Silvester in Newcastle
Johannson ist zur Zeit in Nordost-England zugange. Im County Durham kümmert er sich normalerweise um verunreinigte Strände und Tiere auf einer einsam gelegenen Farm. Doch Silvester ging es auf Kostümpartys in Newcastle mit anschließendem Katertag.
Auf der Suche nach einem Kostüm
Hi, da bin ich wieder. Ganz offensichtlich habe ich das Wochenende gut überstanden, und, wie Ihr Euch denken könnt, einiges zu erzählen. Mein Silvestertermin war ja eine Art Kostümparty, zu der ich von Jill aus dem Scotswood Natural Garden eingeladen worden bin. Das Thema war „Hollywood Glamour“, das heißt, man sollte sich grob gesagt als „irgendwas mit Film“ verkleiden. Es war zwar keine Pflicht, aber um etwas guten Willen zu beweisen bin ich am Vortag, also Donnerstag, trotz chronischer Übermüdung noch mal nach Newcastle gefahren. Paul hat mir eine Gegend mit einer hohen Dichte an Wohltätigkeitsläden empfohlen, namentlich die Shields Road im Osten der Stadt.
Bei dieser Gelegenheit sind mir zum ersten Mal die Wahrzeichen der Stadt stärker ins Auge gefallen, namentlich die sieben Brücken über die Tyne. Ich weiß nicht, warum sie mir bisher entgangen sind; es ist ein wirklich beeindruckender Anblick. Newcastle ist eine stolze Stadt, und das aus gutem Grund; und die Brücken, zusammen mit dem ‚Angel of the North’ sind ein guter Ausdruck dessen, wie ich finde.
Shields Road
Ich war das erste Mal in dieser Ecke der Stadt, auch wenn es nicht weit vom Zentrum ist, und obwohl ich seinerzeit in Brighton eine Weile in einer ärmeren Gegen gewohnt habe, war die Shields Road ernüchternd und in etwa das, was ich eigentlich von England in Erinnerung hatte. Charity und Second Hand Shops siedeln sich logischerweise nicht in den Nobelvierteln an, und so machten die Aufmachung sowohl der Menschen wie auch die der Läden die lokale Bedeutung vielleicht nicht jeden Pennys, aber doch jeden halben Pfunds deutlich.
Die Charity Shops
Ich muss zugeben, dass ich noch nie zuvor in einem Second-Hand-Laden war. In meiner Vorstellung waren sie eher ein kunterbuntes Sammelsurium von gut erhaltenen und trotzdem billigen Dingen, durch die fröhliche Studenten ziehen. Daher war ich etwas enttäuscht von diesen kleinen Räumen voll mit eher unspektakulären Textilien, schlechten CDs, langweiligen Videos und vielem Zeug. Newcastle ist zwar, zusammen mit Sunderland, im Besitz von gleich zwei Universitäten, allerdings lassen die mit keineswegs billigen Autos zugeparkten Strassen vor den Internaten vermuten, dass deren Klientel Charity Shops eher selten besucht. Statt den fröhlichen und hippen Studenten fand ich mich dann auch eher in Gesellschaft von Leuten, die offensichtlich auf diese Einkaufsmöglichkeiten angewiesen sind. Und natürlich war der Himmel grau und Regen zog auf. Willkommen in England.
Obwohl diese Umgebung also recht deprimierend war, fand ich sie nichtsdestotrotz auch sehr interessant. Besonders das Prinzip dieser Wohltätigkeitsgeschäfte ist, zumindest meines Wissens, in Deutschland völlig unbekannt, sieht man einmal von den kirchlichen Eine-Welt-Läden ab. Sie sind oft in ganzen Ketten organisiert und die Gewinne gehen, wer hätte das gedacht, an weltverbessernde Zwecke. Es gibt dabei verschiedenste Zielgruppen: ein Laden unterstützt Tiere, ein anderer Menschen mit einer bestimmten neuralen Behinderung. Eine besonders große Kette ist wohl Oxfam; von der gingen gerade erst 200.000 Pfund nach Thailand und Indonesien. Das Personal ist meist sehr motiviert und macht einiges an Atmosphäre wett.
Kein Kostüm, kein Sitzplatz
Wie dem auch sei, obwohl die Strasse an bestimmten Stellen mit diesen Geschäften geradezu gepflastert ist, habe ich nichts Passendes gefunden. Ich hasse Kostüme. Dabei hatte ich nicht einmal große Ansprüche. Aber nachdem ich in jedem Charity- und Kostümgeschäft die Mitarbeiter das Lager habe durchsuchen lassen, gab ich schließlich auf.
