Schon wieder Montag?
Halbzeit lange vorbei, Herbst gekommen, doch was gibt es Neues von der Arbeit?
Rapatac steht noch und auch wenn die Ferien zu Ende sind kommen noch Kinder zu Rapatac – ich habe also noch immer Arbeit! Geändert haben sich unserer Arbeitsaufgaben trotzdem ziemlich – Wasserspaß und Kanufahren ist nicht mehr; der Ernst des Lebens, alias Schule hat (zumindest für die Kinder) wieder angefangen.
13 Uhr: das Center öffnet, mein Arbeitstag beginnt. Kinder sind um diese Uhrzeit meistens noch nicht in Sicht. Auf den Gängen Rapatacs herrscht Stille – die Ruhe vor dem Sturm…
14 Uhr – 15 Uhr: einzelne Kinder sind inzwischen eingetrudelt und beschäftigen sich entweder mit ihren Mobiltelefonen oder lesen brav für (obligatorische) 10 Minuten in der Bibliothek – andernfalls darf schließlich nicht gezockt werden!
Ab 16 Uhr: Viele der Aktivitäten, die wir den Kindern in Rapatac anbieten und die von Tanzen und Handcraft bis hin zu exotischen Aktivitäten wie einer Experimentier-AG und einer Programmier-AG reichen, beginnen. Die Aktivitäten folgen so etwas ähnlichem wie einem Stundenplan, jede Aktivität hat einen bestimmten Tag, Zeit und Raum und ist außerdem ausgelegt für eine bestimmte Gruppe von Kindern, die sich am Anfang des Terms für diese Aktivität angemeldet hat – fast wie in der Schule also. Jede einzelne Aktivität wird außerdem immer von einem oder zwei bestimmten Leadern geleitet; so habe ich in einer „normalen“ Woche montags und mittwochs Musik mit Inessa, montags und dienstags meine Experimentier-AG und koche dienstags und mittwochs mit einer sich wöchentlich ändernden Gruppe von vier Kindern ein vegetarisches Menü (was oftmals auch auf Protest stößt). In der restlichen Zeit von 13 Uhr bis 20 Uhr hat man dann entweder Fluraufsicht, das heißt man spielt mit den Kindern Spiele wie Tischkicker, Billard oder Tischtennis, oder plant seine nächste Aktivität bzw. evaluiert die Letzte nach vorgegebenen Kriterien wie Engagement, Respekt, Team-Working und Geduld der Kinder.
Doch mit der Zeit ist das so eine Sache: an manchen Tagen vergeht die Zeit wie im Flug, immer ist etwas zu tun und eine freie Minute für die Fika oder das Vesperbrot bleibt eigentlich kaum. An anderen Tagen wiederum, wenn man beispielsweise keine Aktivität vor sich hat oder kaum Kinder da sind, scheint die Zeit so zäh wie Kaugummi. Vor allem nach 19 Uhr, wenn die unter 12-jährigen heimgeschickt wurden und nur noch die „Großen“ an der Playstation und den Computern zocken.
Im wöchentlichen Meeting am Montagmorgen tragen wir dann unsere Evaluationen zusammen und besprechen manchmal Konsequenzen für „Problemkinder“ oder neue Strategien, um mit diesen besser umzugehen und sie besser einzubinden in die Gemeinschaft von Rapatac. Schließlich darf man nicht vergessen, dass die Kinder wohl die meiste Zeit des Tages hier in Rapatac verbringen (getoppt nur natürlich von der Zeit, in der sie in der Schule sind).
Wenn freitags dann das wöchentliche „Fredagsmys“ (wörtlich Freitagskuscheln) ausgeklungen ist, währenddessen wir einen Film schauen und die Kinder Godis schlemmen (und total im Blutzuckerrausch aufgehen), sind wir drei immer wirklich bereit fürs Wochenende und belohnen uns oft für die Woche mit einer Pizza oder einer Falafelrulle in unserem Stammdöner! Wochenende heißt leider auch Dinge erledigen wie Einkaufengehen, Wäsche waschen und das Haus ein bisschen von dem angesammelten Dreck der vergangenen Woche befreien.
Und schließlich beginnt die neue Woche wie die letzte geendet hat: mit einem Fragezeichen auf der Stirn und einer Frage im Kopf: wo ist denn wieder die ganze Zeit hin verschwunden – schon wieder Montag?
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