Plätzchen nach litauischer Art
A_nnika vertreibt sich die Zeit mit Backen. Doch es klappt nicht alles so, wie sie es sich vorgestellt hat. Außerdem hat sie die größte Bibliothek Litauens besucht.
So backe ich in Litauen Weihnachtsplätzchen, vom Nachahmen wird abgeratenDas Abenteuer in Litauen Weihnachtsplätzchen zu backen. Meine Probleme und Lösungsversuche.
Zweimal habe ich in den zurückliegenden Wochen Weihnachtsplätzchen gebacken oder besser gesagt, ich habe es versucht. Am Anfang funktionierte alles bestens. Ich war im Maxima einkaufen und fand alle Zutaten, sogar Marzipan und Dr. Oetker Backpulver. Da dachte ich mir: „Na dann kann ja nichts mehr schief gehen.“ Das hat sich als Irrtum herausstellen, wie ich bald erfahren sollte. Mit meinen Einkaufstüten bewaffnet, bin ich also zur Kniaudiskiu gatve gelaufen, dort ist die Wohnung von Maurizio und Nicolas und dort fand auch unsere Multinationale (vertreten war Frankreich, Italien, Polen, Österreich und natürlich Deutschland) Koch- und Bastelsession statt. Das alles Taten wir nicht nur zum Vergnügen, auch wenn keiner von uns bestreiten würde, dass es eine Menge Spaß gemacht hat. Wir haben das alles vorbereitet für einen „Kulturtag“ in der Arbeit von Felicitas. Aber nun zurück zu meinen „Weihnachtsplätzchen auf litauische Art“: Ich kam also in die Wohnung und fing an alles in die Schüssel zu geben. Da tauchte Problem Nummer 1 auf. Es gab keine Waage oder einen Messbecher um die benötigte Menge abzumessen. Die Lösung ganz einfach. Man kann nur schätzen wie viel man in die Schüssel tut. Nachdem alle Zutaten in der Schüssel waren, tauchte Problem 2 auf: Es gab kein Rührgerät um den Teig zu vermischen. Auch hier die Lösung relativ leicht, man nimmt einfach die Hände. So weit so gut, der Teig war nun fertig mehr oder wenig gut vermischt in der Schüssel. Problem 3 konnte kommen. Der Backofen in der Wohnung von den Jungs funktioniert nicht. Die Lösung: Felicitas meinte, ich kann das backen ja am nächsten Tag bei ihr auf der Arbeit machen. Also Teig in den Kühlschrank und weiter geht’s zum Basteln. Wir haben uns auch ein kleines Spiel ausgedacht. Die Regeln sind ganz einfach. Wir haben jeweils einzelne Sätze oder Wörter in unserer Sprache aufgeschrieben und ein berühmtes Gebäude gezeichnet. Die behinderten Menschen und Betreuer aus der Arbeit von Felicitas sollten dann entscheiden, was zu welchem Land gehört.
Am nächsten Tag wollte ich dann mit dem Backen starten und schnitt erst einmal den Heidesand in dünne Scheiben. Danach wollte ich es auf die Backbleche legen und in den Backofen schieben. Das Problem 4 taucht auf. Es gibt kein Backpapier und ich habe es auch vergesse zu kaufen. Also dachte ich, ich lege die Plätzchen auf den Rost, denn wenn ich sie ohne Papier auf das Blech lege, werden sie schwarz. Dann rollte den Teig für das Buttergebäck auf der Arbeitsfläche aus und begann auszustechen. Das funktionierte jedoch nicht, denn der Teig war zu weich. Entweder habe ich nicht gut genug geschätzt oder es lag an der Optima Butter aus dem Maxima. Das wäre nun also Problem 5. Die Lösung lautet, es gibt keine Sterne oder Tannenbäume, sondern nur Runde handgeformte Kreise. Während ich mit dem Buttergebäck beschäftigt war kündigte sich unbemerkt Problem 6 an. Nach einiger Zeit roch es etwas merkwürdig in der Küche. Warum wohl? Der Heidesand ist weich geworden durch die Hitze im Backofen und durch die Löcher des Rosts auf den Boden gefallen und dort dunkelbraun bis schwarz geworden. Das meiste war nun unbrauchbar. Ich versuchte so viel wie möglich vom Teig zu retten und musste mir nun eine Lösung fürs Buttergebäck einfallen lassen. Die Lösung lautet: Ich nehme nun doch die Backbleche und bestreiche sie mit Öl um das Ankleben am Boden zu verhindern. Das hat dann auch ganz gut geklappt und alle haben gesagt das Gebäck ist „labai skanus – sehr lecker“.
Adventinis vakaras
Das zweite Mal hat das Backen besser geklappt, was in erster Linie daran lag, dass ich einen Backofen und Backpapier in der Wohnung meiner Gastfamilie hatte. Aber ich war immer noch auf das Abschätzen der Zutaten und das Vermischen des Teiges mit den Händen angewiesen. Auch hier habe ich nicht ganz ohne Anlass gebacken. Am Dienstag hatten wir in der Bibliothek eine Weihnachtsveranstaltung. Es ging um Weihnachten und die Zeit davor in Litauen, Italien und Deutschland. Es war eindeutig das bisherige Highlight. Wir hatten Werbung gemacht und so circa 20 Leute waren da und wir haben geredet über die verschiedenen Traditionen, Weihnachtslieder gehört, deutsche und litauische Plätzchen gegessen, auch wenn ich finde, dass meine nicht wie Weihnachtsplätzchen geschmeckt haben. Und die ganze Zeit hatten wir nur Kerzenlicht brennen und einen Adventskranz haben wir gebastelt, der gehört schließlich zur deutschen Adventszeit dazu. Es war ein voller Erfolg und hat ganz viel Spaß gemacht, auch wenn ich am Tag davor vier Stunden Plätzchen gebacken habe.
