Tequila Sunrise Especial!

Spanien? Kenn ich doch. Ich war auf Mallorca, genauso wie die vielen anderen Millionen Deutschen jedes Jahr. 100.000 haben hier eine Wohnung oder sogar ein Haus, fühlen sich da wie zu Hause, kennen ihren Urlaubsort wie ihre Westentasche. Aber was passiert darüber hinaus?

Spanien ist und darf nicht nur Mallorca, Ibiza, nicht nur Gran Canaria oder Teneriffa sein. Spanien ist mehr als sich eine Klasse tollkühner Abiturienten in ihrer Abschlussfahrt nach Lloret de Mar vielleicht vorstellen können.

Eine weite Palette an Farben, ein ganz und gar außergewöhnlicher und besonderer Cocktail an Eindrücken, Kultur, Menschen, Bildern, Gerüchen und Klängen.

Nehmen wir einen ganz gewöhnlichen Tequila Sunrise, ein fruchtig süßer Cocktail aus Tequila, Orangensaft, Zitronensaft und Grenadine. Rot und Gelb. Die Farben Spaniens wenn man möchte.

Der goldgelbe Orangensaft steht für den größten Bestandteil, das Herz des Landes – die Sonne. Nicht umsonst ist Spanien das beliebteste Urlaubsland der Deutschen, gibt es hier doch 1000 Sonnenstunden mehr im Jahr. Doch nicht nur die Sonne, braungebrannte Menschen, vollbelagerte Strände und einsame Buchten sind Konsequenz des mediterranen Klimas. Der ganze Tages- und Lebensablauf der Menschen wird vorerst durch das Wetter bestimmt. Die so typische und leider auch oft falsch verstandene berühmte spanische Siesta beruht schlicht und einfach auf der Tatsache, dass es hier im Hochsommer bei 30-40°C zwischen zwei und fünf Uhr unmenschlich wäre, zu arbeiten. Dafür haben die Geschäfte hier folglich aber abends länger geöffnet (teilweise bis 23 Uhr) und auch das Abendessen findet dementsprechend erst später statt.

Hinzuzufügen ist, dass es sich bei dem Orangensaft dieses Spaniencocktails natürlich auch um frisch gepresste Früchte handelt. Das wären dann die Spanier selbst. "Zu einem Topf gibt es immer einen Deckel" heißt in Spanien "Todos encontramos nuestra media naranja", Jeder findet einmal seine halbe zugehörige Orange. Ganz so sehen sich die Spanier selbst, ja so sind sie. Die Menschen hier sind frisch, lebendig und lebensfroh. Man geht höflich und freundlich miteinander um, ohne dass es an nötiger Distanz fehlt. Sie arbeiten sehr viel und fleißig und dies sogar mehr und für weniger Geld als es mancher Deutscher tun würde. "Leben und leben lassen" ist hier sicher ein treffendes Motto.

Natürlich ist auch der Lebensstandard anders. Wer auf keinerlei Luxus verzichten, geschweige denn Zugeständnisse machen will, sollte besser nicht nach Spanien auswandern. Doch der Charme dieses Landes mag, wie der saure Zitronensaft in unserem Cocktail, dem Ganzen nur noch mehr die Würze geben. Spanien hat einen Nachgeschmack. Eine ordentliche Fiesta am Wochenende in einem riesen Tanztempel voller Menschen genauso wie in einem kleinen Liveclub mit einer Hand voll Gitarristen vergisst man ebenso wenig wieder, wie die feurigen Flamencotänzer, einen nervenaufreibenden Stierkampf – oder die Gegendemonstration vor dem Stadion dazu.

Was bleibt? Der Tequila. Die Spezialitäten. Traditionen. Das Essen. Wahrscheinlich könnte ich den Rest meines Lebens nur noch Tapas essen. Paella auch, natürlich, aber das ist bei weitem nicht alles. Die spanische Küche zählt zu den vielfältigsten Europas und jede Region hat ihre eigenen Spezialitäten.

Die Grenadine, die letztendlich dem ganzen seine typische Farbe gibt, könnte für das Feuer stehen. Das Herzblut der Menschen, die Freundlichkeit und Liebe. Die Liebe, mit der sie einen empfangen, die herzliche Gastgeberschaft als auch der Umgang untereinander. Bedingungslose Freundlichkeit, Offenheit entgegen einer Ellenbogengesellschaft in der jeder nur um seinen eigenen Erfolg und Status ringt. Dies spielt hier kaum eine Rolle.

Leidenschaft. Man muss einen Spanier einmal tanzen sehen, eine Gruppe Spanier, die einem Gitarristen "lauscht" und sich vor Begeisterung kaum auf den Stühlen halten kann. Eine scharfe Chorizo essen, den Sonnenaufgang am Strand sehen und einen Abend auf der Familienfeier verbringen. Spanien hat einen wunderbar herben, fruchtigen, süßen und sauren Geschmack zugleich. Und natürlich ist hier nicht alles rosarot.

Es kommt ganz drauf an wie man seinen Cocktail am liebsten trinkt und vor allem – wer ihn mischt! Guten Appetit!