Prager Frühling?? Prager Winter!!
"Da war sie. Die weiße, wunderschöne und glitzernde Zuckerschicht." Saltare freut sich riesig, im schönen Prag einen Winter erleben zu dürfen, wie er im Bilderbuch steht!
Ich stehe am Fenster und die warme Heizung wärmt mich von unten. Der Blick in den verschneiten Innenhof ist wirklich wunderschön! Wer hätte gedacht, dass es in Prag einen solchen Winter geben wird. Bis zu 60 cm Schnee häufen sich auf den Dächern, Häusern und Straßenrändern.
Ich erinnere mich noch, als ich im neuen Jahr nach meinem Heimatbesuch wieder zurückkam. Beim einsteigen am Münchner Bahnhof in den Zug Richtung Prag war mir schon ein bisschen komisch zumute. Immerhin hatte ich zwei intensive Wochen mit meiner Familie und den Freunden verbracht!
Als ich letztendlich um 23.03 Uhr Prag erreichte, fühlte ich mich sofort wie zu Hause. Wie der Zufall es wollte, traf ich sofort meine Mitfreiwillige Almut. Wir begrüßten uns gleich mit einem Neujahrswunsch und auch sie hatte ein strahlendes Lächeln auf den Lippen. Nach ganzen 4 Monaten fühlt man sich eben schon wie zu Hause in dieser neuen Stadt. Der goldenen Stadt Prag.
Der erste Schnee kam am 08. Januar. Ich war schon ziemlich hoffnungslos, was Schnee angeht, nachdem ich in München eine Winterpleite erlebt hatte. Dabei hatte ich mir die weiße Weihnacht so sehr gewünscht. Aber was soll man machen, wenn man nicht gerade wie Zeus den Einfluss auf das Wetter hat.
Doch tatsächlich kamen die ersten Schneeflocken. Na ja, wird wohl nicht lange halten, dachte ich mir. Aber zu meiner Überraschung wurde ich vom totalen Gegenteil überzeugt. Wer konnte auch ahnen, dass es Tag und Nacht durchschneien sollte? Da war sie. Die weiße, wunderschöne und glitzernde Zuckerschicht. Es sah einfach traumhaft aus. Wir konnte uns es in der Samstagnacht einfach nicht nehmen, bis morgens um 5 Uhr draußen im Schnee herumzutollen und spazieren zu gehen.
Da die Arbeit direkt am Montag nach meiner Ankunft wieder weiter ging, hatte ich auch gar keine große Zeit, mir Gedanken um meinen Besuch in Deutschland zu machen. Ich möchte auch nicht behaupten, dass ich meine Freunde und Familie nicht vermissen würde. Es gibt natürlich immer diese Momente, wo man Erinnerungen an sie hat, aber dafür erlebt man hier so viel Neues und lernt immer mehr Leute kennen. Das von allen angekündigte große schwarze Loch hatte also gar keine Gelegenheit um sich auszubreiten.
So bin ich also voller neuer Energie, um mich in meine weiteren vorgenommenen Pläne zu stürzen. Bald fängt der intensivere Sprachkurs endlich an und ich muss noch zwei Lektionen aufarbeiten.
Da fällt ein Tropfen langsam von der Dachrinne. Kristallklar glitzert er in der Sonne. Alles kommt und geht. Die Jahreszeiten, die Zeit, die Geschichte… Das Winterwonderland scheint langsam anzufangen, sich wieder aufzulösen. Aber so ist es. Altes geht, Neues kommt. Und so wird wohl nun vorerst der hohe Schneeberg sich auflösen und den einen oder anderen Stein vom Weg spülen. Es ist Ende Januar und der Winter ist noch nicht zu Ende. Wir werden sehen, was er uns bringt.
Ich lasse das Rollo runter, lösche das Licht und schlüpfe unter meine warme Decke.
Das ist Prag, meine geliebte Stadt.
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