Schneestürme, Shaun das Schaf, Prager U-Bahnen und was sonst noch so passierte.
Der Februar ist noch jung, trotzdem war schon einiges los. Ich durfte mein Notfallkit für Stromausfälle testen, viel Schnee sehen, habe mir fast meinen Regenschirm vom Sturm stehlen lassen und bin erfolgreich mit viel Gepäck von a nach b gekommen.
Es schneit leicht, als ich die Hände tief in den Taschen vergraben durch das dunkle Städtchen laufe. Früher hatte ich Angst vor der Dunkelheit, mittlerweile genieße ich es regelrecht alleine mit ihr zu sein und nur meine Schritte auf dem Pflaster zu hören. Trotzdem bin ich froh als ich in meiner warmen Wohnung ankomme. Heute Abend liefen in unserem Naturzentrum zwei Filme, einer über Wölfe in den Highlands und ein anderer über eine fast wilde Kuhherde in Deutschland. Bei der Erinnerung an das Gemuhe schleicht sich immer noch ein Grinsen auf meine Lippen.
In einer Ecke stehen schon ein großer gepackter Wanderrucksack und meine Skier samt Stöcken im Skisack parrat. Sosehr ich mich auch auf den Skiurlaub im Riesengebirge freue, mir graut es auch ein bisschen davor wie ich das ganze Zeug mit mir kriegen soll.
Als Schneemann komme ich schließlich am nächsten Tag mit meinen Sachen am Bahnhof an. Es hat auf dem Weg mal wieder heftig geschneit. Liegen geblieben ist nicht viel, dafür ist es zu warm in den letzten Tagen gewesen. Zwei Stunden später warte ich ungeduldig darauf in Prag den Bus verlassen und mir mein Gepäck schnappen zu können. Ich muss zum nächsten Bus, der an einem Terminal am anderen Ende der Stadt abfährt, habe nur 40 Minuten Umsteigezeit und keine Ahnung wo sich die nächste U-Bahn befindet, die mich dahin bringen soll. Schließlich stehe ich an der Tramstation und frage panisch einen Typen, der vorbeiläuft, wo den jetzt die U-Bahn sei, nur um festzustellen, dass ich direkt daneben stehe.,,Mann, Mann, Mann immer diese blöden Touristen“ muss sich der Typ gedacht haben. Schließlich lasse ich mich von der ewig langen Rolltreppe, so lang, dass einige auf den Stufen Platz genommen haben, mit einem Ticket in der Hand zur Bahn fahren. Es läuft dann doch ziemlich gut. 5 Minuten vor Abfahrt des Busses schmeiße ich verschwitzt mein Gepäck in den Stauraum und lasse mich auf meinen Platz fallen, bereit für den Schnee.
Was Schnee , das Riesengebirge , der Ort und die Menschen die ich dort treffen werde mir bedeuten lässt sich nur schwer in Worte fassen. Deshalb werde ich ihnen einen eigenen Artikel widmen, der noch kommen wird. Ich genieße die Berge mit ihren schneebedeckten Gipfeln, das Geräusch des Schnees unter meinen Füßen und Skiern, das winterlicht und Riesengebirgsglühen, das Adrealin dass durch meine Adern schießt bei rasanten Abfahrten und der einen oder anderen Schanze, jeden Morgen aufzustehen und in das weiße Taal zu sehen, die Sauna, den unglaublichen Sternenhimmel und den Vollmond und vor allem die Menschen: Mit ihnen das Essen zu genießen, anzustoßen, zu lachen, Kartenspiele zu spielen und gemeinsam die Hänge zu erkunden.
Etwas wehmütig aber gleichzeitig auch aufgeregt auf die nächste Zeit in meinem zweiten Zuhause steige ich wieder in den Bus zurück nach Prag, in zwei U-Bahnen und zwei weitere Züge. Alles läuft glatt,fast zu glatt, bis ich feststellen muss dann ich mal wieder in Horazdovice predmesti hängengeblieben bin, was zwei Stunden warten bedeutet.
Nein der kleinere Regiozug konnte nicht noch die 5 Minuten auf den großen Zug aus Pilsen warten warum auch immer.
Das ist schon sehr frustrierend, wenn man weiß, dass man in nur zwei weiteren Minuten da gewesen wäre wo man hinwollte und dann anstatt der Minuten zwei stunden braucht.
Stunden später bin ich einfach nur Froh Zuhause zu sein, rufe Halleluja, reibe mir die schmerzenden Schultern und schlafe später wie ein Stein.
