Sorgearbeit und die Coronakrise
Während und Dank der Coronakrise ist das Thema Arbeit in den medialen Fokus der westlichen Ländern gelegt. Die einschänkende Maßnahmen, die zum Schutz und Prävention von der Erkrankung dienen sollten und die zu einem Lockdown des offentlichen Lebens geführt haben. Die schwere wirtschaftliche Folgen, die die schon von der großen Wirtschaftskrise betroffenenden europäischen Ländern wie Italien oder Spanien stark getroffen hat. In dieser Reportage setzte ich mich mit den Fragen zu Sorgearbeit und die (un)sichtbare Ungerechtigkeiten hinter diesem Thema auseinander.
Während und Dank der Coronakrise ist das Thema Arbeit in den medialen Fokus der westlichen Ländern gelegt. Die einschänkende Maßnahmen, die zum Schutz und Prävention von der Erkrankung dienen sollten und die zu einem Lockdown des offentlichen Lebens geführt haben. Die schwere wirtschaftliche Folgen, die die schon von der großen Wirtschaftskrise betroffenenden europäischen Ländern wie Italien oder Spanien stark getroffen hat. Die zunehmende Arbeitlosigkeit und die ungewissen, präkeren Arbeitssituation in einem Kontext, wo kein absehbares Ende zu finden ist. Die Diskusion um die Definition von systemrelevanten Berufen, zusammen mit der Infragestellung und der Wiederschätzung von konkreten Arbeitsbereichen. In Krisensituationen werden wir generell mit der Frage nach dem System und dem „Wie wollen wir leben?“ konfrontiert, da Ausnahmesituationen generell versteckte Grauzonen beleuchten und wichtige Lücken ansprechen.
Es ist in diesem Zusammenhang kein Wunder, dass das Thema Sorgearbeit als essentiel für das Erhalten des Lebens aufgetaucht ist. Auf diese Art und Weise bin ich auf das Thema (wieder) aufmerksam geworden und habe mich entschieden, mich mit der Frage und der konkreten Dynamik von Sorgearbeit und Migration zu beschäftigen, da ich beide Themen für eine Auseinandersetzung mit dem Konzept von Arbeit in einem sozialarbeiterischen und politischen Kontext für relevant halte.
Unter den Begriff „Arbeit“ werden hauptsätlich geistige und körperliche Tätigkeiten zusammengefasst, die der Herstellung von unterschiedlichen Produkten oder der Ausübung von Diensten dienen, die entlohnt werden und die Arbeitskraft des*der Arbeiter*in anwenden. Das Wort „Arbeit“ würde hierbei fast ausschließlich Produktion bedeutet. Dennoch gibt es zahlreiche Tätigkeiten, die relevant für das gesellschaftliche Zusammenleben sind und die manchmal nicht als Arbeit anerkannt werden. Es handelt sich um Sorgearbeit (auch Careabeit, aus dem Englisch Care, was Fürsorge, Sorge bedeutet), ein Konzept, was die Tätigkeiten der Fürsorge und des Sichkümmers umfasst. Sorgearbeit ist an sich reproduktive Arbeit und bedeutet praktisch die (Re)produktion des sozialen Lebens, indem diese Tätigkeiten die Enstehung, das Erschaffen und das Erhalten des Lebens ermöglichen.
Leistungen, die unter dem Oberbegriff Carearbeit fallen, sind oft mit Ungerechtigkeit und Ungleichheit verbunden. Und dies nicht nur wegen der mangelnden Wertschätzung und der niedrigen, unangemessenen Bezahlung, die diese Tätigkeiten in unserer Gesellschaft bekommen, sondern auch wegen der Schnittpunkte zwischen strukturellen Ungleicheiten, der existierenden Geschlechterordnung und der postkolonialen Dynamiken zwischen dem globalen Norden und globalen Süden. Das Konzept Sorgearbeit, so wie es in diesem Essay verstanden wird, muss aus einer intersektionalen Perspektive betrachtet werden, da die Ungleichkeit und Machtsstrukturen hinter dem komplexen Thema nicht nur aus einer Diskriminierungsart enstehen, sondern oft aus der Kombination von unterschiedlichen Faktoren, die das Leben der arbeitendenden Personen prekärer und unstabil machen.
