Primer día en Madrid
Meine Ankunft in Madrid, die neue Gastfamilie und der Trubel um die Monatsfahrkarte.
Letzten Montag frühmorgens musste ich aufstehen, um den Bus nach Madrid zu nehmen. Der Couchsurfer brachte mich noch bis zur Haltestelle und kaum im Bus fielen mir schon wieder die Augen zu. Als wir in Madrid in die Busstation einfuhren, merkte ich, dass mein Handy ausgegangen war, da es keinen Akku mehr hatte. Die Powerbank war auch leer. Wozu hat man eigentlich so ein Teil, wenn man es doch nicht aufgeladen hat? dachte ich und ärgerte mich. Gleichzeitig machte ich mir auch ein bisschen Sorgen, denn wie sollte ich sonst meine Gastmutter finden, die mich abholen wollte? Ich schleppte meinen Koffer die Treppen hoch und hielt Ausschau nach dem blauen BMW. Ich ging einmal um den Ausgang herum und dann wieder runter, weil ich dachte, vielleicht gibt es mehr als einen Ausgang. Wie haben das nur die Leute früher gemacht, als es noch keine Handys gab? fragte ich mich. Und: Oh nein, jetzt mache ich meiner Gastmutter noch mehr Umstände. Es gab zuvor schon ein Missverständnis wegen des Ankunftsdatums. Schließlich ging ich wieder zurück und kurz darauf fuhr sie daher. Küsschen links, Küsschen rechts und schnell luden wir mein Gepäck ein, damit sie keinen Strafzettel bekam. Im Auto fragte ich nach dem Termin für die Monatsfahrkarte, wir hatten vereinbart, dass wir um 13 Uhr ins Büro der Verkehrsgesellschaft gehen sollten. Ups, das hatte Inma (meine Gastmutter) total vergessen. Schnell rief sie die Hotline an und fragte nach dem nächsten freien Termin. Leider, bedauerte die Dame am anderen Ende der Leitung, ist der nächste Termin erst eine Woche später. Inma zog eine Grimasse, hatte eine Nachfrage und musste fast schreien, damit sie mal ausreden konnte. Mittlerweile fuhr sie nicht mehr, sondern stand an einer Haltestelle; so ein aufreibendes Gespräch mit einer Callcenter-Mitarbeiterin ist nicht mit dem anstrengenden Madrider Stadtverkehr vereinbar. Nach dem Gespräch schimpfte Inma über die Unfreundlichkeit und beschloss trotzdem zu dem Büro zu fahren, um alles zu versuchen. Auf dem Weg dorthin rief sie ihre Schwägerin an, die bei der Stadtverwaltung arbeitet, um zu fragen, ob diese jemanden im Verkehrsbereich kennt, der etwas bewegen könnte. Leider nein. An der Informationstheke gab Inma ihr Bestes. Sie erzählte das Blaue vom Himmel und wies mich an, hinter ihr zu stehen und ein bemitleidenswertes Gesicht zu machen. Ich musste mir auf die Lippe beißen, um nicht zu lachen. Aber ihr Einsatz zeigte Wirkung: der junge Mann redete mit seiner Kollegin und schrieb uns dann eine Adresse auf. Dort erfuhren wir, dass es der einzige Tabakladen Madrids ist, der ausnahmsweise Monatskarten noch ohne Termin ausstellt. Früher konnte man das in jedem Tabakladen machen, heute kann man dort nur noch die Karten aufladen oder einzelne Fahrkarten kaufen. Um 15 Uhr sollte ich wiederkommen. Ich freute mich: besser als eine Woche teure Einzeltickets kaufen.
Schnell fuhren wir in mein neues Zuhause. Ich hatte gerade Zeit, mein Gepäck in das neue Zimmer zu stellen, schnell mein Handy etwas aufzuladen, meinen Gastvater und die Gastbrüder kurz zu begrüßen und ein Stück Brot mit Olivenöl zu essen, dann musste ich wieder los. Inma schärfte mir ein, zu welcher Bushaltestelle ich gehen müsste und so fand ich alles ohne Probleme. Vor dem Tabakladen waren aber schon ziemlich viele Leute und als ich eine Nummer in die Hand gedrückt bekam, merkte ich, dass die da draußen auch alle darauf warteten, dass ihre Nummer dran kam. Da ich großen Hunger hatte, ging ich zum Supermarkt und kaufte mir was zu essen, lief einmal um den Block und musste dann trotzdem nochmal ne halbe Stunde warten. Dann ging alles recht schnell: Adresse aufschreiben, Foto einscannen, der Mitarbeiter trug alles ein und dann musste ich nur noch unterschreiben und das Geld bezahlen, schon hatte ich meine Monatskarte. Unglaublich, wie erleichtert so ein kleines Ding machen kann und wie blöd man sich freuen kann, es zum ersten Mal zu benutzen!
Ich fuhr wieder "nach Hause" und fiel über das mittelwarme Essen her. Dann zeigte mir Inma nochmal ausführlich mein Zimmer und den Rest der Wohnung. Dann erklärte sie mir, an welchem Tag gewaschen wird, wann die Putzfrau kommt, wann gegessen wird, wann ich die Miete bezahlen muss, welches Bad ich benutzen soll und dass ich besser nicht meinen kompletten Waschbeutelinhalt ins Bad stelle, falls die "Kinder" nach dem Duschen wild das Handtuch schwingen. Die "Kinder" sind meine Gastbrüder Alberto und Eduardo, die Anfang und Ende 20 sind. Übrigens habe ich jetzt auch einen Gasthund, einen schwarzen Schnauzer namens Trufa.
Also packte ich langsam meine Sachen aus, darauf hatte ich mich schon länger gefreut, einfach nicht mehr aus dem Koffer zu leben und den nach jedem Zwischenstopp wieder ordnen zu müssen. Inma sammelte gleich meine dreckige Wäsche ein. Nach dem Abendessen war ich ziemlich müde und froh, ins Bett liegen zu können- alleine und keine Federn im Rücken zu spüren.
Mama schrieb per SMS, was man in der ersten Nacht im neuen Zuhause träumt, geht in Erfüllung. Ich träumte wildes Zeug, in dem auch meine Gastfamilie vorkam, hoffentlich geht das nicht in Erfüllung.
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