Tere Tallinn, привет (privet) Peeteli
Nun bin ich schon drei Wochen in Tallinn. Man glaubt es kaum aber diese drei Wochen sind so schnell vergangen! Doch wo fang ich an zu erzählen? Am besten von Anfang an…..
Am 30. August ging die Reise für mich los. Ab Berlin ging es mit dem Flugzeug nach Riga und von da aus nach Tallinn. Die ganze Reise hat reibungslos funktioniert und es gab keine weiteren Probleme. Ich landete um ca. 19 Uhr in Tallinn. Da wurde ich von einem Mitarbeiter des Peetelis abgeholt und in die Freiwilligenwohnung gebracht. Da angekommen wusste ich nicht wirklich ob schon jemand in der Wohnung wohnt. Es war alles komplett eingerichtet und es standen noch Schuhe im Regal. Doch als ich feststellte das der Kühlschrank aus und leer war, war für mich klar, dass keiner mehr hier wohnt.
Am nächsten Tag ging es dann für mich direkt ins Peeteli-Sozialzentrum. Da angekommen wurde ich von der Mitarbeiterin Mirjam begrüßt und schnell den anderen Mitarbeitern (die da waren) vorgestellt. Alle hatten alle Hände voll zu tun, da am 03. September Schulstart war und an die Kinder verschiedene Schulmaterialien ausgeteilt wurden. Ich habe aber erst einmal von Mirjam einen Rundgang durch das gesamte Gebäude bekommen und wir waren eine ID-card (Personalausweis) für mich beantragen. Mit dieser Karte bekommt man eine Personennummer. Ohne die läuft ihr gar nichts. Egal ob beim Arzt, in der Apotheke oder im Supermarkt überall wird man nach seiner Personennummer gefragt.
Das Gebäude des Sozialzentrums besteht zum einen aus einer sehr schönen schlichten Kirche (die gerade renoviert wird) und dem Sozialzentrum. Der Aufenthaltsraum und die Schlafmöglichkeiten der Jungen befinden sich im Keller der Kirche, die Schlafmöglichkeiten der Mädchen befinden sich im 2. Stock. Im Peeteli gibt es verschiedene Erzieher bzw. Lehrer, die zwei bis dreimal die Woche ihren Dienst haben (nebenbei arbeiten sie aber noch anderswo). Alle Mitarbeiter reden neben russisch und estnisch auch englisch. Die Kinder reden oft nur russisch obwohl manche von ihnen auch estnisch und englisch reden können aber russisch wird bevorzugt. Nachdem ich alles gesehen hatte kam eine ehemalige Freiwillige vorbei und hat mich eine wenig durch die Stadt/ das Wohnviertel geführt, damit ich nicht erst alles suchen muss.
Genau das Wohnviertel und die Wohnung. Von außen sieht das Gebäude nicht so überzeugend aus aber von innen ist es eine sehr schöne und helle Wohnung. Die Wohnung besteht aus einem Bad, einer Küche, einer Stube, zwei Schlafzimmern und einem Balkon. Auch die Lage ist mehr als super! Zu Fuß benötige ich 10 Minuten bis zu meiner Einsatzstelle und bis zum Strand. Vor dem Strand befindet sich eine kleine aber sehr schöne Parkanlage. Es gibt drei Supermärkte (bald vier) in unmittelbarer Nähe und in die Altstadt fährt man 15 Minuten mit dem Bus. Auch befindet sich hinter dem Haus ein kleiner Wald. Ich wohne mit zwei anderen deutschen Mädchen zusammen die einen Freiwilligendienst im Kindergarten bzw. in einem Zirkusprojekt machen.