Ein ziemlich sinnloser Tag und teuer noch dazu; jede Fahrt nach Newcastle und zurück kostet mich knappe acht Pfund allein an Tickets. Dazu habe ich noch ewig auf die Metro von Shields Road zurück nach Monument (Die zentrale Station der Stadt, benannt nach einer großen Säule zur Erinnerung an jemanden, dessen Namen ich sofort wieder vergessen habe) warten müssen. Auf Monument dann bin ich gerade rechtzeitig angekommen, um zusammen mit circa zehntausend anderen Leuten auf den nächsten Zug zum zentralen Busbahnhof in Sunderland zu warten. Der natürlich sowieso schon proppenvoll war. Na ja, auch wenn ich müde war und ein großes Bedürfnis nach einem Sitz hatte, habe ich lieber auf den nächsten Zug gewartet, anstatt mich in den erstbesten hineinzukämpfen. Der nächste hatte natürlich genug Verspätung, um wieder eine beachtliche Masse sich auf dem Bahnsteig ansammeln zu lassen.
Englische Sprache & deutsche Körner
Nun ja, zumindest habe ich dann doch noch das Buch über englische Idiome gekriegt, was ich ja kaufen wollte. Und ich habe nach einigem Suchen ein nettes, ruhiges, obwohl mitten im Zentrum gelegenes Cafe gefunden, von dem mir Paul vor einiger Zeit erzählt hatte. Natürlich hatte es gerade zugemacht. Es ist übrigens in einem Naturkostladen eingerichtet und die Hälfte dieser Packungen von Körnern und Nährstoffersatzpillen kam – Überraschung – aus Deutschland. Ja, so werden Stereotypen abgebaut...
Freitagabend
Bis zum nächsten Abend ist dann vergleichsweise wenig geschehen, einmal abgesehen von einem Telefonat mit Jill zwecks Schlafplatzorganisation. Schlaf hatte ich dann auch endlich mal genug; ich habe fast den gesamten Freitag mit selbigem verbracht, bis wir dann gegen 17.00 Uhr losgefahren sind. Paul hat mich bei Jill abgesetzt, die gerade (und wer weiß wie lange schon) mit dem Auswahl ihrer Garderobe beschäftigt war. In der Zwischenzeit habe ich mich mit Elton unterhalten, einem Bekannten im Roman-Polanski-Oufit und mit großen Qualitäten in Sachen Unterhaltung.
Die Hippies vom Westend
Nachdem dann noch Shelly (die ich angeblich schon eine Woche zuvor im ‚Cluny’ kennen gelernt haben sollte; für mich war das Gesicht völlig neu) zu uns gestoßen ist, sind wir gegen halb zehn los zum Sydney Grove. Die Gegend dort im Westend ist mehrheitlich von Hippies und anderem alternativem Volk bewohnt, was sich auch in unserem Publikum niedergeschlagen hat. Eine an sich recht angenehme Mischung, trotzdem meinten später Jill als auch ich, dass es etwas besser hätte sein können.
Scheinbar kannte sich der Grossteil der Leute gegenseitig nicht und vor allem ich tue mich meist recht schwer damit, aus dem Stehgreif Menschen kennen zu lernen. Besonders meine Abneigung gegen Smalltalk war in dieser Situation alles andere als hilfreich. Nun ja, wenigstens waren die Drinks umsonst. Zumindest hätten sie es sein können, wenn ich naiver Dorfbewohner nicht der Bitte auf der Einladung gefolgt wäre und keine Flasche Rum mitgebracht hätte. Neun Pfund...ich glaub, außer uns hat das kaum einer getan, sonst hätte die Küche bersten müssen, so viele Besucher wie da waren.
Was mir aber wieder aufgefallen ist war die scheinbar eng begrenzte Szene in Newcastle. Fast wie bei mir zu Hause in der Kleinstadt. Mir bis dahin völlig fremde Leute kannten auf Anhieb Menschen, denen ich selbst erst vor einer Woche begegnet bin. Dabei habe ich bis jetzt noch nicht wirklich viele Leute getroffen und Newcastle ist weiß Gott keine kleine Stadt.
