Schlaraffenland Frankreich
"Die Köstlichkeiten Frankreichs laden zu einem unvergesslichen Gaumenerlebnis ein." Eva_o beleuchtet die Esskultur der Franzosen jenseits des Klischees und stößt dabei auf wahre Schätze.
Die Flasche Rotwein, das Baguette und den Käse vor sich. So stellen wir uns den Franzosen vor. Doch die kulinarischen Köstlichkeiten Frankreichs begrenzen sich nicht nur hierauf. Auch das Croissant, das in dieses idyllische Bild nicht hineingepasst hat, vervollständigt das reiche Buffet nicht. Neben den klischeehaften Leckerbissen, die sich durchaus als wahr erweisen, sind zahlreiche andere Spezialitäten zu finden. Je nach Gegend variiert die Küche selbstverständlich, doch sicher ist, Schlemmer werden in Frankreich keineswegs zu kurz kommen…
Beim Einkaufsbummel auf den Frischmärkten kann sich das Auge kaum satt sehen an den saftigen Farben der ebenso saftigen Gemüsearten. Der Bauch hingegen kann sich hier mehr als satt essen. Lebhaft wird von allen Seiten her diskutiert und gestikuliert. Die Bauern preisen ihre Produkte auf sympathische Weise an und palavern mit den alltäglichen Kunden. In dem bunten Getümmel ist beinahe alles zu finden. Grosse Fleischstände bieten Würste in allen Varianten und Fleisch nach allen Wünschen an. Direkt nebenan ist der Käse aufgetürmt, die große Liebe Frankreichs.
Je nach Gegend schauen einen die Fische auf dem Tresen des Standes mit großen Kulleraugen an. Am Meer sind es diverse Meeresfrüchte, am Fluss oder See die Süßwasserfische. Von der anderen Ecke locken Frisches Baguette oder leckere Patisserie den Geruchsinn und lassen nur schwer widerstehen. Die Boulangerie ist mit ihren ganzen Köstlichkeiten vor Ort. Das Sortiment der Früchte scheint unbeschränkt zu sein. Je nach Saison sind immer wieder neue Sorten zu entdecken. Tomaten, Gurken, Pfirsiche, Erdbeeren im Sommer, alle Gattungen von Kohl und Orangen im Winter. Im Süden sind Oliven und getrocknete Früchte zu finden, die das Herz höher schlagen lassen. Allein die Stimmung dieser Märkte fesselt Seele und Auge. Selbst nach Stunden bleibt das Gefühl, noch nicht alle Ecken erkundschaftet zu haben.
Nach dem Einkauf geht die Entdeckungsreise weiter in die Stätte des kulinarischen Zaubers: die Küche. Der Franzose beschränkt sich beim Essen nie lediglich auf die Hauptspeise. Egal ob im edlen Restaurant, bei Festlichkeiten oder auch nur mittags in der Kantine, zuerst wird immer Entree, dann Menu und zum Schluss Dessert serviert. Dies variiert je nach Region oder Belieben stark. Sehr beliebt ist bei Festlichkeiten oder spezielleren Essen auch der Apéro. Das Gläschen Wein oder der Cocktail wird von einem kleinen Snack begleitet, bevor dann die für den Franzosen so wichtige Prozedur des Mahles beginnt.
Das Entree kann vom leichten Salat, über ein Stück Guiche oder sonstiger salziger Patisserie bis hin zum heiß geliebten Parfait reichen. Passend zur Saison sind im Sommer Melonen als gesunde Vorspeise ebenfalls äußerst begehrt. Darauf folgt die Hauptspeise. Vegetarier ist in Frankreich ein Fremdwort. Fleisch ist beinahe jeden Tag auf dem Menuplan zu finden. Je weniger gekocht, desto besser. Wenn das Steak noch so schön rot ist und der Saft beim Einstechen der Gabel heraus läuft, ist der Franzose zufrieden. Was für die meisten Europäer schon als rosé gekocht gilt, ist für den französischen Gourmanden bereits viel zu sehr gebraten und somit Schuhsohle.
