Schweden - der Anfang
Gerade in Schweden angekommen und schon als Tochter betrachtet! Jatewe erwartet in Mellerud ein warmer und herzlicher Empfang und ein wohnliches Zimmer - so wird das Jahr in der Ferne sicher ein schöne Zeit!
Sitze grade an meinem voll gestapelten Esstisch, höre – natürlich schwedisch – Friska Viljor und schaue aus meinem Fenster. Die Sonne ist doch noch durchgekommen, obwohl es heute sonst den ganzen Tag fast nur geregnet hat. Warm ist es trotzdem.
Endlich hab ich Internet und kann von meinen ersten Eindrücken und Erlebnissen hier in Schweden berichten.
Um ganz von vorne zu beginnen, gehört meine Anreise auch ein Stück weit dazu.
Los ging's vom Stuttgarter Flughafen mit 10 kg Übergepäck. Wie soll man sich bitte für ein Jahr mit 20 kg Gepäck begrenzen? Für mich unmöglich.
Stationen meiner Reise waren der Flug von Stuttgart nach Kopenhagen, vier Stunden Wartezeit am Kopenhagener Flughafen, die ich mit einem völlig überteuerten Sandwich (9 €!) überbrückte, der Flug von Kopenhagen nach Göteborg, ein Bus vom Flughafen zum Bahnhof, verzweifelte Suche nach dem Ersatzbus für den Zug nach Trollhättan und letztendlich ein Bummelzug zum idyllisch gelegenen Ziel Mellerud, meinem Wohnort für die nächsten zwölf Monate.
Die Reise lockte verschiedenste Gefühle wie Aufregung, Anspannung, Freude, Trauer und Neugier in mir hervor. Während ich im Moment des Abhebens im ersten Flugzeug, dem freundlichen "Hej, hej!" des Busfahrers in Göteborg und eines "Vorsicht! Elch"-Schilds am Straßenrand ein Grinsen nicht unterdrücken konnte, musste ich jedoch angesichts der zurückliegenden Abschiede schwer schlucken. Zum Glück lenkten mich die vielen lieben SMS nicht zu ersetzender Freunde während der Reise ab, ich danke von ganzem Herzen dafür!
Bei meiner Ankunft um 10 Uhr abends erwarteten mich ca. 20°, Helligkeit und ein leerer Bahnhof. Größte Angst, vergessen zu werden, eingetreten? …nach einer viertel Stunde stieg eine Schwedin namens Carina aus einem direkt vor mir stehenden Auto und es stellte sich heraus, dass sie mich einfach nicht gesehen hatte.
Kurze Fahrt zu einem gelben, etwas mitgenommenen Haus, noch einmal das mir Muskelkater bescherende schwere Gepäck zum dritten und obersten Stock schleppen.
Und dann, Tür auf: helles Zimmer mit kleiner Küchenzeile und Minibad mit etwas gewöhnungsbedürftigem Geruch (liegt wohl an einem fehlenden Fenster bzw. Lüftung) und Abstellkammer inklusive Schrank (Stange mit ein paar Bügeln?).
Sehr erleichtert wurde meine Ankunft, da alles bereits relativ wohnlich eingerichtet war: Das Bett war bezogen, Grundnahrungsmittel waren eingekauft, Kerzen und Handtücher lagen bereit, mehrere Lampen und ein schöner Vorhang rundeten den ersten Eindruck ab (meine Fotos ersparen hoffentlich weitere Beschreibungen).
Nach einem kurzen Anruf zuhause und ein paar "Bin gut angekommen"-SMS war nur noch schlafen angesagt. Die Müdigkeit verhalf mir glücklicherweise zum sofortigen Einschlafen im neuen Bett.
Die Sonne kommt grade ganz heraus und leuchtet direkt durch mein Fenster! Hoffe, ihr langweilt euch nicht bei so Details, aber zur Beschreibung meiner Eindrücke ist das für mich unumgänglich!
Tag eins in Mellerud begann zum Glück erst um 12 Uhr, mit einem Essen zusammen mit zwei zukünftigen Arbeitskollegen, Yvonne und Charlotta, und der anderen Freiwilligen hier in Mellerud, die Spanierin Sonia. Einen sympathischen Eindruck und die Erkenntnis, dass mein Englisch gegen alle Erwartungen zur einfachen Kommunikation ausreicht, nahm ich dabei mit.
