Rückblick auf meinen EFD Teil 1
Jetzt ist es also soweit, gestern ist meine letzte Woche in Tudela angebrochen und es ist Zeit zurückzublicken auf die vergangenen 10 Monate. Ich wünsche euch wie immer viel Spaß beim Lesen!
Da ich in der Vorbereitung für diesen Beitrag gemerkt habe, wie viel ich ansprechen und mit euch teilen möchte, wird das Resümee über meinen EFD zweigeteilt sein. Im heutigen Post werde ich über mein Projekt und die Arbeit dort sprechen. Morgen wird dann der Post über die Freizeit hier, sprich meine Reisen und Freunde, online kommen.
Nun aber zu meinem europäischen Freiwilligendienst.
Für die, die neu auf meinem Blog sind: Ich arbeite seit Anfang September letzten Jahres als Freiwillige im Roten Kreuz in Tudela (Norden Spaniens). Dort betreue ich Senioren bei verschiedenen Aktivitäten.
Ich kann mich noch genau erinnern, als mir meine jetzige Koordinatorin beim Skype-Gespräch sagte, dass nur noch die Stelle mit Senioren frei wäre. Eigentlich hatte ich mich auf die Stelle für Arbeit mit Kindern beworben und zweifelte somit daran, dass mir die Arbeit mit Senioren gefallen würde. Des weiteren war ich mir nicht sicher, ob ich es mir zutraute, mit teilweise dementen Personen tagtäglich zu arbeiten. Aller Skepsis zum Trotz habe ich dann zugesagt und das war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können, denn schon nach kurzer Zeit war ich super glücklich mit meinen „alten Leutchen“ (wie ich sie liebevoll nenne) und wollte nicht ins andere Projekt wechseln.
Bevor ich hier herkam, schrieb ich ein paar Mal mit der ehemaligen Freiwilligen, welche mir einen Teil meiner Skepsis nehmen konnte.
Das Rote Kreuz ist wie eine Vormittags- und Nachmittagsbetreuung für die Senioren und nicht wie ein Altenheim, was ich anfangs gedacht hatte. Ich muss die Senioren also weder füttern, noch duschen oder waschen, sondern eigentlich nur bespaßen und sie gelegentlich zur Toilette begleiten. Dabei ist es nach Geschlechtern aufgeteilt, so dass ich nur mit Frauen auf Toilette gehe. Alle Senioren sind noch so fit, dass sie den Hahnrang kontrollieren und selbstständig auf Toilette gehen, ich begleite sie dann also nur ins Bad und bei manchen bleibe ich noch mit drin, um ihnen beim Setzen und Aufstehen behilflich zu sein.
Ansonsten gibt es Nachmittags immer ein Snack, den aber auch alle selbstständig essen.
Zu den verschiedenen Aufgaben, die einen im EFD erwarten, kann ich nur sagen: Man wächst an seinen Aufgaben und am Ende ist es schon Routine.
In meinem Projekt habe ich einen geregelten Arbeitsplan und weiß jeden Tag, wann ich da sein muss und wie lange ich circa bleibe, was mir schnell in eine Routine geholfen hat.
Insgesamt habe ich bei 8 unterschiedlichen Aktivitäten geholfen, welche alle abwechslungsreich und auch für mich interessant sind, wie zum Beispiel die Gedächtnistrainings.
Auch sonst ist die Arbeit ziemlich abwechslungsreich, was natürlich vor allem an den vielen Kursteilnehmern liegt. Ich habe zu allen ein gutes Verhältnis und zu mehreren eine engere Bindung aufgebaut.
Was mich vor allem in meiner Arbeit bestätigt hat, sind das Lob meiner Chefin und die Anerkennung meiner Mitfreiwilligen. Im Nachmittagskurs wurde mir von Beginn an viel Verantwortung übertragen und ich habe mich selbstständig um die Aktivitäten gekümmert. Von meiner Chefin wurde mir oft eingebläut, dass ich die Chefin der Aktivität bin, was ich auch immer versuchte durchzusetzen. Nach ca. der Hälfte meines Dienstes habe ich gemerkt, dass die Mitfreiwilligen das akzeptieren und mich wirklich als ihre Chefin sehn, was mich natürlich nochmal zusätzlich bestätigt hat.
Insgesamt habe ich das Glück in einem wirklich tollen Projekt gelandet bin, wodurch ich zum einen selbstständiger und verantwortungsbewusster geworden bin. Außerdem auch organisierter und ordentlicher, da ich nach jeder Aktivität die Aula aufräume und putze. Andererseits habe ich meine Kreativität durch die Basteleinheiten in den Aktivitäten entwickelt, so dass ich sogar eine eigene Skulptur mit den Senioren gebaut habe. Ich habe viel über mich selbst, meine Mitmenschen und auch die menschliche Psyche gelernt. Da meine Chefin Psychologin ist, hat sie mir öfters etwas zur Demenz, Altsheimer oder generell über die Psyche erklärt.
Ich kann das Projekt nur jedem ans Herz legen, der mit Menschen arbeiten möchte und in einem tollen Team arbeiten möchte. Natürlich gab es auch mal Tage, an denen mir alles zu viel wurde oder es einfach sehr stressig war, aber die gibt es immer.
Zum Schluss möchte ich noch ein paar Anekdoten mit euch teilen:
An meinem ersten Tag begrüßte mich eine Senioren mit fortgeschrittener Demenz mit „Hallo Idiotin!“ und ich guckte meine Chefin nur mit großen Augen an. Nachdem ich sie kennengelernt habe und weiß, wie sie tickt, habe ich sie richtig liebgewonnen.
Wenn wir basteln, hören wir meistens Musik aus der Jugendzeit der Senioren, sodass ihre Erinnerungen angeregt werden. Zwei Senioren gefällt das immer besonders gut und sie singen viele der Lieder lauthals mit.
Eine weitere Seniorin hat mir, seit ich da bin, schon sehr oft ein und dieselbe Geschichte über ihre Mutter in Madrid erzählt und anfangs habe ich dann immer gesagt, dass sie mir das schon erzählt hat. Da sie aber immer wieder davon angefangen hat, weil sie sich einfach nicht mehr erinnert, es schon erzählt zu haben, habe ich nach kurzer Zeit beschlossen so zu tun, als ob ich die Geschichte noch nicht kenne. Und siehe da, sie freut sich jedes Mal wieder darüber die Geschichte zu erzählen und lacht am Ende immer sehr darüber.
Mit derselben Seniorin habe ich auch die Bundesländer und Provinzen Spaniens gelernt, da sie das in der Schule auswendig lernen musste und sich daran noch sehr gut erinnern kann. Wir haben uns dann gegenseitig abgefragt. Ich habe dann einen ganzen Nachmittag der spanischen Geografie gewidmet und gemeinsam mit allen Senioren die Provinzen und ihre Hauptstädte besprochen.
Ein anderer Senior hat eine sehr weit fortgeschrittene Demenz und sagt jedem immer, wie hübsch er oder sie doch sei. Des weiteren fragt er immer nach dem Alter, nur um dann die beiden Ziffern der genannten Zahl zu vertauschen und die entstandene Zahl als sein Alter zu präsentieren, was oftmals sehr lustig ist.
Jetzt aber genug der Schwärmerei von meinen „alten Leutchen“!
Ich hoffe euch hat der Blogpost gefallen und ihr schaut auch morgen beim zweiten Teil wieder rein.
Bis dahin alles Liebe aus Tudela
Eure
~ Lea ~