Tatsachen über Ungarn, die unbekannt sind I.
Ich bin relativ lange in Deutschland und ich habe so viele Male erlebt, dass die Menschen (nachdem ich sage, dass ich aus Ungarn komme) keine Kenntnis oder falsche Kentnisse über mein Land haben. Jedermann möchte sich über unsere Politik austauschen, aber sie wissen nicht so viel über unsere Kultur – nur gulyás (nicht Gulasch) und Puszta.
Ich war sehr überrascht, was sie über Ungarn denken. Deswegen habe ich die häufigsten Fragen als auch die falschen Informationen gesammelt. Und antworte hier:
1. Das erste Thema ist unsere Religion. Es ist etwas, was fast niemand weiß. Ich habe eine komische Geschichte dazu: Im Winter war ich mit zwei Freunden in der Thomaskirche, um ein Konzert zu Bachs Geburtstag zu hören. Während der Pause hat ein Freund angefangen, mir die evangelische Religion zu erklären: warum es kein kleines Bild und Ikon gibt, wie in meiner Religion…? Ich habe ihn komisch angeschaut und geantwortet:
- Ich bin Kalvinist.
- Ohh, aber die andere Leute sind orthodox in Ungarn, oder? – kam die Antwort.
- Nein. Die meisten Leute sind katholisch oder evangelisch oder reformiert, nur ein paar Menschen sind orthodox – also das ist sehr selten. (Jeder Monat fragt jemand danach…)
2. „Kommst du aus Ungarn? Sehr schön, ich mag den Balkan!”
- Ich mag den Balkan auch: die Musik, das Lebensgefühl, ich fahre gerne dorthin, aber Ungarn ist noch nicht Balkan. Es tut mir leid.
3. Eine klassische Verwechslung …Die Hauptstadtfrage: Budapest oder Bukarest…
4. Ich habe an der Universität ungarische Literatur studiert und wenn ich darüber spreche, werden die Leute verwirrt und stellen Fragen: Aber es gibt nicht so viel, oder? Doch! Unsere Literatur ist sehr reich. Wir haben eigene Sagen, wie alle Länder und seit dem 16. Jahrhundert bis heute gibt es unzählige Romane, Gedichte und Dramen. Die ungarische Literatur ist sehr eng mit der Weltliteratur verbunden, aber leider gibt es wenig Übersetzungen – zum Beispiel wurden nur einige Schriftsteller auf Deutsch übersetzt (Péter Esterházy, Péter Nádas, Imre Kertész – Nobelpreisträger). Zur Untermauerung gebe ich hier noch ein Beispiel aus dem 20. Jahrhundert. Attila József, der ein sehr berühmter Dichter ist, hat ein Gedicht über Thomas Mann geschrieben:
„Du weißt selbst, daß die Dichter niemals lügen.
So laß die Wahrheit, nicht die Fakten siegen,
Die Helle, die dem Herzen du gebracht -
Denn unsre Einsamkeit, das ist die Nacht.
Laßt heut uns, Freunde, uns durchschaun.” (Thomas Mann zum Gruß)
http://www.babelmatrix.org/index.php?page=work&interfaceLang=en&literatureLang=hu&translationLang=all&auth_id=127&work_id=514&tran_id=1786&tr_id=0&tran_lang=de
Wenn sich jemand noch dafür interessiert, kann ich einige übersetzte Gedichte finden – von Attila József und auch von anderen Dichtern. Viel Spaß!
Nächste Folge kommt!