Sonia zeigte mir dann das kleine Örtchen Mellerud, mit 9.000 Einwohnern sehr überschaubar. Ein kleines Zentrum mit Springbrunnen, ein paar Läden, eine Bibliothek und das Büro für Touristen sowie Angelegenheiten der Kommune Mellerud – mein zukünftiger Arbeitsplatz – sind wohl die wichtigsten zu nennenden Plätze.
Nach einem kurzen Besuch im Büro und einem Einkauf mit Charlotta hatte ich für den Rest des Tages frei. So blieb mir die Möglichkeit, gewappnet mit meiner neuen Kamera, noch einmal selbst durch den Ort zu ziehen und ein paar Impressionen festzuhalten.
In das neue Zimmer, noch nicht fertig eingerichtet und noch fremd, zurückzukommen war seltsam und mit dem Gefühl des Alleinseins umzugehen gestaltete sich schwierig. Dafür war der für mich sehr schwere Abschied von zuhause noch zu frisch.
Aktivitäten wie Spülen des gesamten Geschirrs (das so neu ist, dass ich noch die Zettel abkratzen musste) sowie der einfach geniale Film "Wo ist Fred?" lenkten mich jedoch ab.
Der zweite Tag war sehr gut für mich. Ich lernte meine Tutorin Annett kennen, eine sehr interessante Frau voller Lebensfreude und Humor. Völlig offen und interessiert begegnete sie mir und offenbarte mir sofort viele tolle Möglichkeiten wie ein Chor direkt in Mellerud, Ausleihen eines Cellos, Benutzung eines Klaviers, genug Wege zum Joggen usw., um das nächste Jahr gut zu füllen.
Auch betonte sie, dass ich über alles ganz offen mit ihr sprechen kann, in ihrem Haus direkt am See jederzeit willkommen bin und sie mich als eine weitere Tochter neben Sonia und ihren eigenen zwei Kindern betrachtet! Dazu muss man wohl nichts mehr sagen…
Sie nahm mich gleich zu einer Shoppingtour durch Mellerud mit, um für ihren Mann (Leiter des Büros, in dem ich arbeite) ein Geburtstagsgeschenk zu kaufen. Sonia und ich wurden auch direkt eingeladen mit ihnen und dem Rest der Familie den Tag zu feiern, sodass ich morgen beim abendlichen Barbecue dabei bin.
Es folgten ein gemeinsames Essen mit Annett, Sonia, Carina (meine Mentorin fürs Arbeiten) und Charlotta und eine Besprechung mit Carina, in der wir die wichtigsten Sachen klärten. Leider kann ich immer noch nicht genau sagen, was meine Arbeit dort konkret umfassen wird.
Erstmal soll ich mich mit Infos zudecken, sodass ich mich etwas in der Region auskenne und so für die Arbeit in der Touristeninformation gewappnet bin, die von vielen Deutschen aufgesucht wird. Wenn die Schule hier wieder anfängt, werde ich vielleicht auch bei ein paar Projekten mit Kindern helfen und ein bisschen in den Schulklassen über mich als Freiwillige erzählen. Die Arbeit scheint wohl sehr vielfältig und das ist sehr positiv für mich.
Richtig Schwedisch lernen werde ich wohl erst im August, da dort die Schule wieder beginnt und Sonia und ich dann erst Stunden nehmen können. Darauf sowie auf das EFD-Seminar im September im wunderschönen Stockholm freue ich mich sehr.
Für heute schließe ich meinen Bericht ab, doch weitere folgen auf jeden Fall. Nach der tollen Überraschungs-Abschiedsfeier und viel zu vielen Abschiedsgeschenken (ihr seid alle verrückt!) kann ich euch vielleicht so ein kleines Bisschen zurückgeben.
Falls irgendjemand trotzdem noch nicht genug von mir hat: Ein eingerichtetes Skype-Konto wartet nur noch auf ein Mikrofon und meine Anschrift weiß ich nach dem zweiten Tag jetzt auch! Und wer mehr Lust auf Fotos hat: Instantgallery ist bereit und kann mit einem bei mir zu erfragenden Passwort angeschaut werden.
Ich sende euch die liebsten Grüße und umarm euch fest!
Vi ses snart!
Jacqueline