!Sí!
Eine aufregende Woche inmitten einer bunten Masse von Kataloniern.
Nach diesen ersten Wochen in Katalonien bin ich mir nun Eines absolut sicher: Langweilig wird es hier nie! Ob Straßenfeste, neue Leute oder Sprachen, es ist immer was los und wenn man ein wenig die Ohren spitzt, kann man vieles erleben.
Unter diesem Motto begann auch mein Start in die Woche. Inspiriert durch die begeisterteten Schilderungen meiner Arbeitskollegen, über die an diesem Tag stattfindende Veranstaltung, beschlossen meine Mitbewohnerinnen und ich den katalanischen Nationalfeiertag in Barcelona zu verbringen und uns dort in die Massen zu stürzen. Aufgrund des Unabhängigkeitsreferendums der Katalonier, über das in 2 Wochen abgestimmt wird, wurden hunderttausende Menschen in der Küstenstadt erwartet. Diesen Trubel und die Spannungen wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und brachen daher schon gegen 9:30 zur "Renfe" Station in Manresa auf. Schon der Bahnhof erwies sich als ungewohnt überfüllt und im Zug hatten wir Mühe noch schnell einen freien Platz zu ergattern, da die Fahrt immerhin 1h und 20 min dauern würde. Während dieser vernahmen wir auch erstmalig Unterhaltungen in anderen Sprachen, sowie in vertrautem Deutsch, was uns immer mehr die Bedeutung des Tages vor Augen führte. Da es in Barcelona mehrere Haltestellen gab, beschlossen wir einfach dem Strom zu folgen, der sich schließlich am "Placa de Catalunya" aus dem Zug ergoss.
Als wir die Treppen hinauf ins grelle Sonnenlicht blickten, blendeten uns bereits unzählige gelbrote Flaggen, ein lautes Stimmengewirr sowie dröhnende Musik. Teils schwankend vor absoluter Reizüberflutung, teils kläglicher Versuche Ordnung unter den vielen Eindrücke zu schaffen, suchten wir erstmal einen ruhigeren Fleck. Glücklicherweise verfügt Barcelona, wie jede Großstadt, über zahlreiche Geschäfte berüchtigter Fastfoodketten, die wir auch gleich anpeilten, um über unsere Pläne zu reden und die Chance der kostenlosen Toilette zu nutzen.
Nach einem leckeren Cafe wagten wir uns wieder hinaus auf die Straßen und wühlten uns zwischen den unzähligen Menschen bis zu den ersten Informationsständen durch, an denen allerlei Hüte, Beutel, T-Shirts und Flaggen mit einem "Si" bzw. der katalanischen Flagge bedruckt, angeboten wurden. Wir erfuhren auch, dass die Manifestation gegen 16 Uhr beginnen würde, weswegen wir uns einig waren, erst die berühmte "Las Ramblas" hinunterzuflanieren und uns die restliche Stadt ein wenig näher anzuschauen. Nach einem kurzen Besuch im "Hard Rock Cafe" zogen immer wieder große Modelabels, schicke Tapas Restaurants, schön verzierte Häuser, sowie kleine Stände unsere Aufmerksamkeit auf sich. Im wunderschön eingerichteten Tourismuscentre, deckten wir uns noch mit zusätzlichen Broschüren ein und rasteten dann an einem kleinen Brunnen, ein wenig Abseits der großen Masse. Nachdem Obst und Brote verzehrt waren, ging es auch schon weiter Richtung Strand, nur kurz von einem Besuch in der Oper unterbrochen.