Sorgearbeit wird überwiegend von Frauen geleistet, eine ungleiche Verteilung der Tätigkeiten, die sich sowohl im globalen Norden als auch in globalen Süden verwirklicht und die sich nach der besonders seit dem 19. Jahrhundert bestehenden Geschlechtordnung richtet. Carearbeit findet in privaten Kontexten statt, wie zum Beispiel dem eigenen Haushalt (Kindererziehung, Alten- und Krankenpflege), oder im öffentlichen Kontext. Diese erfährt manchmal eine Entlohnung der ausgeführten Leistungen, aber oft nicht. Sorgearbeit bezeichnet Leistungen, die oft unterbezahlt oder gar nicht entlohnt werden.
Kontinueirlich werden fürsorgerliche Aufgaben nicht als richtige Arbeit verstanden, sondern als eine Form von Beschäftigung, die privat und isoliert in der Kernfamilie stattfindet, nicht entlohnt wird und deswegen nicht mit dem Zugang auf Arbeitsrechte verbunden ist. Die Ressourcen, die zur Sorgearbeit dienen, werden als schon vorhanden angesehen, oft mit pseudobiologischen und essentialistischen Argumenten, die zum Beispiel Frauen als besonders begabt für die Fürsorge aufgrund ihrer natürlichen mütterlichen Instinkte und Fähigkeiten präsentieren und die deshalb die Kontinuität von traditionellen Geschlechtrollenverhältnisschen sichern. Als Beispiel dafür kann an dieser Stelle die nicht professionalisierte Pflege von Senior*innen und Menschen mit Behinderung in der eigenen Wohnung genannt werden, die größtenteils von Frauen übernommen wird. Bis zu 70% der Tätigkeiten werden von Frauen ausgeübt[1], obwohl die Beteiligung von Männern an der Pflegetätigkeiten ständig steigt.
Besonders in westlichen Ländern war in den ketzten Jahrzenten ein Geschlechterwandel (die „Geschlechterrevolution“) zu beobachten. Weg von den traditionellen Rollen, die den Frauen Haushalts- und Erziehungsaufgaben zuschreiben, haben sie zunehmend am Arbeitsmarkt teilgenommen. Jedenfalls hat dieses Phänomen nicht zu einer ausgeglichen Verteilung der Sorgetätigkeiten geführt, da Männer sich immer noch nicht gleichermaßen an diesen Tätigkeiten beteiligen, Berufe unter Carearbeit subsumiert vorwiegend von Frauen ausgeübt werden und Männer oft in der Rolle des Versorgers in der Familiedynamik gelten. Somit ensteht oft eine Dopplebelastung für Frauen, die ihrer professionelen Tätigkeiten nachgehen und viele Aufgaben zu Hause später erledigen müssen; dieses Phänomen war stark in der Coronakrise aufgrund der temporären Schließung von Kitas, Schule und Einrichtungen zu beobachten.
Migrantinnen aus dem globalen Süden und Osten übernehmen häufig die Sorgearbeit, die die im globalen Norden am Arbeitsmarkt teilnehmenden Frauen nicht wie vorher ausüben können. In einem globalen Kontext, wo Migration stark feminisiert ist und kein männliches Phänomen mehr ist, bedeutet diese Tendez die Entstehung von globalen Betreunngsketten oder care chains. Ein relevantes Beispiel für den deutschen Kontext ist die Arbeitsmigration von Frauen aus Polen, die Pflege- und Erziehungstätigkeiten in deutschen Haushalten aufnehmen. Deren Kinder und Familien bleiben im Herkunftsland und brauchen infolgendessen jemanden, der*die diese Tätigkeiten übernimmt. Oft sind Arbeitsmigrantinnen aus der Ukraine djenigen, die diese Sorgearbeit leisten. So ensteht in diesem Beispiel eine Betreuungskette zwischen Land A (Deutschland), B (Polen) und C (Ukraine). Die pflegenden Arbeitsmigrantinnen finden sich oft in prekären und irregulären Arbeitsverhältnissen und sind besonders vulnerabel wenn ihre Aufenthaltsituation in dem Land nicht regulasiert werden kann oder illegal ist.
[1] Apitzsch, Ursula und Schmidbaur, Marianne (2011): Care, Migration und Geschlechter-
Gerechtigkeit. Online unter https://www.bpb.de/apuz/33149/care-migration-und-geschlechtergerechtigkeit
[2] Bordo Benavides, Olenka (2018): Sorgearbeit ist eine gesellschaftliche Verantwortung. Online verfügbar https://www.gwi-boell.de/de/2018/03/08/sorgearbeit-ist-eine-gesellschaftliche-verantwortung