"Polen?! Was willst du denn in Polen? Da klauen doch alle Autos!"
Sie sind schon anstrengend, diese Leute, die noch nie da waren, aber alles über ein Land zu wissen glauben. Weltenbuerger will es ihnen zeigen: Dass Polen nicht von Autodieben bevölkert wird.
Ja, das sind so die ersten Assoziationen meines Umfeldes auf meinen überschwänglichen Ausruf, den Europäischen Freiwilligendienst in Polen zu absolvieren. Drei von 20 Leuten waren begeistert (darunter auch meine Französischlehrerin), dem Rest fiel die Kinnlade runter. Na gut, dann verpasst Ihr eben was!
Was assoziiert man denn nun eigentlich mit Polen? Das besagte Klauen von Autos in erster Linie, frei mach dem Motto: „Gehen Sie nach Polen – Ihr Auto ist schon da!“ Aber Polen hat doch viel mehr zu bieten ¬– was, weiß ich gerade auch nicht, da ich bisher nur eine Woche im Rahmen der Vorbereitung da war.
Somit ist das ganze Unternehmen für mich ein Sprung ins kalte Wasser, hatten doch meine Eltern mein Drängen auf eine Polenreise stets mit den Worten "Aber da fahren wir nicht mit dem Auto hin!" abgeschmettert. Es existieren so viele Stereotypen von Polen, dass es müßig wäre, alle aufzuzählen. Gut, an jedem Vorurteil ist auch ein Körnchen Wahrheit, aber deshalb eine interkulturelle Erfahrung einfach abzuwehren ist doch echt einfach nur blöd.
Klar, jeder lebt mit Stereotypen und irgendjemand, mir fällt gerade nicht ein wer, hat mal gesagt: "Das größte Vorurteil ist es, wenn ein Mensch sagt, keine Vorurteile zu haben." So viel dazu.
Aber inwiefern kann man offen, sagen wir mal, neutral, in ein anderes Land gehen? Eigentlich kaum, da das Umfeld eine große Rolle spielt. Da ist die Mutti, die mit Polen vor allem Kälte assoziiert und warnt "Hast du denn auch dein Mützchen eingepackt?", der Papa, der mit Polen Klauen verbindet und meint, dass man sich nicht von fremden Leuten anquatschen lassen soll, der Bruder, der sich wundert, dass Polen überhaupt fließend Wasser hat… und zum Schluss man selber, der am liebsten rufen würde: "Hallo, könnt Ihr mich nicht vielleicht mal selber Erfahrungen machen lassen?"
So ist das in einer Familie, die noch nie da war (zumindest nicht in den letzten 20 Jahren) und die mehr von Zeitungsartikeln und Nachrichten berichten können, als dass sie verwertbare Augenzeugenberichte vorweisen könnten. Ja, da gibt es die Hooligans. Und diese komische Regierung. Und kalkhaltiges Wasser....
Mag alles sein, aber das macht doch noch lange kein Land aus. Länder sollte man nie nach Regierungen beurteilen und nach Wasser schon gar nicht.
Vielleicht sehe ich das in ein paar Monaten anders. Wenn ja, werde ich Euch davon berichten....
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