Spanisches Leben
„So... heute bin ich also zwei Monate hier ... Auf der einen Seite kommt es mir vor, als würde ich schon ewig hier leben, in Calpe, mit meiner kleinen Freiwilligenfamilie zusammen. Auf der anderen Seite jedoch finde ich, dass diese letzten zwei Monate einfach mal verdammt schnell herum gegangen sind.“
So... heute bin ich also zwei Monate hier. Okay, okay, das ist nichts ganz korrekt, es sind “nur” acht Wochen. Auf jeden Fall ist das Gefühl dabei ganz schön komisch. Auf der einen Seite kommt es mir vor, als würde ich schon ewig hier leben, in Calpe, mit meiner kleinen Freiwilligenfamilie zusammen. Auf der anderen Seite jedoch finde ich, dass diese letzten zwei Monate einfach mal verdammt schnell herum gegangen sind. Und ich denke, so wird auch das Jahr. Es ist jetzt schon so wahnsinnig viel passiert, dass ich ein Buch schreiben könnte. Wo soll ich denn dann nur die Erinnerungen von einem ganzen Jahr hintun?
Spezialität: morgendliches Weckprogramm
Heute, für mich Freitag, hatten wir unseren letzten “Gammeltag”, bevor es richtig mit der Arbeit losgeht. Der Tagesablauf sah ungefähr so aus: Morgens um halb/dreiviertel Acht aufstehen, die anderen mit einem persönlichen Weckprogramm beglücken: Mario – einfach nur laut pochen, bei Nathalie und Giada nur nachschauen, Giorgos ganz lieb den Kopf kraueln und ihn mütterlich überreden aufzustehen. Schnell in die Küche huschen, Gasherd an und Wasser aufsetzen, duschen und anziehen. Dann gibt es Frühstück: Earl Grey Tea – heiß – Baguette mit Marmelade, leider keine Schokocornflakes, das mischt sich nicht gut mit dem Tee, und vielleicht ein bisschen Obst oder so. Achtung: Francesca nicht ansprechen, ist noch zu früh! Außerdem schauen wir immer Fernsehen, die spanischen Nachrichten, um auf dem Laufenden zu bleiben. Danach nur schnell ein kleines Luchpaket für den Tag packen (halbes Baguette, kleine Ecke Schmierkäse, ein paar Schokocornflakes und Obst), man weiß ja nie, wann der Bus kommt. Und schon geht es runter, raus aus dem Haus, Wasserflasche auffüllen und zur Bushaltestelle laufen (drei bis vier Minuten), hinsetzen und warten.
Sprachkurs und soziokulturelle Animation
Angekommen in Altea, klingelt irgendwer Antonia (unsere Tutorin) an und wir laufen zu so einem Kreisverkehr und warten, dass sie uns mit ihrem Auto abholt. Meist kommt sie aber verdammt spät, so dass wir die vorbeifahrenden Autofahrer ein wenig belustigen: fünf junge Leute, wie die Hühner auf der Stange, jeder mit Musik im Ohr und alle zappeln ein bisschen zu unterschiedlichen Musikrichtungen (Daft Punk – „One More Time“ für mich). Wenn sie dann mal kommt, quetschen wir uns zu viert auf den Rücksitz, damit… eigentlich weiß ich nicht genau warum, ich glaube, für sie ist das etwas Normales… genauso, wie sie nach mehr als 30 Jahren Fahrpraxis immer noch nur schwer mit der Kupplung auskommt.
A ver… dann sind wir auf den höchsten Punkt in Altea, hier liegt ein kleines superschönes Hotel und dort findet unser Sprachkurs statt. Wir treffen uns anfangs alle gemeinsam und besprechen kurz Aktuelles. Dann setz ich mich raus, in die Sonne und beschäftige mich für ungefähr zwei Stunden mit der spanischen Sprache, ganz wie mir beliebt.
Um 12.00 Uhr kommt jemand anders um sich unser anzunehmen. Carmen oder Lorena, je nach Wochentag, und geben uns einen kleinen Einblick in die Welt der soziokulturellen Animation Schrägstrich Intervention. Um zehn vor zwei laufen wir dann als kleine geschlossene Gruppe hinunter in die Stadt um je nach Tageszeit und Lust Bus oder Zug zu erwischen. In den letzten Wochen haben wir allerdings immer den Bus genommen, denn eine meiner Mitbewohnerinnen hat sich in einen Mitfahrgast verknallt.
So gegen halb vier bin ich normalerweise zu Hause, esse ein klein wenig, gehe zum Strand, lege mich eine Stunde hin, lese, wasche, koche oder tue was auch immer allein oder mit den anderen.
Montag werden wir unsern DVD-Player abholen, damit wir die Abende dann auch nach unserem Geschmack füllen können. Momentan schauen wir entweder fern, gehen aus oder spielen Bohnanza (ein Kartenspiel).
Und dann, irgendwann gegen Mitternacht/eins falle ich in mein Bett und schlafe mittelgut in den neuen Tag.