Als wir endlich am Meer ankamen, erwartete uns ein traumhafter Blick auf das Wasser, wobei der Duft einer nahegelegenen Waffelbude den Augenblick perfekt machte. Wir entschieden uns dafür den Strand aufzusuchen und folgten der Promenade entlang dem Wasser. An ein paar hübschen Ständen blieben wir schließlich hängen und erstanden ein Haarband für Marie, sowie eine kurze Hose für Magda, da ihr in ihrer Jeans bei gefühlten 30° doch langsam etwas warm wurde. Vorbei am pompösen Yachthafen, hohen Palmen und piekfeinen Restaurants endete unsere Tour am Strand, wo der weite Ausblick uns den Atem raubte. Da der Sand von Badebesuchern stark bevölkert war, liefen wir schnurstracks auf das vor uns liegende Trainingsgerüst zu, an dem sich eine kleine Traube junger Menschen versammelt hatte. Peinlich berührt versuchten Marie und Magda sich neben den kräftigen Muskelprotzen zu behaupten und machten dabei keine schlechte Figur. Nachdem wir kurz die Beine ins Wasser gehalten und die Sonne genossen hatten, wurde es auch langsam Zeit für den Rückweg, um die Demonstration nicht zu verpassen.
Auf einer etwas anderen Tour durch die kleineren Gassen passierten wir die Uni, sowie zahlreiche putzige Läden mit Frozen Yogurt, tollem Schmuck oder herrlich duftenden Patisserien.
Je näher wir jedoch dem Platz kamen, desto voller wurden die Straßen und man konnte gar nicht anders, als ich von der Menge mitreißen zu lassen. Wir begegneten dabei schon den ersten Musikern und Parolen schmetternden Einheimischen, die uns schon auf die bevorstehende Manifestation vorbereiten sollten. Angekommen waren wir wirklich überwältigt von der Anzahl der Teilnehmer und der fast greifbaren Begeisterung. Wir suchten uns einen freien Platz und betrachteten das Geschehen.
Gegen 17 Uhr begann schließlich scheppernd aus den Lautsprechern dröhnend Musik auf uns einzuwirken, die von einer stundenlangen Rede abgelöst wurde. Für uns stellte sich diese letztendlich wenig informationsreich heraus, da sich unsere Spanischkenntnisse immer noch auf Begrüßungsfloskeln beschränken. Dennoch war die Begeisterung der Einheimischen für uns ein wahres Erlebnis. Doch gegen 18 Uhr machten wir uns auf zum "Arc triomf" an dem ein Konzert stattfinden sollte. Nach zahlreichen Versuchen uns durch die Menge zu wühlen und dabei auch nicht zu verlieren, stellten wir fest, das abseits der Manifestation die Straßen fast genauso voll waren. Überall lagen Flaggen auf dem Boden oder Blumenkränze und -gestecke. Alles war geschmückt oder mit Flaggen behängt. Am Triumphbogen angekommen suchten wir uns einen Platz in der eher jüngeren Menge und genossen noch ein paar Klänge der Musik, bevor die Band leider eine lange Pause einlegte.
Da wir am nächsten Tag wieder arbeiten mussten und nun doch schon eine ganze Weile unterwegs waren, schlenderten wir zur "Renfe" Station, die so überfüllt war, dass wir nicht einmal auf das Gleis gelangen konnten. So warteten wir oben mit einigen hundert Anderen und hofften schließlich auch zum richtigen Zug zu finden. Glücklicherweise machten sich dann 12 Jahre Bus fahren und tägliches Haschen um Platz und das gut geübte Drängeln bezahlt, woraufhin wir uns noch durch die Türen quetschen konnten. Leider waren natürlich schon alle Sitzplätze belegt, die wir erst nach der halben Fahrt einnehmen konnten. Nach einem kurzen aber steilen Anstieg zurück zu unserer Wohnung verputzen wir noch schnell ein einfaches Abendessen bestehend aus geliebten Nudeln und fielen todmüde ins Bett.
