Reichtum macht nicht glücklich
Trotz der harten Realität in Malawi beweisen die Leute hier wunderbar, dass Reichtum allein eben doch nicht das Rezept zum Glücklichsein ist. Die Armut und der simple Lebensstil hindern die Bevölkerung nicht daran, Lebensfreude auszustrahlen.
Aber trotz der harten Realität beweisen die Leute hier wunderbar, dass Reichtum allein eben doch nicht das Rezept zum Glücklichsein ist. Die Armut und der simple Lebensstil hindern die Bevölkerung nicht daran, Lebensfreude auszustrahlen. Lachen, Tanzen und Singen ohne Ende. Kinder spielen im Dreck und Staub lachend Fußball. Aber der Fußball ist nicht ein Ball, wie wir es gewöhnt sind, sondern eine Konstruktion aus Papier und Schnur, denn ein echter Fußball ist eine Rarität. In beinahe jeder Lebenssituation scheinen die Menschen hier zu singen und zu tanzen, und dabei scheinen sie alle Profis zu sein. Schon die Kleinsten schwingen ihren Körper richtig im Takt mit und sind fähig, mehrstimmige Lieder zu singen. Jeder ist dabei: jung, alt, Mann und Frau. Dies ist leicht nachvollziehbar, denn die Großfamilie hat einen hohen Status. Kinder von verstorbenen Familienangehörigen, Geschwister der Hausbesitzer, Magd oder andere, die aufgenommen wurden. Freunde sind jeder Zeit willkommene Gäste. Deshalb sind die Häuser immer voll. Ob nun noch einer in den engen Raum gequetscht wird, spielt keine Rolle mehr.
Meist sind es die Kinder, die den Haushalt meistern. Morgen in der Frühe wird geputzt, gekocht, gewaschen... Am 19-jährigen Yohanne könnte sich so mancher Teenie aus der westlichen Welt ein Beispiel nehmen. Um vier Uhr morgens steht er auf, um für seine Abschlussprüfungen zu lernen. Um halb sechs beginnt er dann das Haus zu fegen und feucht aufzunehmen, dann ist kochen dran. Danach wird mal eben schnell eine Abschlussprüfung geschrieben. Mittags ist er bereits am Wäschewaschen, Kinder baden oder Kochen. Wenn irgendwer eine Kleinigkeit braucht, rennt er los und steht auch schon gleich mit dem Gewünschten wieder bereit. Trotz all dem speist er aus Respekt vor dem Hausherren nicht am Tisch mit. Nicht nur aus Respekt, sondern auch aus praktischen Gründen essen die Kinder in der Küche auf dem Boden, denn dort können Essensreste leicht aufgeputzt werden. Besteck ist nicht in jedem Haushalt aufzufinden, als Werkzeug werden ganz einfach die Hände verwendet.
Erstaunlich ist jedoch der Kontrast zwischen harter Arbeit und ständigem Herumtrödeln. Ein Beispiel für das harte Schuften sind die Frauen und Kinder, die jeden Tag Riesenmengen von Feuerholz anschleppen, um wenigstens ein kleines Etwas zu verdienen, was leider auch mit der Grund für die Abholzung vieler Wälder ist. Neben der harten Arbeit, wird dennoch alles ziemlich langsam und gemütlich angenommen. In Bureaus wird oft lange herum gesessen, was die Polizisten außer Schachspielen den ganzen Tag machen, hab ich noch nicht herausgefunden, und am Nachmittag trifft man sich auch mal ganz einfach zum Tratschen.
Die Religion ist eine wichtige Säule für die Menschen hier. Egal ob Muslime oder Christen, der Glaube gibt Mut in dem nicht immer einfachen Leben. Die Gotteshäuser sind jede Woche zum Platzen voll und die Gottesdienste sind richtige Feste. Es wird getanzt, gesungen und jeder kann mitwirken und fühlt sich frei. Alle Altersgruppen sind anzutreffen und dies in jeder Messe. Aber trotz der Zentralheit der Religion koexistieren die beiden verschiedenen Religionen in friedlicher Weise. Halleluja und Allah al Hakbar erschallen beinahe im Chor und alle sind eine große Gemeinschaft.
Über Malawi zu schreiben und den See nicht weiter zu erwähnen, wäre nur eine unvollständige Gedankenreise nach Nyassaland (Land des Sees), wie das Land während seiner Kolonialzeit hieß. Der drittgrößte See Afrikas zählt zum größten Stolz der Bewohner. Dies ist mehr als verständlich, wenn man die Naturpracht und das ganze idyllische Leben drum herum betrachtet. Mit unseren Seen keines Wegs zu vergleichen: weiße oder schwarze Sandstrände, Palmen, Strohhütten, traditionelle Fischerboote, Frauen, die Wäsche oder Geschirr waschen - einfach eine friedliche Atmosphäre. Der See ist Teil des Lebens der Menschen hier: ob beim Zähneputzen, baden oder für die Nahrung.
Aber Achtung! Auch wenn das Stichwort Afrika an hohe Temperaturen und tropische Regenschauer denken lässt, kann das Thermometer während des Winters auch mal tiefer klettern. Die Häuser sind aber nicht dementsprechend isoliert, was die permanenten Rotznasen sämtlicher Kinder, die sie 'elegant' an ihren Kleidern abwischen, erklärt. Der morgens kratzende Hals kommt aber nicht nur von der Kälte, sondern auch vom Staub, der von den holprigen, oft löchrigen Straßen aufgewirbelt wird. Allein die Hauptstraßen sind aus Teer und garantieren eine einigermaßen ruhige Reise. Aber um überhaupt auf der Straße zu fahren braucht man ein Auto, welches sich nicht mancher leisten kann. Der Großteil bewegt sich mit Fahrrädern oder öffentlichen Minibussen. Die zur zeitige Mission Impossible: Benzin finden. Im Moment herrscht Benzinknappheit. Man weiß nie, wann und wie lang dieses noch zu haben ist. So parken die Leute ihre Autos schon am Abend vorher, um sich am Tag darauf ihre Beute zu schnappen. Dies ist auch der Grund für wiederholte Unruhen in dem sonst so friedlichen Land.