Am Montagmorgen herschen schon unwetterartige Verhältisse und ich muss aufpassen ,dass mir der Regenschirm nicht wegfliegt. Doch am Nachmittag geht es nochmal richtig los. Der Wind legt erstmal die Mülltonnen vor der Haustür quer und später auch einige Bäume. Es hagelt und regenet sturmflutartig, später wird Schnee daraus. Plötzlich geht das Licht aus, der Kühlschrank brummt nicht mehr und die Zeitanzeige am Ofen ist tot.
Wie ich schnell rausfinde ist in der ganzen Stadt der Strom ausgefallen. Die Oberleitung muss beschädigt worden sein. Es stürmt nicht mehr ganz so heftig, deswegen gehe ich ein bisschen spazieren. Es dämmert, aus einigen Fenstern sieht man Kerzen flackern. Vor der dunklen Turnhalle stehen ein paar verwunderte Kinder mit ihren Eltern. Der Supermarkt ist dunkel, nix geht mehr.
Wieder in meiner Wohnung suche ich erstmal meine Taschenlampe und entscheide mich wo ich welche Kerze platzieren werde. Mitlerweile ist es stockduster, die Straßenbeleuchtung ist natürlich auch lahmgelegt. Kerzenflammen werfen Schatten an die Wände und lecken am Wachs der Kerzen. Es ist kalt. Der Sturm draußen zerrt an den alten Apfelbäumen. Es ist aufregend , ein bisschen gruselig und auch einsam, wie ich da so alleine in der Dunkelheit auf meinem Bett sitze. Eine Stunde später piepst plötzlich der Herd und es wird wieder hell. Ich bin erleichtert. In solchen Momenten lernt man Licht doch sehr zu schätzen.
Der Wind heult um das alte Haus, als Django in Django unchained (Film von 2012 mit toller Filmmusik) das nächste Bludbaad in candyland anrichtet. Eingekuschelt in eine weiche Decke mopse ich mir eine Olive aus der Schüssel vor mir und bin froh heute Abend nicht alleine zu sein. Tereza und Tomas haben mich zu sich nach Hause zum Filmabend eingeladen. Ihre zwei Kinder sind schon im Bett, Django wär auch wirklich nichts für sie gewesen. Riesige Schneeflocken klatschen an die Fenster und ich frag mich ob ich heute noch in mein eigenes Bett zurück nach Horazdovice ins Taal komme.Es ist aber auch sehr gemütlich im Privatkino , mit der Decke und einer flackernden Kerze auf dem Tisch. Auch wenn der Film komplett das Gegenteil von gemütlich ist. Die zwei anderen aber haben ein Faible für Quentin Tarantino und ich einen für Western, also passt alles.
Tomas fährt mich später noch nach Hause. Der Schneesturm, der seit Mittag anhällt hat alle Schilder komplett unlesbar gemacht, die Bäume ähneln Geistern mit ausgestreckten Fingern und dem weißen Betttuch darüber. Ich werde bis vor die Haustür gebracht, hüpfe die Treppe hoch und drehe mich nochmal um. Heute Nacht ist Vollmond. Wolkenschleier und Sterne lassen ihn magisch wirken. Noch immer wirbeln Schneeflocken an mir vorbei und ich hinterlasse meine Fußstapfen im Neuschnee.
Mitwoch Morgen
Tapfer nuckelte das kleine die Medizin aus einer grünen Spritze, die Katka ihm ins Maul gesteckt hat. Die Nabelschnur ist noch drann. Nomalerweise kommen Lämmchen als Doppelpack zur Welt. Dieser Neugeborene hatte aber keine Geschwister, ist deshalb auch relativ groß und hatte kräftige Beine. Er läuft noch etwas tapsig durch die Gegend, als er die Zitzen seiner Mutter zum Trinken sucht. Er heißt Shawn, weil er das erste Lämmchen ist, was dieses Jahr in auf unserer Farm geboren wurde. Die Box in der er und seine Mutter für den ersten Tag sind ist mit weichem Heu ausgelegt. Ich bin am Morgen fast ausgerastet vor Freude als ich die Neuigkeiten hörte, dass wir ein Neuling haben. Zusammen sitze ich mit Katka im Heu und kann gar nicht die Augen von dem süßen Tierkind lassen. Hoffentlich schafft er es gut durch die ersten Wochen. Willkommen Shawn.