Am nächsten Morgen schaffte ich trotzdem pünktlich meinen Bus. Ich glaube so langsam habe ich den Dreh raus und erschien gegen 10 Uhr auf Arbeit. Dort unterhielt ich mich mit Sandra über Urlaube und Sport, während wir mit unserer Gruppe einen ausgedehnten Spaziergang zu einem nahegelegen Restaurant und zurück unternahmen. Nach einem sättigenden Mittag beaufsichtigte ich wieder die Schulkinder im Schwimmbad mit Pau und nach dem üblichen Boccia Spiel nahm ich schnell den Bus zurück zur Wohnung. Alba hatte sich nämlich für mich um die Teilnahme am nächsten Training des Handballvereins in Santpedor gekümmert. Dafür musste ich allerdings 40 min. durch die Stadt laufen, da die Mädchen, die an der Uni studieren, mich von dort aus mitnehmen sollten. Während ich bei einer lustigen Autofahrt mit katalanischer Musik meine Französischkenntnisse so richtig auf den neuesten Stand bringen konnte, kamen wir schließlich an der Halle an. Das Training gefiel mir sehr gut und auch die anderen Mitspielerinnen freuten sich über mein Talent. Allerdings werde ich mich doch für das Volleyballtraining entscheiden, da ich mich neben Sprachunterricht, Arbeit und Festen auch noch mit den Kollegen verabreden will. Netterweise brachten mich die Mädels rückzu dann doch ein Stück näher zu meiner Wohnung, wo ich mich nach einer wohltuenden Dusche ins Bett kuschelte.
Am Mittwochmorgen sollten uns dann auch schon unsere ersten Spanischstunden erwarten. Mit der spanischen Verspätung von 10 min. erschein unser Lehrer, der uns in super Englisch zunächst mit dem Alphabet und der Aussprache vertraut machte. Mit einem wirklich positiven ersten Eindruck war ich glücklich noch schnell den nächsten Bus zu erhaschen und kam doch noch vor der Mittagspause auf Arbeit an. Dort legte Tina mit ihrer Gruppe eine Art Evaluationsbogen mit den Bewohnern über die Zufriedenheit der verschiedenen Aktivitäten an. Danach zeigte sie mir noch die Grundschule auf dem Gelände, die den behinderten Kindern sehr viel bietet. Allerdings war ich geschockt vom Grad der Behinderung vieler Kinder, die teilweise nur durch Spritzen in den Bauch ernährt werden. Nach dem üblichen weiteren Arbeitsverlauf ließ ich meinen Tag mit langem Skypen mit meiner Familie und meinem Freund ausklingen, denn obwohl ich hier wirklich viele tolle Dinge erlebe, ist es für mich sehr schwer nicht zuhause sein zu können.
Gegen 9 Uhr trafen wir uns dann auch schon am Donnerstag mit Alba in der Katalanschule, wo wir unsere Anmeldung und die Unterrichtszeiten erhielten. Marie und ich werden erst einmal mit der B1 beginnen, können aber jederzeit in die B2 wechseln, da sich in diesem Kurs hauptsächlich Analphabeten befinden. Mit großer Vorfreude auf die ersten Stunden fuhr ich dann zur Arbeit, wo ich noch schnell am gerade stattfindenden Zumbakurs mit Sandra teilnahm. Diesen gibt ein mental behinderter Bewohner, was mich sehr beeindruckt hat. Da das Schwimmbad leider langsam schließt, weil es hier nun doch auch kälter wird, passe ich gemeinsam mit den anderen Betreuern im Pausen- und Ruheraum, sowie auf dem Hof auf. Manchmal kommen einige der Behinderten zu mir und wollen mich kennenlernen, was mich sehr freut. Diesmal stellte sich mir ein 15 jähriger Junge vor, der begeistert war, mit mir auf Englisch sprechen zu können. Nach einem Boccia Spiel holte Alba, Marie und mich von der Arbeit ab, da gegen 18.30 Uhr eine weitere Freiwillige auf dem Flughafen anreisen würde. Allerdings stellte sich bei einem erneuten Kofferproblem die Wartezeit von über 2 h als sehr zäh heraus. Glücklicherweise kam dann letztendlich doch Laura aus Österreich mit Koffer zu uns und eine lustige Autofahrt auf österreichisch zwischen den Beiden hinter mir, von dem ich fast kein Wort verstand, endete dann mit einem herzlichen Abschied.
