Rumänische Kultur
Da sich die rumänische Kultur natürlich von der deutschen unterscheidet, möchte ich euch in mehreren Blogs zu diesem Thema auf dem Laufenden halten und berichten, was ich Neues über die Unterschiede zwischen den Kulturen erfahren habe.
Benehmen:
Rumänen begrüßen sich nach südländischer Manier mit einem doppelten Wangenkurs, aber oftmals schüttelt man auch einfach die Hand.
Wenn man in einer Runde mit Rumänen sitzt und zum Beispiel von einer Tafel Schokolade essen möchte, dann wäre es ausgesprochen unhöflich, diese alleine zu essen. Man bietet also erst jeder Person ein Stück davon an. Allerdings fragt man nicht ein Mal, sonder drei Mal! Rumänen wollen nicht gierig erscheinen und sagen daher nicht schon bei ersten und meistens auch nicht beim zweiten Mal „Ja“. Erst wenn sie beim dritten Anlauf „Nein, danke“ sagen, wollen sie wirklich nichts – ziemlich anstrengend! Umgekehrt machen es Rumänen genauso, wenn man sie zuhause besucht. Man wird also ständig gefragt, ob man denn nicht etwas von dem Kuchen, Kaffee et cetera möchte.
Man sollte des Weiteren niemals mit dem Finger auf jemanden zeigen, denn das ist hier in Rumänien absolut verpönt. Aus diesem Grund melden sich Kinder in der Schule auch nicht, indem sie die Hand heben und den Zeigefinger ausstrecken, sondern es werden Zeige- und Mittelfinger ausgestreckt. Mit dieser Geste erregt man auch die Aufmerksamkeit eines Kellners in einem Restaurant.
Tradition:
Es ist Montag, der 12. September 2016. Wir drei sind auf dem Weg zum Büro der AIST und plötzlich begegnen wir überall Menschen mit Blumensträußen. Wir sind ziemlich verwirrt und bekommen schließlich erklärt, dass an diesem Montag die Schule angefangen hat und es ein Brauch ist, dass jeder Schüler seinem Lehrer ein Blumengesteck mitbringt. Zum Glück fangen manche Rumänen mittlerweile an, ein bisschen von diesem Brauch abzuweichen und schenken Schokolade oder ähnliches, denn eine Lehrerin erzählte uns, dass man mit 30 oder mehr Blumengestecken ziemlich überfordert ist.
Außerdem haben wir Schüler mit und ohne Schuluniform gesehen. Es ist wohl so, dass jede Schule eine Schuluniform hat, aber es hängt meistens von den Lehrern ab, ob sie altmodisch sind und verlangen, dass die Uniform getragen wird, oder eben nicht. Nur an Tagen, an welchen die Schule repräsentiert werden soll, müssen alle ihre Schuluniform tragen.
Kultur:
Man sieht viele streunende Hunde, die jedoch – vor allem hier in Baia Mare – nicht aggressiv sind und gepflegt aussehen. Grund dafür ist, dass der ehemalige Oberbürgermeister von Bukarest, Traian Băsescu, damals ein Gesetz eingeführt hat, dass herrenlose Hunde eingefangen und sterilisiert werden müssen. Gemma erzählte uns, dass die meisten Rumänen die Vorstellung ein „Haustier“ zu haben, komisch finden. Katzen, Hunde et cetera werden normalerweise nicht ins Haus oder in die Wohnung gelassen. Trotzallem kümmern sich die Leute oft um streunende Hunde und würden sogar behaupten, dass sie einen Hund hätten, obwohl sie ihm nur hin und wieder etwas zu essen geben und ihn tätscheln. Darum sehen die Hunde eben oftmals auch nicht verwahrlost aus.
Auffällig ist auch, dass Rumänen nicht nur einmal „Ja“ („Da“) sagen, wenn sie etwas bejahen, sondern meist eine ganze Flut von „Da“s aus ihnen heraussprudelt. Das scheint wohl einfach kulturell veranlagt zu sein und wenn ich ehrlich bin, kann man „Da“ auch sehr schnell und oft sagen.
Außerdem hat Gemma uns erzählt, dass Rumänen im Allgemeinen sehr nett und hilfsbereit sind, wenn sie jemand neues kennenlernen. Wir Westeuropäer würden nach längerer Bekanntschaft annehmen, dass wir nun einen neuen Freund gefunden haben, während ein Rumäne auch auf die Dauer freundlich zu einer Person ist, ohne diese zu seinen Freunden zu zählen oder sie zu sich nach Hause einzuladen. Es scheint also nicht gerade einfach zu sein, rumänische Freunde zu finden, was mich ein bisschen schockiert hat, aber ich werde meine eigenen Erfahrungen machen und herausfinden, ob Gemma recht hat.
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