Tanz ist die Poesie das Fußes ~ John Dryden
Vielleicht waren die alten Griechen eben doch nicht nur auf Grund ihrer zahlreichen Götter und Helden was sie einst waren, sondern auf Grund ihrer Tanzkünste, denn wie ja jeder weiß, wird man doch erst zum Tänzer ausgebildet und erst dann zum Krieger.
Tanz ist die Poesie des Fußes.
Laut griechischen Mythen hatten sowohl griechische Musik, als auch Tanz ihren Anfang auf Kreta, Griechenlands größter Insel. Dort unterrichtete Rhea, die Mutter der Götter die Kureten und Priester im Tanz.
Für alle, die es nicht wissen, die Kureten sind eine neunköpfige Gruppe bewaffneter Dämonen, die den neugeborenen Gott Zeus vor seinem Vater Kronos schützen, da dieser versuchte seinen eigenen Sohn zu töten. –
Kretische Tänze sind in ganz Griechenland berühmt und stehen ganz in der Tradition der Kureten-Tänze. Angeblich nahmen sämtliche griechische Tänze hier ihren Anfang und verbreiteten sich nach großer Begeisterung im ganzen Land.
Dass Griechenland bereits seit andenken er Zeit ein Land des Tanzes ist sieht man unteranderem daran, dass es tausende archäologische Funde von Abbildungen griechischer Tänzer gibt. Diese sind unteranderem beispielsweise auf Gegenständen wie Vasen oder Skulpturen, aber auch auf Reliefs, Statuetten und Mosaiken finden.
Darüber hinaus weisen zahlreiche alte Schriften auf den Gebrauch von Tänzen in der Antike Griechenlands hin. Häufig handelten diese alten Schriften jedoch nicht davon, wie zu Tanzen sei, sondern vielmehr davon, weshalb getanzt wird und zeigen die Entwicklung einer eigenen Tanzphilosophie auf.
Dies ist begründet in der Verwendung des Tanzes als Mittel der Grunderziehung. Neben der Sprach-, Körper und Geisteserziehung, wurde eben auch dem Tanz eine hohe Bedeutung zugemessen. Die sogenannte „Mousike“, welche sich aus Instrumentalmusik, Dichtungen und bestimmten Bewegungsabläufen zusammensetzte, war ein bedeutender Bestandteil der Erziehung heranwachsender Kinder, wobei diese in alten Zeiten überwiegend wohlhabenderen Familien zugutekam. Heutzutage lernt jedes Schulkind seinen traditionellen regionalen Tanz im Unterricht.
Tatsächlich gibt es mehr als 150 unterschiedliche regionale Tänze. Einen Überblick über einen Auszug aus dieser Bandbreite an Tänzen kann man sich durch die Liste auf folgender Seite verschaffen: http://busuki.heimat.eu/tanz/tanza-z.htm
Wie der Liste zu entnehmen ist, hat auch Serres seinen eigenen Tanz, namentlich den „Δέσπω“ (Despo). Bei Interesse, werde ich unterhalb dieses Textes einen Link zu einem Video indem eben dieser Tanz von einer Folkloregruppe aufgeführt wird verlinken.
Die Anzahl an griechischen Tänzen zeigt sehr gut, dass es kaum einen besseren Weg gibt die griechische Kultur kennenzulernen, als durch diese Tänze. Am besten tut man dies durch einen Besuch einer der in Griechenland weitverbreiteten „Griechischen Gemeinden“. Die meisten jungen Leute lernen und praktizieren das Tanzen in solchen Volkstanzgruppen. Eine Gruppe umfasst 50 - 100 junge Leute. Tatsächlich gibt es in Griechenland selbst 5.000 Tanzgruppen und über die Landesgrenzen hinaus weitere 1.000. Diese treffen sich teilweise mehrmals wöchentlich in Vereinshäusern ähnlichen Lokalitäten um durch ihren Tanz ihre Heimat und ihre Wurzeln zu zelebrieren. Nicht allzu selten tragen sie hierbei traditionelle Trachten, welche in erwähnten Video ebenfalls zu sehen sein werden. Diese unterscheiden sich abhängig von der Region jedoch ebenfalls von Fall zu Fall. Die Tracht aus Serres wird beispielsweise von dunkelrot, weiß und Gold dominiert.
Getanzt wurde früher zu jeglichem Anlass, ob zur Hochzeit, zur Taufe, in Religion, in Krieg oder im Theater. Wie Rheas Mythos zeigt, waren es vermehrt nicht nur die einfachen Leute, die tanzen, sondern allzu oft auch hohe Priester, Staatsmänner, Generäle, Dichter und Denker.
