Tere und Hei!
Vier Länder in drei Tagen: Auf ihrem Kurztrip durch Litauen, Estland, Lettland und Finnland sammelt DoroL neue Eindrücke. Sie verliebt sich in Tallinn und kehrt dann hundemüde nach Vilnius zurück.
Jaja, wie Ihr seht, habe ich meine Sprachkenntnisse um zwei weitere Fremdsprachen erweitert, ich kann jetzt neben Litauisch auch noch Estnisch und Finnisch. Im Ansatz. Am Freitag habe ich mir nämlich einen Tag frei genommen (das darf ich ein bis zweimal im Monat machen, da ich in der Woche viel zu viel arbeite, ich darf nämlich nur höchstens 30 Stunden, bin aber mindestens 35 hier) und bin mit Babette aus Deutschland, Tania aus Portugal und Fausto aus Italien nach Tallinn gefahren. Donnerstagabend um neun Uhr ging’s los vom Stotis, mit dem Bus in neun Stunden durch Litauen, Lettland und Estland nach ganz oben im Baltikum, bis ans Baltische Meer!
Ich sag mal so, die Busfahrt war nicht unbedingt das tollste Erlebnis, denn es war dunkel, kalt und furchtbar unbequem (sogar für ein Fräulein Kurzbein wie mich). Immer wenn ich grad so eben den Schlaf hinüber rutschen wollte, kam irgendeine dumme Grenze dazwischen (wirklich völlig überflüssige Einrichtungen) und mit ihnen seehr strenge und finster dreinschauende Wachposten, die hinter jedem noch so harmlosen Erdenbürger einen bösen Verbrecher vermutet haben. So oft und so genau hat wohl noch niemand mein Gesicht gemustert... wirklich ungewohnt.
Aber wir haben es überlebt, ohne verhaftet zu werden und sind dann Freitag früh um halb sieben im noch schlafenden Tallinn angekommen, wo uns eine Freiwillige aus Portugal, bei der wir sehr lieb aufgenommen wurden, abgeholt hat. Nachdem wir uns noch vier Stunden erholsamen Schlaf in der Wagerechten gegönnt hatten, ging’s dann los auf Stadterkundung. Leider kann ich immer noch keine Fotos hoch laden, um Euch einen Eindruck zu vermitteln, aber Ihr könnt mir glauben, Tallinn ist wirklich wunderschön!
Die Altstadt mit kleinen Strassen und Kopfsteinpflaster, tollen Häusern und ganz großartigen Cafés... Soviel heiße Schokolade wie an diesem Wochenende hab ich schon lange nicht mehr getrunken. Die leckerste gab’s in einem urgemütlichen kleinen Cafe in einem Innenhof, die Einrichtung bunt zusammen gewürfelt und in der heißen Schokolade Schokosauce und eine Stange Zimt... köstlich!
Wir sind aber auch viel herumgelaufen, haben die ganze Altstadt erkundet, sind auf einen Kirchturm gestiegen, um die Aussicht zu genießen und waren im Tallinner Stadtmuseum, das wirklich ganz toll und interessant gemacht war. Außerdem konnte uns Li, die Portugiesin, zu ungefähr jedem Turm und jeder Kirche irgendeine Legende erzählen, das war total spannend. Also, ich muss sagen, als Stadt zum Leben gefällt mir Tallinn besser als Vilnius. Kleiner, gemütlicher und außerdem direkt am Meer! Einen Strandspaziergang haben wir natürlich auch gemacht, man darf sich ja nichts entgehen lassen.
Am Samstag ging’s schon wieder ganz früh aus den Federn, da sind wir nämlich mit der Fähre nach Finnland hinüber geschippert. Wo Helsinki schon gleich um die Ecke liegt, muss man das ja nutzen, nicht wahr? Allein schon die dreistündige Fahrt auf der Fähre hat sich absolut gelohnt. Ich liebe es, draußen an der Reling zu stehen, mir den Wind um die Nase wehen zu lassen und aufs große, weite Meer hinauszublicken. . Helsinki selbst ist auch eine schöne Stadt, durchaus, allerdings für mich nicht soo aufregend. Der Dom ist ein echt schöner Bau, ein bisschen so wie Sacre Coeur in Paris, allerdings nicht ganz so beeindruckend und sonst ist Helsinki irgendwie eine ganz normale Stadt mit Häusern (nicht besonders schön) und Strassen und vielen teuren Läden. Babette und ich waren auch im finnischen Nationalmuseum, um ein bisschen was über Finnland zu lernen, waren allerdings ziemlich enttäuscht. Gesehen haben wir nämlich nur eine riesige Anhäufung von Exponaten, aber keine interessanten Beiträge zur Geschichte Finnlands, wie wir es eigentlich erhofft hatten. Da war das Museum in Tallinn, obwohl wesentlich kleiner, viiel besser. Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt. (Man wird hier sehr weise, wie ihr merkt) Trotzdem hat sich der Tag auf jeden Fall gelohnt, allein schon, weil ich jetzt sagen kann, dass ich schon in Finnland war. :-)
Unsere Fähre ist um 12 Uhr nachts wieder in Tallinn angekommen und wir haben uns (wie übrigens auch schon am Abend zuvor) ins Tallinner Nachtleben gestürzt, zusammen mit den anderen Freiwilligen, die ihren Dienst in Tallinn machen. Da hab ich doch tatsächlich eine Freiwillige aus Münster getroffen. Hach, die Welt ist klein. Wir waren in zwei ganz tollen Kellerkneipen, echt urig.
Joa, Sonntag war dann (endlich) ausschlafen angesagt und anschließend sind wir noch mal durch die Stadt gebummelt, haben eine superleckere ukrainische Spezialität gegessen, deren Namen ich natürlich sofort wieder vergessen habe (Teigtaschen, gefüllt mit Fleisch, Spinat, Käse usw., hmmm) und ich habe mir einen ganz schönen Schal gekauft und außerdem typisch estnische Schokolade (dunkle mit Himbeeren und weiße mit Blaubeeren, hört sich gut an, was?), die ich heute meiner Gruppe im Projekt mitgebracht habe.
Tja, und dann hieß es auch schon wieder auf zum Bus, wir sind wieder um neun Uhr abends losgefahren und waren heute Morgen um halb sieben in Vilnius. Same procedure as auf der Hinfahrt, inklusive Kontrollen und Nichtschlafenkönnen... dementsprechend munter bin ich jetzt. ;-)
Wir sind vom Busbahnhof nach Hause gefahren, ich bin unter die Dusche gehüpft (ok, gelogen, eher gekrochen) und dann direkt zur Arbeit gefahren... herrlich. Und hier muss ich jetzt noch bis sieben Uhr bleiben, da wir heute noch mal Freiwilligeninfo haben. Hurra.
So, jetzt noch so einige Neuigkeiten: Nächste Woche beginnt endlich mein Sprachkurs, Außerdem hab ich von Donnerstag bis Sonntag mein On-Arrival-Seminar irgendwo auf dem Land. Mal sehen, wen ich da so treffe. Die Saskaita Faktura für die Bustickets hab ich natürlich nicht gekriegt, die Dame konnte sich nicht mehr erinnern... Wie überraschend. So, mehr gibt es in meinen Augen grad nicht zu berichten, mir fällt jedenfalls nix mehr ein und deswegen überlass ich Euch jetzt Eurem Schicksal und gehe einkaufen. Man hört oder liest voneinander, hoffe ich!