Langeweile um Mitternacht
Wirklich enttäuschend war dann Mitternacht. Nachdem ich schon Anfang Dezember gleich lautende Gerüchte gehört hatte, gab es wirklich keine einzige Rakete. Mir ist diese Planung absolut schleierhaft. Die Gründe sind gar nicht so dumm; man will das Geld lieber für kommunale Projekte ausgeben. Klingt gut, aber warum habe ich dann zu einer minderwichtigen Gelegenheit wie Bonfire Night das längste Feuerwerk meines Lebens erlebt? Sogar noch gegen 18.00 Uhr waren riesige Feuerwerke zu sehn, warum gab es dann nichts zum wirklichen Jahreswechsel?
Davon abgesehen fiel auch noch die Feuershow im Park gleich nebenan aus. Von Paul wusste ich, dass einige in der Zirkusszene aktive Hippies auf seiner Feier ein bisschen Feuerschlucken, Jonglieren etc. veranstalten wollten. Aber offensichtlich waren sie um Mitternacht bereits in einem Zustand, der es ihnen klüger erschienen ließ, nicht mehr mit Feuer zu spielen, schon gar nicht in leicht entflammbaren Pixiekostümen. Immerhin hatten sie noch soviel Reflektionsvermögen. Schade, ich hätte das gerne gesehen.
Prolls & Pixies: Pauls Party
Paul war nämlich zu einem „Pixie-Picknick“ eingeladen. Abgesehen von der Band hatte ich vorher noch nie etwas von Pixies gehört. Das sind wohl eine Art Elfen oder Kobolde; mystische Fantasiegestalten mit spitzen Ohren und grüner Kleidung. Selbiges hat sich dann auch Paul als Verkleidung besorgt, was für mich natürlich durchaus amüsant war. Dummerweise war ich nicht schnell genug mit der Kamera.
Wie sich auf der Hinfahrt rausgestellt hat, war Pauls Party nur eine Strasse weiter, was praktisch war. Ich bin gegen eins einmal rüber gegangen, weil um die Zeit Pauls Set war. Zu meiner Überraschung waren dort weit mehr jüngere Menschen ohne Kostüm als Hippies mit. Alle etwas verwirrt, aber größtenteils nett, auch wenn Paul mit später von einer Menge „Charver“ erzählt hat, dass ist der lokale Ausdruck für minderjährige Prolls. Ich wollte eigentlich bloß nach der Pixie-Party fragen, nur um als Antwort in solche Dialoge verwickelt zu werden:
„Äh, wo ist denn hier die...“ „Frohes neues Jahr!!!“ „Ja, danke, frohes neues Jahr, wo ist denn...“ „Bist Du Däne?!“ „Nein, ich bin De...“ „Kannst Du Dänisch?“ „Nein, ich bin k...“ „Kennst Du dieses dänische Gedicht...?“ „Nein...aber weißt Du wo diese Pixie-Party ist?“ „Pixie-Party? Ach so, die ist gleich hier.“
Danach hab ich Paul also zwischen einer Menge Kinder gefunden. Was der Komik nicht entbehrte, da er als relativ kleiner Mensch sogar von denen überragt wurde. Das war lustig. Paul mit spitzen Pixie-Ohren sowie extrem stylischen leuchtenden Punkten über den Augen und auf der Nase. Funky. Er hat kurz darauf angefangen aufzulegen und war wirklich gut, leider ganz im Gegensatz zum Soundsystem. Ich habe Tracks, die ich seit drei Monaten regelmäßig bei seinen Übungen höre, kaum wieder erkannt. Dafür war ich inzwischen schon soweit zu tanzen. Ich wollte nur noch meine Sachen von der anderen Party holen und dann etwas bei den Pixies bleiben, da von den DJs im Sydney Grove sehr wenig zu hören war.
Allen Übels Anfang
Jetzt allerdings beginnt der gruselige Teil. Ich war gerade zurück, da entscheidet Jill, nach Hause zu gehen, und ich musste wohl oder übel mit. Dabei war es gerade mal halb zwei. Wir mussten einen komischen kleinen Mann zwischen uns tragen, der offenbar nicht mehr selbst laufen konnte. Außerdem haben uns noch ein Franzose und eine Deutsche begleitet. Kann einem wirklich Angst machen: wohin man auch geht, überall trifft man Deutsche...
Was mir noch mehr Sorgen bereitet hat, war, dass ich bei bestem Willen nicht mehr in der Lage zwar, zwischen zwei Sprachen zu wechseln und in dem Falle des Deutschen nicht mehr mächtig war. Nun ja, die Deutsche ist dann aber irgendwann ihrer Wege gegangen und der Rest von uns zurück zu Jills Haus. Dort stellte sich dann raus, dass der komische kleine Mann ihr Freund Gary war, in einem äußerst schlechten Zustand und außerdem wohl den Anlass zu einem kleinen Disput geliefert hatte. Wobei man sagen muss, dass Jill auch nicht mehr ganz nüchtern war, genau wie ihre beste Freundin Denise.
