daher eine Zusammenfassung.
Die vergangene Woche waren zwei unserer Freunde aus Deutschland da: Anna, mit der ich auch schon das letzte Jahr in Frankreich war, sowie ihre Freundin Joey. Die beiden kamen am Samstagabend an und waren bis letzten Sonntag bei uns.
Natürlich waren sie sehr am Shoppen interessiert, sowie am Tourismus, der sich in Barcelona nun mal nicht "umgehen" lassen will. Daher habe ich so gut es ging versucht, meine neu erworbenen Fähigkeiten als "Einheimischer" unter Beweis zu stellen.
Führte sie durch die Stadt per Metro und zu Fuß und zeigte ihnen allerhand Sehenswürdigkeiten und Geheimtipps, was ihnen wohl sehr gefallen hat. Leider war mein Freund zu der Zeit oft arbeiten und hat uns daher nur abends begleiten können.
Natürlich führten wir sie abends auch wieder in das berühmte "Pipiolo", wovon sie (wie fast nicht anders zu erwarten) auch ganz begeistert waren.
Zudem haben wir extra Ausflüge wie zum Beispiel zum Tibidabo gemacht, einem Berg (auf dem sich auch der antike Vergnügungspark befindet), von dem man einen wunderbaren Blick auf ganz Barcelona bis hin zum Meer hat.
An Tapas, Chupitos und allerhand anderem wurde natürlich dementsprechend auch nicht gespart.
Unsere letzte gemeinsame Nacht setzte, glaube ich, dem Ganzen noch die Krone auf. Eigentlich kamen alle der Familie vereinzelt zu hause an, wir waren arbeiten und die Mädels am Montjuic...
Als plötzlich erneut die Tür aufging und die halbe Verwandtschaft von unserer Family hereingestürmt kam. Onkel, Tanten, Schwäger, Cousins, Kinder, Neffen, Babys und wer weiß, wer noch alles. Alle kamen, um mal "die Deutschen" zu sehen. Wie süß!
Nach dem großen Essen, welches ich spontan mit "Schwiegermutti" zubereitet habe, sind wir dann noch mit Estebans Brüdern in eine Tapasbar, um gemeinsam was zu trinken.
Zu dem Essen ist noch anzumerken, dass ich so einfache Dinge wie Tomate-Mozarella mit Basilikum gemacht habe, wie auch Datteln im Speckmantel oder Armer Ritter. Bei ersterem kannten sie nix bis auf die Tomate. "Das kann man essen?" (Zu Basilikum) "Das ist Käse?" (Mozarella). "Du bist wirklich seltsam", meinte dann Sebas, einer der Brüder, zu mir.
Hach, wie herrlich!
Jedenfalls wurden wir dann in der Bar noch spontan von einem anderen Cousin abgeholt, mit dem wir in einen Club gingen.
Es ist hierbei anzumerken dass ich bis dato nicht wusste, dass es hier in Vilafranca überhaupt so etwas gibt. Umso erstaunter waren wir, als wir direkt von der Straße weg in einen Keller gingen und uns in einer enormen Masse singender und tanzender Menschen befanden. Was waren wir baff!
Nach kurzen, jedoch weniger motivierten Tanzeinlagen verschlug es uns jedoch wieder nach hause, wo wir selbst Salsamusik auflegten, die halbe Familie aus dem Schlaf weckten, die Möbel im Wohnzimmer verschoben und alle gemeinsam das Tanzbein schwangen. Wir machten Popcorn und Wackelpudding und warum das eigentlich, wusste ich selbst nicht. Es gab Bier, Pastis und lautes Gelächter.
Unsere arme Lola stolperte recht verstört zwischen alle den Beinen zwischen uns herum, schien jedoch ganz begeistert von unserer nächtlichen Aktion.
Ich muss sagen, ich war auch echt begeistert von der Familie. Die beschweren sich nie darüber, ob die Musik mal lauter ist oder nicht, wie viele Leute da sind oder wer wann was macht. Jeder macht sein Ding und alle halten zusammen. Der Cousin der bei uns schlief hat uns beispielsweise alle zusammen am nächsten Tag zum Flughafen gefahren.
Nach dem Abflug der Mädels war es einerseits mal ganz entspannt, weniger Leute in der Wohnung zu haben (denn allein wir sind ja schon 6-7 plus Lola), jedoch auch irgendwie traurig.
Diese Woche habe ich dann wieder gearbeitet. Genauso wie vorher in der staatlichen Organisation "Marinva", die Spiele, Feste und Bildungsreisen, etc. organisiert. Zuerst haben wir (genau wie die Woche vorher) deren Lager weiter aufgeräumt. Die besitzen tausende Spiele, Puppen, Babykram, Klamotten, Plastikautos, Lego, Puzzles, Bücher, Kostüme und Brettspiele, CDs, Karten und Büro- und Bastelkram um mit den Kindern Ateliers zu veranstalten.
Gestern sind wir dann mit dem Laster in eine fast 2h entfernte Stadt gefahren, um die Ausstellung "Jocs del Mon" (Spiele der Welt) aufzubauen. Diese Ausstellung stellt alle möglichen Spiele, Gesellschaft-, Brett- und Kartenspiele, vor. Von China und Indien bis Deutschland, Afrika und Frankreich.
Besonderheit gestern waren aber zum einen vier Jungs und ein Mädel: ich. Zudem mussten wir alle Teile, Kisten und Karren mit dem Material einen sehr steilen und schmalen "Weg" hinunterbugsieren, welcher eher aus Schotter und Gras bestand als aus "Weg". Danach folgte eine steile, schmale Metallbrücke, an deren Ende ein Loch im Betonboden klaffte, in welches wir zweimal mit den Wagen abgerutscht sind.
Hört sich wahnsinnig irre an und war auch im wahrsten Sinne ein Abenteuer. Aber wir haben viel gelacht, waren mittags gemeinsam Essen und haben uns dann auch nicht mehr über den Ausstellungsraum gewundert, der im Gegensatz zu den anderen riesigen Hallen zweimal so groß wie unser Wohnzimmer war.
Am Ende des Tages verkündeten mir meine Jungs dann noch, sie seien stolz auf "nuestra chica", ihr Mädel. Ich sei stark wie eine "Frau aus dem Norden".
Toll! Danke ;-))
PS.: Ach, apropos Mutti. Lola hat innerhalb von drei Wochen sage und schreibe drei Kilo zugelegt. Aber wir haben sie geimpft und jetzt können wir sie sozusagen überall mit hinnehmen. Das ist einfach wahnsinnig toll, so eine Begleitung!