Satire gegen Verbitterung
Wollen Afrikaner tatsächlich dänische Rentner adoptieren? Ein Video mit dem Titel „Adopt a Dane“ kann diesen Eindruck erwecken.
Seit zwei Wochen geistert ein Video durch das Netz. Man sieht einen Afrikaner, der an seine Landsleute appelliert, dass man älteren Dänen helfen müsse. In Facebookkommentaren habe man gelesen, dass zu wenig Geld für die Rentner Dänemarks und zu viel Geld für Afrika gespendet würde. Aus diesem Grund sei die „AADF - Adopt a Dane Foundation“ gegründet worden, deren Ziel es sei alten Dänen ein neues Zuhause in Afrika zu vermitteln.
Das Format des Videos erinnert an typische Fernsehwerbungen von Hilfsorganisationen, in denen zum Spenden aufgerufen wird. Es wird kurz auf ein Einzelschicksal (in diesem Fall das von Ole, der nie von seiner Familie besucht würde) eingegangen, mit Flugblättern über das Leid der Betroffenen informiert und abschließend gezeigt, welche Erfolge die Organisation bereits verbuchen kann.
Dieses ernste Format wird natürlich durch das Thema selbst sowie ironische Kommentare gesprengt. So gibt der angebliche Gründer von AADF zu, dass es in Afrika zwar kontaminiertes Wasser, Epidemien und mangelnde Elektrizität gäbe, räumt jedoch ein, dass es dänischen Rentnern, den Facebookkommentaren nach zu urteilen, offensichtlich noch schlechter ginge.
In den vergangenen Wochen standen Negativschlagzeilen über Dänemark fast schon an der Tagesordnung. Menschen aus aller Welt warfen dem Land und seinen Bürgern vor, in Sachen Flüchtlingspolitik Unmenschlichkeit an den Tag zu legen. Gerade Internetforen wie Facebook werden von einer Flut an negativen Kommentaren über Flüchtlinge, Regierungen und Maßnahmen überrollt. Es wird geschimpft, gewettert und gehetzt. All das hatten die Macher des Videos sicherlich im Hinterkopf als sie es produzierten. Im Anschluss an den Spot werden auf Dänisch die zwei Sätze „Afrika hilft. Und du?“ eingeblendet.
Tatsächlich wurde das Video nämlich vom öffentlichem Rundfunk Dänemarks „Danmarks Radio“ (DR) sowie der Hilfsorganisation „Danmarks Indsamling“ produziert. Als Teil eines einwöchigen Spendenmarathons für Hilfsprojekte in Afrika sollte es auch als Werbung für den finalen Abend des Projektes dienen. Am sechsten Februar fand abschließend eine fünfstündige Fernsehshow statt, in der Liveakts auftraten, verschiedene Videobeiträge zu sehen waren und prominente Unterstützung Spendenanrufe entgegennahm. Vielleicht hat auch das satirische Video dazu beigetragen, dass so viel Geld gespendet wurde. Allein am Samstagabend kamen während der Charityshow mehr als 12 Millionen Euro für Hilfsprojekte in Afrika zusammen.