Wirklich nett...da saßen wir also um zwei bei Jill zu Hause und sahen den beiden beim Streiten zu. Als wenn das noch nicht genug wäre, war Denise auch noch sauer, weil sie auf Jills Bitte hin für eine ganze Menge Geld per Taxi zu unserer Party gekommen ist, um ihre Freundin dort nicht mehr vorzufinden. Zum Glück war der Franzose da, Houa (was aus irgendeinem Grund „Wari“ ausgesprochen wird). Wenigstens einer bei Sinnen. Der kam übrigens aus Paris, arbeitet hier in einem Sozialforschungsprojekt und bleibt auch bis zum nächsten September.
Allein unter Verrückten
Allerdings hatte er es besser als ich, und eine Wohnung gleich in der Nähe, sodass er sich um 3.00 Uhr dahin entschuldigt hat. Wie habe ich ihn beneidet, aber ohne öffentliche Verkehrsmittel oder einen fahrtüchtigen Paul am Samstag musste ich noch einen Tag und eine Nacht dort aushalten.
Da hab ich also gesessen: mutterseelenallein im tiefsten Wahnsinn. Wo ich schon die Gesellschaft von intakten Pärchen hasse; jetzt durfte ich den beiden beim schnell abwechselnden Weinen und Versöhnen zusehen. Dazu dasselbe zwischen Jill und Denise. Um das ganze noch unerträglicher zu machen, ließ man Musik wie „Die 100 besten Lovesongs“ laufen und leider Gottes verstehe ich die Texte inzwischen.
Gegen 4.00 Uhr ist mir das dann zu langweilig geworden und ich habe mich in mein Bett zurückgezogen. Zum Glück hatte ich ja meinen eigenen kleinen Raum und dazu den fantastischen Luxus eines Doppelbetts ganz für mich allein. Wahnsinn. Leider wurde ich noch einige Zeit vom lautstarken „Ich werde Dich nie verlassen!“ und „Wegen Dir habe ich meine beste Freundin verloren!“ wach gehalten.
My bed is my castle
Irgendwann habe ich dann aber doch meinen Schlaf bekommen. Samstagmittag war vom Rest wieder etwas zu hören und ich wurde gerufen, um eine CD zum Laufen zu bringen. Meine drei Hausgenossen hatten nämlich scheinbar nicht geschlafen, sich daher nicht erholt, und waren dazu selbst nicht mehr im Stande.
Stattdessen waren sie in einem wirklich komischen Zustand... Denise fragte im Minutentakt nach meinem Befinden. Noch öfter sagte sie „Danke“, gerne auch „Danke für alles“ und ich habe keine Ahnung wofür. Mein Gott. Und ich dachte, ich hätte alle Verrückten zu Hause zurückgelassen. Da wurde mir das alles etwas zu unheimlich als auch zu lästig und ich habe mich mit dem Hinweis auf plötzlich einsetzende Müdigkeit sowie einem Mindestbedürfnis von fünf Stunden ungestörtem Schlaf wieder in mein Zimmer zurückgezogen und mein Bett zu einer Festung ausgebaut. Und es war gerade mal 12.00 Uhr. Was für ein Tag... den ich aus Vorsicht größtenteils in diesem Raum verbracht habe. Gott sei Dank war ich müde genug, viel Zeit durch Schlaf zu überbrücken. So habe ich an und um Silvester mehr Schlaf gefunden als in den gesamten restlichen Ferien.
Der Anfang vom Ende
Nachmittags ist Denise dann dankenswerterweise gegangen, nachdem sie gut hörbar und in Worten, welche die Netikette mit Sicherheit nicht passieren würden, ihre in der Wohnung verstreuten Sachen zusammen gesucht hatte. Von den anderen war bis in den späten Abend nichts zu hören. Gegen 20.00 Uhr habe ich mich auf die Suche nach Essen und etwas Unterhaltung in Buchform begeben. Dazu haben mir die beiden Katzen, sonst bekanntermaßen meine Erzfeinde, Gesellschaft geleistet.
Interessante neue Erfahrung im Ausland. EVS par exelence. Und, wer hätte sich das nach den letzten Spielen vorstellen können, Newcastle United hat doch tatsächlich mal wieder gewonnen und einen beruhigenden Abstand zwischen sich und die Abstiegsplätze gebracht.
