Schnee am Strand
Der Winter kommt und Giuseppe geht
Wie Euch vielleicht aufgefallen ist, komme ich nicht mehr jede Woche dazu, Bericht zu erstatten. Das liegt zum einen daran, dass hier immer sehr viel los ist, zum anderen, dass nicht mehr alles neu und aufregend für mich ist. Ich werde also immer mal wieder etwas schreiben, wenn sich genügend spannende Dinge ereignet haben und ich einen ruhigen Moment finde. Durch den Besuch einiger Short-Term-EVS-Freiwilliger ist mir erst klar geworden, wie schnell die Zeit vergeht. Sie bleiben insgesamt nur 6 Wochen in Polen und ich befinde mich nach dieser Zeit noch am Anfang meines Projektes. Ich bin aber mittlerweile soweit, dass ich zwei regelmäßige Sportarten gefunden habe (Salsa und Zumba), mich mehr oder weniger alleine in der Stadt zurecht finde und beginne auf Englisch zu denken.
Seit meinem letzten Beitrag hat sich in unserer Gruppe etwas geändert. Sergiu aus Rumänien ist zu uns gestoßen und Giuseppe ist heute Morgen um 5 Uhr zurück nach Italien gefolgen. Davor haben wir erst seinen Abschied in der Stiftung gefeiert, dann bei uns im Haus und gestern haben wir schließlich noch ein Mal zusammen gekocht und gegessen: Gnocchi! Aber der Reihe nach. Am Donnerstag sind alle participants und worker in Morena zusammen gekommen. Es gab polnisches "Tiramisu", rührende Abschiedworte und Giuseppe hat all die Lieder gespielt, die zur montäglichen Musiktherapie gehören. Zur Party in unserem Gemeinschaftsraum kamen Gäste aus allen möglichen Ländern und Orten Polens mit denen wir bis in den Morgen getanzt haben. Dementsprechend müde waren wir am Sonntag, doch wir haben uns noch aufgerafft, 5 kg Kartoffeln zu Gnocchi zu verarbeiten. Es hat über 2 Stunden gedauert, all die kleinen Stückchen mit der Hand in die gewünschte Form zu bringen, aber das Ergebnis hat uns für die viele Arbeit entschädigt. Und das Rezept habe ich mir auch notiert!
Die vorher erwähnten Kurzzeit-Freiwilligen habe das lange Wochenende genutzt, um die Tricity zu erkunden. Ihre Einladung nach Bydgoszcz werde ich auf jeden Fall wahrnehmen, aber ich weiß noch nicht wann genau. Doch warum schon wieder ein langes Wochenende? Am Freitag, den 11. November, feiert Polen seine Unabhängigkeit (Narodowe Święto Niepodległości) und wir ließen uns die Parade in der Altstadt natürlich nicht entgehen. Am Anfang hat es mich sehr an Karneval erinnert. Leute stehen am Straßenrand, ein Polizeiwagen führt den Zug an, Menschen in historischen Kostümen reiten auf Pferden, doch es war auch wieder ganz anders. Ich habe zum Beispiel die karnevalistische Musik und die Tanzeinlagen vermisst, Panzer waren Teil des Umzugs und überall waren rot-weiße Fähnchen zu sehen, sogar auf den Straßenbahnen. In Warschau gibt es an dem Tag wohl auch politische und teils gewalttätige Auseinandersetzungen auf den den Straßen, davon war in Gdańsk aber nichts zu spüren.
Während der Parade hat es geschneit, was ich dem Regen auf jeden Fall bevorzuge. Außerdem bin ich zum ersten Mal auf gefrorenem Sand gelaufen und habe den Strand mit Schnee bedeckt gesehen, beides sehr schöne Erlebnisse. Hin und wieder zeigt sich die Sonne, was Diogo, Charlotte (eine unserer Besucherinnen) und ich nach der Parade nutzten, um durch den Oliwa-Wald auf einen Aussichtsturm zu gelangen. Man kann den Winter natürlich auch mit einem Lagerfeuer draußen begrüßen. So geschehen bei der Arbeit, als wir alle Blätter zusammenkehrten und uns nach einer Pause und etwas Wärme zumute war. Jetzt ist der Schnee zwar weggeschmolzen, aber es besteht Hoffnung auf weiße Weihnachten!
Was die nächst Zeit angeht, freue ich mich sehr, doch noch einen Platz in dem On-Arrival-Training in zwei Wochen bekommen zu haben und nicht wie gedacht erst im Januar.