Die Menschen in Helas tanzen noch immer die überlieferten Tänze, die sie in der Familie und mit Freunden gelernt haben und lernen. Jeder tanzt die Tänze seines Dorfes, seiner Insel (es gibt nebenbei bemerkt 100 griechische Inseln) oder seiner Region. Die wenigsten haben Interesse daran, die Tänze von anderen Ecken des Landes zu lernen und fast keiner lernt die Tänze fremder Länder. Gerade deshalb ist die lateinamerikanische Tanzstunde, die von einigen Freiwilligen hier besucht wird eine grpße Besonderheit und Ausnahme zur selben Zeit.
Bei Familienfesten und in den Tavernen tanzt man seine eigenen Tänze, manchmal auch in Diskotheken, wobei hier generell nicht wirklich viel und lange getanzt wird. Wenn überhaupt, wird hier mit dem Kopf genickt oder zustimmend die Hand gehoben, sobald ein besonders ergreifendes Lied gespielt wird.
Griechenland ist jedoch nicht nur ein Land des Tanzens, da es über so viele unterschiedliche Tanzarten verfügt, sondern auch wegen der Qualität in welcher diese ausgeübt wurden und teilweise noch werden. Dies sind keine Tänze, die durch einen Tanzlehrer vermittelt werden/wurden, dies ist ursprüngliches traditionelles Tanzen. Noch heute findet man bis dahin unbekannte Tänze in Dörfern, in denen nie ein Tanzlehrer, ja überhaupt nie ein Lehrer gewesen ist. Aus diesem Grund erkennt wohl auch jeder Grieche den Unterschied zwischen einem „traditionellen Tänzer“ und einem „Volkstänzer“, ohne dass es einen qualitativen Unterschied zwischen den beiden geben würde. Lediglich ihr Tanzstil weißt einige kleine Unterschiede auf.
Dennoch, war das griechische Volk angeblich sowohl das erste, als auch das letzte Volk, welches den Tanz auf einem derart hohen Niveau ausgeführt hat und dass, obwohl oder vielleicht gerade, weil Griechen sich, zumindest heutzutage, nicht darum scheren, ob es gut aussieht wie sie tanzen. Sie tanzen aus Leidenschaft und Lebenslust und freuen sich, wenn man dieses Gefühl mit ihnen teilt und ganz einfach mitmacht.
Trotzdem wird wohl kaum ein Tourist von sich behaupten können einen solchen Tanz gesehen zu haben, da sie lediglich unter Freunden und zu besonderen Anlässen getanzt werden. Tänze, die in touristischen Gegenden zu beobachten sind, da sie häufig als Abendprogramm irgendeines Hotels angeboten werden, sind der Sirtaki (Griechenlands Nationaltanz), oder der Kalamatianós.
Beide sind eigentlich die beiden Überbegriffe verschiedener Tanzrichtungen Griechenlands. Wobei der Sirtaki genau gesehen kein griechischer Tanz, sondern eine 1964 entstandene Erfindung von Mikis Theodorakis ist. Er wurde für einen in Griechenland spielenden Film („Alexis Sorbas“) ganz einfach erfunden, doch seine Beliebtheit machte ihn zum griechischen Tanz schlechthin.
Der Kalamatianós hingegen ist tatsächlich ein bekannter Traditionstanz, bei dem sich alle Tänzer an den Schultern festhalten und sich in einer langen, an einer Seite geöffneten Reihe im Kreis bewegen. Dieser Reihtanz wird im 7/8-Takt getanzt und soll von Peloponnes stammen.
Obwohl Griechen es gerne sehen, wenn sich jemand für ihre Tänze begeistert und sie sich herrlich über eigene Tanzversuche amüsieren können, sind diese gar nicht so leicht zu unternehmen. Schon die zahleichenen Grundschritte verfügen über komplizierte Bewegungsabfolgen, die bei ersten Nachahmungen nicht mehr ganz so einfach erscheinen, wie sie anfangs ausgesehen haben. Die komplexen Schritte der Tänzer werden von der Lyra oder Geige geführt und von der Laute und selteneren Instrumenten, wie z. B. dem Bulgari (ein Saiteninstrument), der Askomandoura (eine Art Dudelsack) oder dem Thiamboli (eine Rohrpfeife), begleitet.
