Time to say goodbye 2.0.
Wenn man irgendwo hingeht, wo eigentlich nicht sein zu Hause ist, muss man meistens auch wieder gehen. Genau da befinde ich mich gerade. In diesem Dazwischen.
Wenn man irgendwo hingeht, wo eigentlich nicht sein zu Hause ist, muss man meistens auch wieder gehen. Genau da befinde ich mich gerade. In diesem Dazwischen. Hier bin ich noch nicht weg. Da bin ich noch nicht angekommen. Zwar beschäftige ich mich bereits mit diversen Packtechniken, bekomme bereits tagtäglich von genügend Menschen hier die Erinnerung, dass ich ja nicht mehr lange in La Garriga bin und beschäftige mich gleichzeitig auch mit dem Danach. Was erwartet mich in Deutschland? Was muss ich tun, was will ich tun und an was sollte ich denken? Ich freue mich natürlich wieder auf zu Hause. Momentan sehe ich aber eher, was mir fehlen wird.
- Das Zusammenleben und tatsächlich auch das Zimmerteilen. Das hätte ich niemals gedacht. Aber meine Mitbewohnerin und ich sind ein Herz und eine Seele. Vermutlich finde ich mich in Deutschland mit mir selbst redend abends im Bett wieder…
- Der Sprach- und Kulturaustausch. Es ist so herrlich das alles einfach so automatisch im Alltag haben zu können und keinen Sprachkurs oder Ähnliches besuchen zu müssen um Spanische/Britische Vibes aufzuschnappen.
- Die Tatsache, dass es warm ist. Es ist Ende November, fast Anfang Dezember. Aber die Kinder tragen trotzdem noch Röcke und kurze Hosen und ich spaziere nur in leichtem Jäckchen durch die Gegend. Auf die Kälte freue ich mich noch nicht so ganz. Irgendwie ist es ein ganz anderes Lebensgefühl, wenn es um einen herum mehr oder weniger warm ist… Langsam beginne ich auch zu verstehen, warum es so viele Senioren zum Überwintern in den Süden zieht. Als Vorbereitung auf die winterlichen Temperaturen habe ich von meinem Wichtel (aka Secret Santa) aus der WG Handschuhe und einen dicken Schal bekommen. Deutscher Winter – ich komme!
- Meine quasi tägliche Portion Sport. Und das Fitnessstudio insgesamt. Die Kurse dort waren einfach klasse. Die Leute sind sehr viel entspannter gewesen, als in Deutschland. Da wird dann auch mal ganz laut geschrien und gejohlt, wenn das Lieblingslied beim Zumba oder Boxen kommt. Einfach herrlich. Losgelöst von der Angst darüber, dass andere Menschen über einen dann komisch denken könnten, wenn man plötzlich in Jubel ausbricht. Außerdem war meine Routine mit ein bisschen Fahrradfahren, dabei spanischem Fernsehen zuhören und die Wellen im darunterliegenden Schwimmbad beobachten, die Möglichkeit mal eben Schwimmen zu gehen und die positive Lebenseinstellung einfach wunderbar!
- Endlich mein gelerntes Wissen übers Unterrichten anwenden können und einen Einblick ins IB Programm zu bekommen. Auch wenn die Kinder immer ziemlich chaotisch und laut waren, habe ich die Zeit im Klassenraum sehr genossen. Das lag zum einen daran, dass die Kinder auf mich gehört haben und sich auch beruhigt haben, wenn ich Ruhe haben wollte, und außerdem an dem Respekt, den die Kinder mir entgegengebracht haben. Ich wurde als Lehrerin gesehen und respektiert. Wenn die Kinder etwas nicht verstanden haben – und auch darüber hinaus -, kamen sie sehr häufig zu mir. Das hat mich glücklich gemacht.
- Teilweise habe ich auch die Chance bekommen, selbst Unterricht zu halten (was auf sehr äußere prekäre Umstände zurückzuführen ist… Aber man kann ja bekannter Weise immer selbst entscheiden, ob man etwas für sich selbst als rein negativ sieht oder eher versucht die positiven Aspekte daraus zu ziehen. Ich habe mich für Letzteres entschieden.) und konnte mich dabei etwas ausprobieren. Es ist doch ein anderes Gefühl, wenn man einfach machen kann. Ganz anders, als während meiner bisherigen Praktika, bei denen ich immer für alles, was ich gemacht habe, von Dozenten bewertet wurde.
- Die Musik, die den Schulstart (Fight Song) und das Ende der Pausen (Starwars Jingle) markiert. Wer auch immer diese Auswahl getroffen hat…
- Meine morgendlichen Yogastunden ganz oben im Wohnzimmer vor der Fensterfront, thronend über der Stadt. In Stille und alleine - nur mit dem Sonnenaufgang.
- Viele verschiedene Inputs und Sichtweisen auf diverse Themen – Privatschulen, Sprachen, Brexit… Austausch ist doch immer sehr bereichernd.
- Brotbacken. Da Spanien in punkto Brot nämlich ähnlich aufgestellt ist wie Frankreich, habe ich aus akutem Brotmangel beschlossen, selbst Brot zu backen. Anfangs waren alle tief beeindruckt. Nach und nach konnte ich mehr und mehr Menschen fürs Brotbacken rekrutieren. Die Brottruppe wuchs und wuchs. Und der Enthusiasmus fürs Backen bei sämtlichen Back-Muffeln auch!
- Die Landschaft. Die Berge direkt vor der Tür, das Meer ist auch nicht weit weg. Und falls mich mal die große Sehnsucht nach Stadtgetümmel packt, ist Barcelona auch nicht weit weg. Ich liebe das saftige Grün und die Tatsache, dass man allein durch einen Gang in die Stadt aufgrund der steilen Berge automatisch fit wird. La Garriga gleicht einer Ruheoase, wenn man nach einem laufintensiven und Touristenintensiven Barcelona-Tag zurück kommt.
- Ich habe hier unglaubliche Energieschübe – noch mehr als sonst. Keine Ahnung wo genau die herkommen, aber es gefällt mir. Mit einer nicht vergleichbaren Motivation lerne ich täglich Spanisch, probiere diversen Sport aus (darunter Paddle, Zumba, Wandern, Volleyball,…), backe hier ein bisschen, koche da ein bisschen, bin kreativ, lese, laufe, entdecke. Herrlich!
Ich hatte eine wunderbare Zeit. Nun heißt es die letzten Momente genießen und sich dann mental auf die Rückkehr vorbereiten.
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