Rind, Schwein, Poulet, alles ist zu finden, doch am liebsten wird Gans oder Ente gegessen. In allen Variationen zubereitet landen die Leckerbissen auf dem Teller. Fast alle Partien werden sorgfältig verarbeitet und verwendet. Die Köstlichkeit wird nicht verschwendet. Herz, Leber, Niere, Hüfte, was der Kunde wünscht. Wer jetzt denkt, dass der Franzose sich durch das viele Fleisch ungesund ernährt, liegt falsch. Als Beilage wird nicht etwa Pasta serviert, sondern Gemüse oder Kartoffeln, in Form von Gratin, einer leichten Soße oder lediglich gedämpft. Sehr beliebt sind aber auch Bohnen diverser Sorten. Als eine Art Eintopf werden diese mit Fleisch und Gemüse zubereitet oder einfach als Beilage serviert. Natürlich wird das ganze Mahl von einem guten französischen Wein begleitet. Der Kenner weiß genau, welcher Wein zu welchem Gericht passt. Auch der Weißwein kommt nicht zu kurz, denn je nach Region ist auch Fisch eine begehrte Speise.
Nach dem Hauptgang wird mit Genuss das Dessert verspeist. Der Franzose ist ein großer Genießer, der sich gerade den Hochgenuss des Nachtischs nicht nehmen lässt. Als erster Teil wird Käse serviert. Auch hier scheint es kaum Grenzen zu geben. Charakteristischen Camembert, Weich-, Hart- oder Frischkäse, vom Schaf oder der Kuh, alles ist zu haben. Dieser wird mit Brot zu sich genommen, genau so, wie das Brot Teil des ganzen kulinarischen Aktes ist. Ein Essen ohne Baguette ist für den Franzosen unvorstellbar.
Um die Gaumenfreude schließlich vollständig abzurunden, wird zum Schluss der süße Teil der Nachspeise aufgetischt. Für gesundheitsbewusste Esser bietet sich eine Vielfalt von Früchten oder Joghurt in allen Geschmacksrichtungen an. Grosse Feinschmecker ziehen jedoch Patisserie oder Crèmes in scheinbar unbegrenzter Auswahl vor.
Einige Zeilen müssen nun speziell der Patisserie gewidmet werden. Auf der ganzen Welt sind sie bekannt, die französischen Patisserien und Boulangerien. Allein schon beim Vorbeigehen läuft einem das Wasser im Munde zusammen, was beim Betreten der niedlichen Kleinbetriebe noch verstärkt wird. Die kunstvoll geformten und verzierten Meisterwerke des Gaumens sind ein Anblick für die Götter. Mit Sorgfalt und Liebe zubereitet scheinen die Ideen kein Ende zu nehmen. Neben den Croissants, die überall zu finden sind, hat auch hier jede Region ihre eigene Spezialität. So sind zum Beispiel im Süden auch oft tunesische oder marokkanische Süßwaren zu finden. Wer jedoch nicht gerne Honig mag und es nicht gerne zu zuckrig mag, sollte von diesen Kalorienbomben allerdings besser die Finger lassen.
Oft wird nach der traumhaften Köstlichkeit dann noch ein Kaffee genommen. Von diesem ist aber in Frankreich eher abzuraten. Den wässrigen Filterkaffee trinkt man schwarz, dafür mit jeder Menge Zucker. Selbst in Restaurants kann von italienischem Espresso nur geträumt werden und um einen guten Cappuccino zu finden, muss lange gesucht werden.
Wieso die Franzosen dennoch als eines der schlanksten Völker Europas gelten ist bei ihrer Engelsküche ein großes Rätsel. Jedenfalls ist das Essen ist für den Franzosen sehr wichtig. Jeder Gang, nein, jeder Bissen wird genossen. Es wird sich Zeit gelassen und so dauert die Mahlzeit auch ein gutes Weilchen. Dies stört jedoch keinen, denn man spricht ja gerne über Gott, die Welt und den nervigen Nachbarn.
Sicher ist: Die deliziösen Köstlichkeiten Frankreichs laden zu einem unvergesslichen Gaumenerlebnis ein. Da bleibt nur noch zu sagen: „Bon appetit!“
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