Sprachlosigkeit - einmal wortwörtlich genommen.
Ankommen in einem fremden Land - das ist auch häufig Ankommen in einer fremden Sprache.
Auf einmal wird man in ein völlig fremdes Umfeld geworfen – neue Gesichter, neuer Tagesablauf, neue Herausforderungen. Diejenigen von uns, die ihren EFD nicht in einem Land leisten, deren Sprache sie bereits beherrschen, müssen zusätzlich auch noch mit einer fremden Sprache fertig werden. Ob sich dabei Schwierigkeiten auftun und wie gravierend diese sind, unterschiedet sich stark von EFDler zu EFDler und ist abhängig davon inwieweit man tatsächlich in der Fremdsprache kommunizieren muss und inwiefern man die Landessprache bereits beherrscht. Ich kann natürlich nur für mich und meine Situation sprechen – mit bereits vorhandenen Vorkenntnissen in Französisch auf einmal in einem Umfeld, in dem man mit Deutsch und Englisch nicht sonderlich weit kommt, zu leben. Deswegen sind die hier genannten Punkte auch nicht so einfach auf jeden EFDler übertragbar. Aber in den Grundzügen ähneln sich die Schwierigkeiten, die sich beim Ankommen in einer neuen Sprache auftun dennoch.
Es erfordert gerade in den ersten Wochen enorme Konzentration, einer Unterhaltung zu folgen und sich zu verständigen. Gerade wenn man eine Sprache noch nicht fließend spricht, bedeutet dies, dass man nicht etwa einmal kurz in Gedanken abschweifen kann um danach wieder in eine Gruppendiskussion einzusteigen. Stattdessen versucht man jedes bekannte Wort so schnell wie möglich einzuordnen und sich so gut es eben geht einen Sinn aus dem Verstandenen zusammenzubasteln. Kein Wunder, dass ich wie viele EFDler gerade in den ersten Tagen mit großer Müdigkeit zu kämpfen hatte – zusätzlich zu all den neuen Eindrücken kommt auch die enorme geistige Anstrengung, ständig konzentriert zu sein.
Zudem geht mit den Sprachschwierigkeiten eine gewisse Isolation einher. Komplexere Gedanken können nicht so leicht ausgedrückt werden, Witze sind auch nur noch halb so lustig nachdem man sie umständlich erklären muss und es ist, wenn schnellsprechende Muttersprachler miteinander reden (womöglich auch noch mit Dialekt), geradezu unmöglich zu verstehen um was es denn nun eigentlich geht. Es ist unglaublich hilfreich, ein Umfeld zu haben, das auf diese Schwierigkeiten eingeht und immer und immer wieder geduldig dieselben Dinge erklärt und Worte wiederholt. Aber trotzdem ist die Kommunikation nicht gerade einfach.
Die einfachsten Dinge werden auf einmal zu richtigen Herausforderungen. Wie fragt man in einem Geschäft nach einem Schloss, wenn man das entsprechende Wort nicht kennt? Häufig kann man in diesen Situationen zum Glück auf Pantomime und englische Hilfestellungen zurückgreifen. Meist zeigen sich Leute freundlich und geduldig, wenn sie realisieren, dass man die Sprache nicht perfekt beherrscht. Allerdings wird es auch nach einer Weile ziemlich anstrengend bei jeder Gelegenheit von neuem zu erklären, dass man kein Muttersprachler ist.
Ein weniger greifbares Problem, auf welches ich mich persönlich gar nicht vorbereitet hatte, war das Gefühl, die Muttersprache tatsächlich zu vermissen. Seitdem ich in Frankreich bin, höre ich eine Menge deutsche Musik – was ich früher eher selten getan habe.
Und was ist jetzt die gute Nachricht? Es geht unglaublich schnell. Gerade wenn man praktisch gezwungen ist, seine Fähigkeiten so schnell wie möglich zu verbessern und gar keine andere Möglichkeit hat als sich in der fremden Sprache auszudrücken, macht man extrem schnell Fortschritte. Und bis dahin gilt: Sprechen, sprechen, sprechen, und keine Angst haben nachzufragen oder Fehler zu machen. Was ist das schlimmste was passieren kann? Dann benutzt man halt mal den falschen Konjunktiv. Na und?
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