PODEMOS - (Yes,) We Can?
Zum ersten Mal könnte sich in Spanien das klassische Zweiparteiensystem ändern. Am 20.12. wird gewählt.
2014: Die Wirtschaftskrise in Spanien hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Jugendarbeitslosigkeit steigt drastisch, Tausende junge Leute verlassen das Land, über 90 Prozent der Arbeitsverträge in Spanien sind befristet. Vor allem in den größeren Städten gehen die Menschen auf die Straße. Inmitten dieser Zeit und sozusagen aus einer Protestbewegung heraus gründet ein Politikprofessor aus Madrid eine neue Partei: Podemos (auf deutsch „Wir können“). Sie präsentiert sich unkonventionell und jung, ist ausgerichtet auf mehr Basisdemokratie und Bürgerbeteiligung. Auf ihrer Internetplattform kann sich jeder in Spanien Lebende registrieren, Vorschläge machen und über diese abstimmen. Diejenigen mit großer Beteiligung und natürlich mit mehrheitlicher Zustimmung werden ins Parteiprogramm aufgenommen. Klingt alles in allem nach einem Erfolgsrezept, gerade in der Krise suchen viele Spanier nach Alternativen zu den zwei großen Parteien, die sich fast seit Franco mit dem Regieren abwechseln. Aber wird sie sich halten können oder steht hinter dem jungen Idealismus nur realitätsferne Theorie?
2015: Die Bilanz von Podemos ist gemischt. Schon wenige Monate nach der Gründung konnte die Partei ins Europaparlament einziehen, doch die Regionalwahlen im März zeigen: In Madrid und Barcelona beweisen die Wähler ihr Vertrauen in die noch ungeübte Partei, doch gerade abseits der Städte setzt man auf Stabilität, auf die regierende PP (Volkspartei) oder die große linke Oppositionspartei PSOE (Spanische Sozialistische Arbeiterpartei). Gerade die jungen Leute in den Städten springen auf die Präsenz in den sozialen Medien und die Beiteiligungsmöglichkeiten im Internet an, doch reicht das aus? Podemos setzt auf Ortsgruppen, in denen man sich noch ganz „oldschool“ trifft und diskutiert, ihre Sozialpolitik soll alle Altersgruppen miteinbeziehen. Doch nach Syriza in Griechenland sind manche skeptisch, wollen nicht experimentieren. Andere hingegen wurden gerade durch die Krise politisch aktiv.
Am 20.12. wird ein neues Parlament gewählt. Noch zeigen sich die Spanier zwiespältig, von großer Wahleuphorie ist nichts zu hören und zu sehen, bis jetzt kann man vielleicht von passiver Gespanntheit sprechen. In welchem Maße sich das ändern wird und vor allem wie das für Spanien ausgeht, wird man sehen.