Um 22.00 Uhr ist dann eine sich sichtlich unwohl fühlende Jill aufgetaucht. Oh ja, den beiden ging es schlecht. Nicht mehr emotional, sondern körperlich. Dafür war es diesmal sehr zivilisiert. Vor allem Gary hatte sich von einem Mann, dessen Wortschatz sich auf zwei Schimpfworte beschränkte, zu einem Leser des Guardian entwickelt.
Kurz vor Mitternacht gab es dann Lunch und einen Film. Außerdem habe ich mich etwas äußerst Entspannendem unterzogen: einem Bad. Was jetzt nicht heißt, dass es auf der Farm kein fließendes Wasser gibt; ich rede von einer einladenden gefüllten Wanne anstatt einer rein zweckmäßigen Dusche. Gott war das wohltuend. Danach sind wir recht bald wieder Schlafen gegangen.
Fazit
Der Rest des Wochenendes war relativ simpel. Sonntag bin ich wiederum mittags aufgewacht, habe Paul zwecks Rückfahrt angerufen und mich nach einem kleinen Frühstück eine Stunde später mit ihm getroffen. Netterweise haben Jill und Gary noch geschlafen, sodass ich mir keine Entschuldigungen anhören musste.
Es ist wirklich eine Schande, dass wir so früh nach von der Party verschwunden sind. Gerade wo ich ausnahmsweise mal so ausgeruht war und noch lange hätte feiern können. Ich hätte mich nicht im Voraus auf einen Schlafplatz festlegen sollen, man hätte auch so einen gefunden. Paul ist wohl am Morgen auch mal zum Sydney Grove rüber gekommen und ich hätte wirklich gern noch mehr von seinem Set gehört. Äußerst ärgerlich. Aber besser als nichts. Schließlich bin ich hierher gekommen um den normalen Engländer kennen zu lernen, von daher habe ich genau das gekriegt, was ich wollte. Wenigstens hatten wir uns einige nette Geschichten zu erzählen und was auch nicht ohne Bedeutung ist: ich habe äußerst billig gefeiert. Ohne diese Flasche Rum hätte mich das ganze Wochenende keinen Penny gekostet. Man stelle sich das mal vor. Silvester.
Zurück zur Natur
Ja, und jetzt bin ich wieder auf der Farm. Nach ein paar eher unangenehmen telefonischen Eindrücken von zu Hause habe ich erstmal unsere hungrigen Tiere wieder gefüttert; die haben mir die Becher fast aus der Hand gerissen. Ich hatte ja die leise Hoffnung, dass die Gänse in den zwei Tagen verhungert wären, aber anscheinend habe ich dieser Tage wenig Glück. Dafür war es wirklich schön, die Seeluft wieder im Gesicht und ansonsten seine Ruhe zu haben. Ich muss zugeben, nach den Weihnachtsferien und etwas zuviel Untätigkeit im Haus freue ich mich langsam wieder auf etwas Arbeit, auch wenn ich genau weiß, wie schnell das vorbei gehen wird. Dafür ist am Mittwoch wieder Englischkurs, was auch eine angenehme Aussicht ist. Morgen muss ich dafür noch einige Texte schreiben. Mir sind endlich ein paar interessante Themen eingefallen. Da habe ich gerade erst mein Abi gemacht und schon freue ich mich auf den nächsten Schulbesuch.
Vor allem aber rückt das nächste Wochenende immer näher und damit mein kleiner Ausflug nach Edinburgh. Die Tickets dafür haben wir am Donnerstag bestellt und sie sogar für weniger Geld gekriegt als erwartet. Nur habe ich absolut gar kein Geschenk für Claudia; mein ewiger Fluch an Geburtstagen lässt mich nicht los. Wenigstens brauche ich kein Kostüm. Oh ja, darauf freue ich mich schon. EVS-Freiwillige sind eine sehr angenehme Gesellschaft. EVS-Freiwillige sind toll. Katherina, unsere Tschechin, muss jetzt seit ein paar Tagen wieder zu Hause sein. Sehr schade. Hoffentlich ist wenigstens meine Karte noch rechtzeitig angekommen.
Soviel also von mir und meinen Neujahrserfahrungen. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, den Urlaub über hier zu bleiben. Natürlich ist dieser Eintrag wieder lang geworden, aber was will man zum Jahreswechsel erwarten. Ich hoffe Ihr seid alle gut ins neue Jahr gekommen.
Alles Gute, Johannes.