Die Arbeit im Sozialzentrum ist sehr schön. Am Anfang war es sehr ruhig, da die Schule erst angefangen hat und sich deshalb alles wieder eingliedern muss. Doch schon jetzt merke ich, dass es mehr Kinder werden, die jeden Nachmittag ins Peeteli kommen. Von 14 Uhr bis 18 Uhr können die Kinder kommen und gehen wie sie wollen. 14:30 Uhr gibt es Mittagessen und 17:30 Uhr ist Tee-Zeit. Vor dem Mittagessen wird ein Vers aus der Bibel auf Estnisch, Russisch und Englisch gelesen und ein Lied auf Estnisch, Russisch, Norwegisch und Deutsch gesungen (Danke für dieses gute Essen, Danke für diesen neuen Tag. Danke, ach Herr ich will dir Danken das ich Danken kann. Amen.). Meine Arbeitszeiten sind Montag bis Freitag 13 Uhr bis 18 Uhr und jeden Mittwoch von 10 Uhr bis 18 Uhr. Meine Aufgaben sind bisher die Kinder dazu zu bringen den Tisch zu decken, ihnen bei den Englisch-/Französischhausaufgaben zu helfen und mit ihnen etwas zu spielen bzw. malen. Wobei ich letzteres meistens mit den kleineren mache. Bei diesen Aufgaben ist es bisher gar nicht so schlimm, dass man sich nicht versteht. Die Kommunikation funktioniert auch anderweitig. Mittwochs ist es meine Aufgabe für die ganze Mannschaft (20 bis 30 Leute) Mittagessen zu kochen. Da an diesem Tag die Köchin frei hat. Das Essen ist ähnlich wie bei uns. Allerdings gibt es jeden Tag Fleisch und es wird eigl. alles mit Schmand gegessen, egal ob herzhafte oder süße Speisen. Das Peeteli hat 7 Tage die Woche offen und es kommen Kinder und Jugendlichen aus sozial benachteiligen Familien bzw. aus Familien mit schwierigem Verhältnis. Zurzeit wohnen auch ein paar Teenager im Sozialzentrum. Manche schon seit längerem manche erst seit kurzem. Das Peeteli hat die Regel, dass die Kinder ins Peeteli kommen dürfen bzw. wohnen dürfen, wenn sie regelmäßig die Schule besuchen.
Die Einnahmen des Peeteli-Sozialzentrums bestehen allein aus Geld- und Sachspenden aus Deutschland, Norwegen und Finnland. Häufig sind aus diesen Ländern auch Besuche da, die sich das Sozialzentrum anschauen oder auch mithelfen.
An Wochenenden wird oft etwas unternommen. Beispielsweise waren wir einen Samstag im Kletterwald. Dies war ein richtiges Erlebnis für die Kids. Sie kommen aus der Stadt raus, können sich bewegen, so laut sein wie sie wollen (manche sind wirklich sehr laut) und müssen dennoch aufeinander Rücksicht nehmen. Am 15. September war World Cleanup Day was hier in Estland großgeschrieben wird und vergleichbar mit unserem Dorfputz ist. Es wurde organisiert, dass das Peeteli mit Leuten aus der deutschen Botschaft zusammen Müll sammelt. Die Kinder hatten aber sehr wenig Geduld. Das Highlight der ganzen Sache war, dass nach einiger Zeit ein Blasorchester anmarschiert kam und uns ein paar Stücke gespielt hat und dann weitermarschiert ist.
In diesem Jahr feiert Estland seinen 100jährigen Geburtstag. Eigentlich hat diese Geburtstagsfeier schon im April 2017 (100 Jahre seit der Eingliederung estnischer Ansiedlungen) begonnen und wird bis 2020 (100 Jahre seit dem Friedensvertrag von Tartu) gefeiert. Aus diesem Anlass gibt es auch mehrere schöne öffentliche Veranstaltungen.
Besucht habe ich eine Veranstaltung Namens `Light Walks` mit meinen Mitbewohnerinnen. Drei Tage lang wurden an verschiedenen Orten Lichtershows vorgeführt. Die Show am letzten Abend war die beste. Zu der Lichtershow kam noch eine estnische Volkstanzgruppe dazu mit estnischer Musik. Unabhängig von der 100-Jahr-Feier war der Tallinn Marathon. Mitgelaufen bin ich nicht aber wir haben uns ans Ziel gesetzt und den Leuten beim eingelaufen zugeschaut und die Siegerehrung haben wir auch mitgenommen. Man glaubt es kaum aber es waren tatsächlich viele verschiedene Nationen am Start und das Wetter hat auch perfekt gepasst. Wobei wir auch schon beim nächsten Thema sind. Das Wetter. Als ich angekommen bin war die erste Woche noch richtiges Sommerwetter. Aber jetzt ist der Sommer zu Ende und das Wetter ist absolut wechselhaft. An einem Tag ändert es sich von Stunde zu Stunde über Sonne, Regen bis zu sehr starkem Wind. Aber das Wetter ist ja nie schlecht, nur die Kleidung ist unpassend. Wobei man sich bei der Kleidung nicht wirklich an den Einheimischen orientieren kann. Laufen zwei Personen auf der Straße, der eine in kurzer Hose und T-Shirt der andere mit Mütze und Wintermantel. Was genau zieht man denn nun an?
So das waren erst einmal die ersten Eindrücke, die ich hier bekommen habe. Und es werden auf jeden Fall noch mehr folgen!
Bis dahin und head aega!
EVA
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