Sudetendeutscher Tag 2018
Es ist schon mehr als 70 Jahre her, dass die sudetendeutsche Bevölkerung ihr Daheim in der damaligen Tschechoslowakei verlassen hat, um ein neues Leben in dem durch den Krieg verheerten und aufgeriebenen Deutschland zu beginnen. Da die vertriebene Bevölkerung sah, dass sie, was eine moralische Unterstützung anbelangt, zunächst auf selbst angewiesen war, wurde im Jahr 1950 in Kempten der erste Sudetendeutsche Tag abgehalten. Die Tradition besteht bis heut fort.
Dieses Jahr fand diese Veranstaltung bereits zum 69. mal statt – wie seit Jahren traditionell wieder in Augsburg - und meine Aufnahmeorganisation die Junge Aktion der Ackermann Gemeinde durfte dabei nicht fehlen. Es kamen viele Leute jedes Alters, die Mehrzahl der Teilnehmenden stellten allerdings die bereits ältere Nachkommen der vertriebenen Sudetendeutschen dar.
Es war sehr interessant und aufschlussreich, sich die Motive anzuhören, warum die einzelnen Menschen zu dieser Veranstaltugn kamen. Die ältesten Beteiligenden fanden sich am meistens wegen des Treffens mit alten Freunden und wegen der Erinnerung an die alte Heimat und an die Erreignise der Jahre 1945-1946 ein. Leider sind schon fast alle gestorben, die in diesen Jahren Erwachsen waren, trotzdem gibt es aber noch Leute, die damals Kinder waren und die folglich ihre Geschichten erzählen können. Und dann und wann sind es sehr berührende Geschichten, gleichgültig, ob es sich um die Geschichten aus den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg handelt, oder um die Geschichten ihrer Besuche ihrer alten Häuser, die nach der Revolution 1989 zu Stande kamen.
Neben diesen Zeitzeugen kamen auch junge Leute, deren Anlässe vornehmlich die Suche nach ihren Wurzeln darstellten; fast alle waren nämlich Abkömmlinge von Sudetendeutschen. Allen unterschiedlichen Motiven voran gab es aber ein Anstoss, der alle zu jener Veranstaltung brachte – die Anstrengung, die Errinerung und Kultur der Sudetendeutschen zu erhalten.
Im Anschluss an die vor kurzem geendete Radtour präsentierte sich die Junge Aktion speziell mit diesem Projekt. Am Freitagnachmittag war es die vorrangige Aufgabe, den Stand in der Messe Augsburg aufzubauen, und nachdem sie erfüllt gewesen war, ging es gen Altes Rathaus, wo ein festlicher Auftakt mit anschließendem Empfang stattfand.
Gestärkt durch die Freitagseröffnung begaben sich am Samstag alle zu den Ständen (Junge Aktion und Ackermann Gemeinde hatten jede eigene, aber nebeneinanderstehende Stände), um sowohl das Radprojekt als auch die gesamte Tätigkeit der Jungen Aktion zu präsentieren. Es kamen mehrere Leute, die sich für das Projekt interessierten und derer Aufmerksamkeit durch die große Karte geweckt worden war. So konnten viele aufschlussreiche und fruchtbare Debatten geführt werden. Die Gespräche entwickelten sich in vielfältige Richtungen: sei es über die Geschehnisse der Jahre 1945-46 oder über gegenwärtige politische bzw. gesellschaftliche Situation.
Allgemein herrschte unter den Leuten ehrliche Begeisterung und Freude darüber, dass es junge Menschen gibt, die sich für die deutsch-tschechische Beziehungen einsetzen und an ihrer Verbesserung arbeiten. Dies galt auch für „Promis“, die den JA-Stand besuchten, darunter Persönlichkeiten wie Kardinal Schönborn, Erzbischof von Wien, Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Landtags, oder auch Kerstin Schreyer, Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales.
Am Sonntagsnachmittag machten sich alle Teilnehmer langsam auf den Weg nach Hause und die Junge Aktion kam nicht umhin – bereichert durch neue Erfahrungen und Kontakte – ihren Stand auch auseinanderzubauen und heimzufahren.
Die ganze Veranstaltung war ein aufschlussreiches Erlebnis, während dessen sich unglaublich viel erfahren liess. Die alten Freunde und Bekannte trafen sich wieder, um ihre Geschichten zu erzählen und an die Jungen ihre Erfahrungen zu übergeben.Die Zukunft der Veranstaltung steht leider noch in Sternen, weil trotz einer erheblichen Teilnahme sich die Anzahl der Teilnehmer jedes Jahr verringert. Ich glaube aber, dass diese Tradition erhalten bleibt, weil sie eine Welt enthüllt, in der zwei Nationen nebeneinander Jahrhunderte lebten.