Pondicherry und Auroville
Pondicherry und Auroville sind zwei ganz spezielle Orte in Tamil Nadu (Indien), die vor allem französische und spirituell interessierte Menschen anziehen.
Seit September mache ich ein Praktikum in Pondicherry, auch Puducherry genannt. Die Stadt im Südindischen Staat Tamil Nadu hat rund 240.000 Einwohner und ist so für eine indische Stadt doch eher klein. Die nächst größerer Stadt ist Chennai, das frühere Madras. Dorthin braucht man ungefähr 3 Stunden. Aber das eigentlich spannende an Pondicherry ist, dass es die Hauptstadt eines Unionsterritorium bildet und somit zwar in Tamil Nadu liegt aber eine eigene Regierung hat. Somit sind in Pondicherry die Steuern niedriger und vor allem der Alkohol ist hier günstiger als in anderen Teilen Indiens.
Außerdem war Pondicherry von 1673 bis 1954 unter französischer Herrschaft und man spürt heute noch den Einfluss. Viele sagen, Pondicherry wäre nicht wirklich Indien und man würde den europäischen Einfluss stark spüren. Wenn ich es jedoch mit anderen indischen Städten vergleiche, finde ich Pondicherry doch sehr authentisch für eine indische Stadt. Es büßt nichts von dem Lärm, Dreck, den Farben und Gerüchen ein.
Pondicherry ist auch bekannt für das Sri Aurobindo Ashram, dass 1926 von dem bengalischen Philosoph und Mystiker Aurobindo Ghose (Sri Aurobindo) gegründet wurde. Er war 1910 in die Verbannung in das Französisch verwaltete Pondicherry gegangen, nachdem er von den britischen Kolonialherren wegen seiner politischen Aktivitäten in der indischen Unabhängigkeitsbewegung inhaftiert worden war. Hier wandte sich Aurobindo spirituellen Interessen zu, entwickelte die Lehre vom „Integralen Yoga „und gründete zusammen mit der Französin Mirra Alfassa einen Ashram. Aurobindo und Alfassa, die von ihren Anhängern „Die Mutter“ (The Mother) genannt wird, sammelten eine immer größere Schar von Jüngern, darunter viele Europäer, um sich. Der Ashram ist nun nicht nur Anziehungspunkt für spirituell Interessierte sondern rief auch Schulen, Bibliotheken, Läden und Krankenhäusern ins Leben.
Mindestens genau so viel Anziehung übt das 1968 von „der Mutter“ gründete Aurovile aus. Die Modellstadt soll ein Ort sein der keiner Nation und Religion gehört und gilt als ein utopisches Wohn-, Lebens- und Bewusstseinsexperiment. Auroville liegt acht Kilometer nördlich von Puducherry und hat heute rund 2000 Einwohner. Nicht alle Einwohner gehören der Phillosopie und Gemeinschaft der Aurovillians an. Um ein Aurovillian zu werden, muss man einen langen Prozess durchlaufen und viel Geld zahlen. Dann kann man die Vorzüge der Gemeinschaft nutzen.
Für mich ist Aurovill gleichzeitig eine Oase, weil es dort sehr grün und ruhig ist, aber auch ein zweifelhafter Ort, weil Menschen dort nach den Richtlinien der „Mutter“ leben. Und gleichzeitig ist es ein sehr exotischer Ort, denn es leben hier Menschen aller Nationen zusammen, vor allem Europäer, deren Kinder hier in eigenem völlig anderem Kontext aufwachsen.
Vor allem zieht Auroville aber auch junge Menschen an. Backpacker, die an Spiritualität Interesse haben oder Freiwillige, die in Aurovill leicht eine Voulunteer Stelle bekommen. Ich treffe immer nette Leute in Auroville und die Gemeinschaft zwischen den jungen Leuten ist toll. Bei weitem nicht jeder hat etwas mich Aurovill und der Phillosophie zu tun viele genießen einfach nur die Vorzüge des Ortes: ruhige Lage, organisches Essen, viele junge Leute...
Aurovill bietet auch viele Freizeitaktivitäten an und ist auch daher atraktiv für junge Leute, die für ein paar Monate in Indien leben und arbeiten.
Im Zentrum Aurovilles steht das Matrimandir („Tempel der Mutter“), ein futuristisch anmutendes Bauwerk in Form einer goldenen, sphärisch abgeflachten Kugel, das als Ort der Meditation und Kontemplation dient. Ein Besucherzentrum zeigt in einer ständigen Ausstellung die Geschichte und Philosophie der Ansiedlung und informiert über aktuelle Projekte und Aktivitäten der Bewohner.