Da Marie sich nun endlich durchgesetzt hat und ihre Arbeitszeiten ändern konnte, fahren wir ab jenem Freitag nun zusammen auf Arbeit und können so auch gemeinsam zum Volleyballtraining gehen. An diesem wirklich saukalten und veregneten Tag wurden alle Aktivitäten nach drinnen verlegt. So nahm ich erst an einer kleinen Gesprächsrunde teil, bei der ein bekannter ehemaliger Fußballspieler aus Manresa den Bewohnern von seinem Leben erzählte. Da ich der Unterhaltung nicht so wirklich folgen konnte, schnappte ich mir eines der mitgebrachten Comics und begann mir Wörter auf Katalan zu notieren, deren Bedeutung ich mir, aufgrund der Ähnlichkeit zum Französischen gut ableiten konnte. Danach kamen plötzlich alle zusammen, da eine der Betreuerinnen dieses Wochende heiraten würde. Die Begeisterung der Behinderten war wunderschön mitanzusehen, sowie die tollen selbst gestalteten Geschenke und Banner. Da das Wetter uns sonst das übliche Sonnen auf einer Decke nach dem Mittag vermieste, hörten Pau, Sara und ich in ihrem Auto, Musik der momentan angesagtesten katalonischen Band "Txarango". Nach einer weiteren Aufsicht und anschließendem Boccia versorgten Marie und ich uns noch schnell mit dem Nötigsten im Mercadona und liefen dann eilig durch den Regen zurück zur Wohnung. Die heiße Dusche hatte ich dann wirklich nötig! Eingemummelt in Decken lernte ich noch ein wenig Spanisch und aß noch die Reste vom Vortag.
Heute sollte nämlich schon das nächste große Ereignis auf dem Plan stehen: Das Musikfestival in Vic!
Da Magda bereits ausgereifte Pläne zum Sprachenlernen für das Wochende hatte, trafen Marie und ich uns mit Laura und ihrer inzwischen ebenfalls angereisten Mitbewohnerin Cristina aus England gegen 10 Uhr am Busbahnhof. Während einer langen Fahrt unterhielten wir uns lebhaft auf Englisch bzw. ich mich mit Marie über die Finanzierungsmodelle des Organisationsalptraums Abiball. In Vic angekommen unternahmen wir erstmal wieder die übliche Erkundungstour und stießen dabei auf eine große Anzahl bunter Märkte mit allerlei kulinarischem Angebot. Von Pilzen über Feigen, bis hin zu Honig, Oliven und Fisch war alles dabei. Neben weiteren Klamottenständen, sowie anderem Krimskrams suchten wir auch schon den Weg zur ersten Halle, wo bald ein Auftritt beginnen sollte. Dort angekommen warteten wir leider erst eine Weile, da das Zelt schon übervoll war. Doch die Musik, die wir auch so genießen konnten, hörte sich toll an! Als wir dann endlich etwas sehen konnten, beendeten sie auch schon ihren Auftritt und wir erhaschten ein paar Sitzplätze vor dem Beginn der nächsten Band. Diese ließ auch nicht lange auf sich warten und riss das Publikum mit Jazz und einer Graffiti Performance so richtig mit.
Leider fuhr unser Bus zurück nach Manresa nur zu einer Zeit und zwar schon gegen 18.30 Uhr. Daher suchten wir uns ein gemütliches Plätzchen in einem Park und quatschten über alles Mögliche. Auf jeden Fall werde ich bald einmal mit Marie und/oder Laura in Österreich Ski fahren! Da die Zeit dabei sehr schnell verflog, brachte uns der Bus zurück und wir trennten uns kurz nach dem Bahnhof. Marie und ich speisten noch zu Abend und verbrachten dann noch einen warmen Abend im Bett.
Heute steht bei uns wiedereinmal ein Chillsonntag an, den ich mir vielleicht noch bei einem Cafe Besuch mit meinem Monitor Nuria versüßen werde. Ich wünsche euch jedenfalls noch einen schönen Sonntag und eine spannende nächste Woche. Liebe Grüße aus Manresa.
Mein Lied der Woche:
Txarango - Agafant l'horitzó