Zu diesem Thema passt noch eine weitere Sache. Am 30. November gab es im Zentrum die Eröffnung von Egle, dem Weihnachtsbaum. Ich glaube ich hatte schon mal geschrieben, dass Egle ein litauischer Name ist und auch Weihnachtsbaum bedeutet. Jedenfalls gab es um sechs Uhr abends im Zentrum die feierliche Einweihung. Es wurden litauische Weihnachtslieder gesungen und die Verdeckung des Baumes entfernt. Der Baum ist eigentlich ganz schön, nur die Beleuchtung gefällt mir nicht. Die ist blau und blinkend.
Mehr von der ArbeitDavon abgesehen war ich wieder in ein paar mehr litauischen Dörfern um Bücher zu präsentieren und bin positiv überrascht worden. Es war in Nevezys beim Bücher präsentieren. In der Filiale dort arbeitet ein Mann, den ich zuvor in der großen Bibliothek auch schon gesehen habe, der aber nie wirklich mit uns Freiwilligen geredet hat. Als wir in dem Dorf waren hat er mir stolz eine mehr als 60 Jahre alte Schreibmaschine gezeigt, die in Deutschland hergestellt wurde und ein altes Buch gezeigt, bei dem auf dem Einband etwas anderes ist, als innen gedruckt ist. Und dann hat er extra gesagt, dass Vida das für mich übersetzen soll. Aber ich habe auch so verstanden. Überhaupt sind meine Sprachkenntnisse inzwischen so gut, dass Egle, Kestas, Vidas und ein paar andere nur noch Litauisch mit mir reden…
Ansonsten war ich wieder einmal im Gymnasium und habe den Unterricht besucht und auch eine Schülerin privat getroffen und war in einer Hauptschule in den Deutschstunden. Aber da hat man den Unterschied im Verhalten der Schüler deutlich gemerkt. Aufgefallen ist mir auch, dass es hier überall in öffentlichen Gebäuden eine Gardarobe gibt, in Theatern und Museen, in den Büchereien, im Krankenhaus und sogar in den Schulen.
Die größte Biblioteka Litauens
In Vilnius war ich auch wieder einmal. Aber nicht nur zum Vergnügen. In Vilnius haben wir uns eine Bibliothek angeschaut. Genau gesagt nicht irgendeine, sondern die größte Bibliothek Litauens. Dort gibt es 3.800.000 Bücher, teilweise aus dem 16. und 17. Jahrhundert, manche davon auf Deutsch verfasst und ganz alte russische Zeitungen von 1920. Außerdem findet man dort Sachen wie „Die deutsche Grammatik vom 15. bis 18. Jahrhundert“. Ein Paradies, vor allem für Studenten. Man kann dort in einen Raum gehen, in dem auf Karteikarten alle Bücher aufgeführt sind, die die Bibliothek besitzt. Einmal sortiert nach Autor und einmal nach Art des Buches. Jedem Buch wird eine Nummer zugeteilt und dann muss man das Buch nur noch finden. Einfacher gesagt als getan. Die Bücher sind nämlich nicht sortiert (jedenfalls nicht auf gewöhnliche Weise), sondern nach Nummern und Größe (um Platz zu sparen) angeordnet. Da steht also ein Buch in russischer Schrift aus dem 19. Jahrhundert neben einem deutschen aus dem 20. Jahrhundert und einem litauischen aus dem letzten Jahr, daneben vielleicht ein portugiesisches Buch von 1902 und dann wieder ein litauisches. Irgendjemand muss da den totalen Durchblick haben, ich hätte es nicht. Dann gibt es noch ein „Buchkrankenhaus“ in dem kaputte Bücher repariert und restauriert werden. Und das richtig professionell und liebevoll. Danach waren wir noch essen und hatten noch trubuti Freizeit, die wir dank den litauischen Mädels, die dabei waren, in Akropolis verbrachte haben.
Volunteersparty in Kaunas
Das war der Anlass für mein Wochenende in Kaunas. Eine von Patria organisierte Party, auf die noch eine Party nach der Party folgte, nachdem fast alle in die Wohnung einiger Volunteers weitergezogen sind. Es war sehr schön, weil ganz viele andere Volunteers da waren und ich auch endlich einmal DoroL und Sarah kennen gelernt habe, die ja auch hier bei youthreporter schreiben. Viele Grüße nach Vilnius und Kaunas, ich komme euch bestimmt mal wieder besuchen. Ich bin dann erst Sonntagabend wieder heimgefahren und habe noch ein paar Sehenswürdigkeiten von Kaunas angesehen. Ich war am Stausee am Stadtrand von Kaunas, dem größten künstlichen See Litauens und in einem „Museum und Gebäude“, dem neunten Fort. Das wurde ursprünglich zur Verteidigung von Kaunas gebaut und hat dann als Gefängnis gedient (litauisches und sowjetisches), bevor es von den Nazis als Konzentrationslager genutzt wurde.
Aufgefallen ist mir auch, dass die Tage hier kurz sind. Richtig hell ist es erst nach acht Uhr morgens und nach drei Uhr nachmittags wird es schon wieder dunkel. Und nun wünsche ich eich allen:
Linksmu svenciu ir laimingu nauju metu!
Weihnachten verbringe ich mit meiner Gastfamilie und am 25. Dezember bis 1. Januar fahre ich nach Tallinn und Helsinki, werde dort also auch Silvester feiern. Danach gibt es dann einen Bericht über mein „litauisches Weihnachtsfest“ und meine Reise in den Norden.