Trotz dieser Komplexität ist das Prinzip des Erlernens dieser Tänze weitestgehend ein sehr simples: Als aller erstes wird der zulernende Tanz, wenn man denn kein Traditionstänzer ist, von einer Person aus der Gruppe vorgetanzt, anschließend soll jeder Anwesende das was er sich merken konnte frei nachtanzen. Der sogenannte Vortänzer geht hierbei nach einem ganz bestimmten Prinzip vor. Er beginnt zunächst im Takt der Musik zu laufen. Während des seitlich im „Kreislaufens“ verändert er seinen Gang progressiv Schritt für Schritt, bis der gewünschte Tanzschritt erreicht ist. Dies ist psychologisch geschickt gemacht, da es die Lernenden davon überzeugt, dass Tanzen sich aus der üblichen Gehbewegung entwickelt; es ist gewissermaßen also nichts anderes als ein »Spaziergang«, nur in einem anderen Rhythmus.
Wurde der Schritt von allen nachgetanzt, so bilden sich kleine Gruppen, in denen man sich gegenseitig hilft die Bewegungsabfolge zu perfektionieren und den Bewegungen des Lehrers anzupassen. Ist dieser Schritt erfolgt, wählt der Tanzlehrer verschiedene Musik- und Tanzstücke mit dem neuen Schritt aus und lässt die Tänzer so einen Zugang zu den Schritten finden. Aus den einzeln unterrichteten Tanzschritten ergibt sich somit nach Zeiten ein abwechslungsreiches Reportoi aus dem sich bedient werden kann um eine bestimmte Tanzrichtung auszuüben.
Häufig werden Tanzstunden in Griechenland sowohl von einem männlichen, als auch von einem/-er weiblichen Tanzlehrer/in begleitet. Dies liegt nicht, wie bei Partnertänzen daran, dass es für das jeweilige Geschlecht andere Figuren oder Abfolgen gibt, sondern vielmehr daran, dass man der Überzeugung ist, dass unterschiedliche Geschlechter sich auf unterschiedliche Art und Weisen bewegen und deshalb verschiedene Anleitungen benötigen. Zudem wird traditionell eigentlich getrennt nach Geschlechtern getanzt. Dies wird heutzutage in den meisten Regionen allerdings nicht mehr allzu streng gesehen.
Ein weiterer Unterschied des hiesigen Tanzunterrichtes im Vergleich zu dem unsrigen ist, dass nach jeder Tanzstunde zum Essen und Trinken ausgegangen wird, um nicht zu vergessen, dass der Tanz ein grundlegend festliches Ereignis darstellte. Darüber hinaus wird während des Tanzens vermehrt gesungen, da dies zum Tanzsgefühl und der Geschichte des Tanzes gehört.
Apropos Geschichte, erzählen die Lehrer zu Beginn ihrer Stunde meist etwas über die Herkunft und die Entstehung des Schrittes. Sie teilen Informationen über die Region aus der dieser Stammt und sorgen somit dafür, dass nicht nur der Spaß und die Freude am Tanzen, sondern auch das damit verbundene Kulturgut weitergegeben wird.
Aus eben diesem Grund sind wir sehr gespannt, ob es uns gelingen wird in absehbarer Zeit den Ball des Vaters unserer Griechisch Lehrerin besuchen zu können um dort traditionellen Tanz, Gesang und Essen in einer typisch freundschaftlichen griechischen Atmosphere erleben zu können und um vielleicht einige Tanzschritte beigebracht zu bekommen. Damit wäre es beim nächsten Restaurantbesuch mit griechischer Tanzeinlage deutlich einfacher spontan reagieren zu können.
Hier die Liste mit einer (nicht vollstänigen) Übersicht zu griechischen Regionaltänzen: http://busuki.heimat.eu/tanz/tanza-z.htm
Und hier das Video zu Serres' Regionaltanz dem Despo: https://www.youtube.com/watch?v=PX3ewKPC0Gg
Quellen:
https://books.google.gr/books?id=sqonDQAAQBAJ&pg=PA72&lpg=PA72&dq=griechische+tänze+heute&source=bl&ots=RnBFgsDJN_&sig=2ulKVbKnw6-O1kzTKLPTHirADBA&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj-oqeZkpTZAhWDhSwKHV2bAUs4ChDoAQgwMAI#v=onepage&q=griechische%20t%C3%A4nze%20heute&f=false
https://books.google.gr/books?id=kqtUAgAAQBAJ&pg=PA83&dq=griechische+tänze+heute&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwia_euAnJTZAhWBoywKHdKODyAQ6AEIJzAA#v=onepage&q=griechische%20t%C3%A4nze%20heute&f=false